Sicherheit in NÖ: Häusliche Gewalt ist das große Sorgenkind
Kann man in Niederösterreich noch unbekümmert auf die Straße gehen, ohne dass einem angst und bange wird? Ein historischer Tiefstand von vier (2021) beziehungsweise fünf Morden im Vorjahr, die Eigentums- und Gewaltkriminalität auf dem niedrigsten Niveau seit Jahren und eine Rekord-Aufklärungsquote von zuletzt 56,5 Prozent: Auf den ersten Blick scheint man sich in den vergangenen Jahren in Sachen Sicherheit in Niederösterreich keine groben Schnitzer erlaubt zu haben. Es lohnt sich jedoch, genauer hinzusehen. Das subjektive Sicherheitsgefühl stimmt längst nicht mehr mit der Realität überein.
Die Corona-Pandemie und verstärkte Grenzkontrollen haben dem klassischen Einbruchstourismus einen Riegel vorgeschoben. Seit 2018 (1.923) hat sich die Zahl der Einbrüche in Häuser und Wohnungen auf 828 im Jahr 2021 mehr als halbiert. Die Eigentumskriminalität ist von 23.659 Straftaten im Jahr 2018 auf 14.751 (2021) in den Keller gerasselt. Dafür haben Polizei und Politik mit ganz anderen Phänomenen vermehrt zu tun.
Die gewaltvollen Übergriffe in Beziehungen, vor allem gegen Partnerinnen, haben auch in NÖ ein alarmierendes Ausmaß angenommen. Wurden 2018 noch 2.284 Fälle angezeigt, waren es 2021 bereits 2.772. Alle fünf Tötungsdelikte im vergangenen Jahr wurden von Männern an ihren Partnerinnen und in einem Fall an einer Tochter begangen. Die Landesregierung reagierte mit Sicherheitsgipfeln und zusätzlichen Budgetmitteln für Schutzzentren, Frauenhäuser und Kampagnen gegen Gewalt. Bei der Polizei weiß man, dass es damit noch lange nicht getan ist.
Eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit ist mit Sicherheit das Thema Cybercrime und Telefonbetrug. Beinahe täglich werden meistens ältere, unbedarfte Menschen Opfer gut organisierter Betrügerbanden. Was die Internetkriminalität anbelangt, steigen die Fälle auch in Niederösterreich massiv. 6.543 Delikte im Jahr 2021 bedeuten einen Anstieg von fast 25 Prozent. Das toppt nur die Schlepperkriminalität mit einem Plus von 57 Prozent von 2020 auf 2021 (1.137 Fälle).
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