Neun Jahre Haft: 42-Jähriger soll Jugendliche missbraucht haben
„Der Angeklagte ist pädophil und hat eine Vorliebe für junge Burschen. Am liebsten unmündig, also unter 14 Jahre alt.“ Mit einer klaren Feststellung eröffnete die Staatsanwältin am Donnerstagvormittag vor einem Schöffensenat am Landesgericht St. Pölten die Anklage gegen einen 42-jährigen Mostviertler. So deftig, wie die Verhandlung begann, endete sie auch mit der nicht rechtskräftigen Verurteilung zu neun Jahren Haft.
Dem Mann wurde eine lange Liste von schwerem und versuchtem sexuellen Missbrauch von vier unmündigen 12- und 13-Jährigen sowie der Besitz und die Inszenierung pornografischer Darstellungen von Minderjährigen vorgeworfen. Zu den Verbrechen soll es zwischen 2011 und 2021 gekommen sein.
Mehrfach straffällig
Ein schmächtiger Mann, mit schulterlangem Deckhaar mit darunter kahl geschorenem Kopf, einem auffälligen Ohrstecker und einem Piercing in der Augenbraue eines pfiffigen Gesichts, wurde in Handschellen aus der Haft vorgeführt. Der Lkw-Fahrer hat gerade eine siebenmonatige Haft abzusitzen. Er zahlt Alimente für zwei Töchter, hatte zuletzt eine Lebensgefährtin, die auch im Saal anwesend war und er hatte offensichtlich auch ein reges sexuelles Doppelleben.
„Fakt ist, der Angeklagte ist schon mehrfach straffällig geworden in dieser Weise und hat eine Vorliebe für junge Burschen. Wenn diese Burschen das 14. Lebensjahr überschritten hätten, wäre es nicht einmal strafbar“, ging auch der Verteidiger auf die früheren fünf Vorstrafen seines Mandanten ein. Zugleich zeigte er auch die argumentative Verteidigungslinie mit der altersmäßigen Missbrauchsgrenze mit 14 Jahren auf. Die mutmaßlichen Opfer seien zum Großteil nur um ein Jahr jünger gewesen.
"Grauslichkeiten"
Von keinem seiner mutmaßlichen Opfer habe er gewusst, dass sie unter 14 Jahre alt waren, versuchte der Beschuldigte glaubhaft zu machen. Bis ihn Richterin Doris Wais-Pfeffer entnervt mit einem Sammelsurium an „Grauslichkeiten“ in verschiedensten Nachrichtenforen konfrontierte. Über Snapchat, Whatsapp oder andere Foren machte sich der Angeklagte an die Jugendlichen heran. In übler Pornosprache versuchte der Mann dann Kinder zu Treffen und Sex zu überreden. "Du bist 13, dir kann nix passieren", schrieb er einmal.
„Ja, ich hab gewusst, dass er 13 war“, gab der Angeklagte schließlich zerknirscht für ein Opfer zu. Zugeben musst er auch, dass er etliche tausend Kinderpornodarstellungen in Form von Fotos oder Videos besessen hatte. Rund um andere Opfer erzählte er wilde Sexgeschichten, auch erpresst soll ihn einer der Burschen haben. Nach einem Übergriff im rauschigen Zustand auf einen Buben soll er den Betroffenen und dessen Freund Handys geschenkt haben.
Jugendlicher in Therapie
Wie sonst in solchen Prozessen unüblich, wurde die Öffentlichkeit dieses Mal nicht ausgeschlossen, als im Gericht die Videos der kontradiktorische Vernehmung der drei anderen mutmaßlichen Opfer vorgespielt wurden. Was als harmlose Bekanntschaft über Verwandte oder Freunde begann, endete mit Sexattacken, gegen die sich die 13-Jährigen schwer wehren konnten. Die Opferanwältin von zwei Betroffenen berichtete, dass einer der Jugendlichen deshalb Therapien brauche und laufend psychiatrisch betreut werden müsste. Sie forderte in einem Fall 1.000 und im schweren Fall 2.000 Euro.
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