Missstände in Mastbetrieb in NÖ: Tierhalteverbot wird geprüft

Missstände in Mastbetrieb in NÖ: Tierhalteverbot wird geprüft
Video des VGT zeigt sterbende und verwesende Tiere - nach 2013 erfolgte neuerlich eine Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) ortet Missstände in einem Mastbetrieb im Bezirk St. Pölten-Land. Ein am Dienstag veröffentlichtes Video zeigt sterbende Schafe, Rinder in Fäkalien, verwesende Tiere im Stall und bereits verendete in Tonnen vor dem Gebäude. Der VGT hat Anzeige bei der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten eingebracht. In einer Aussendung anlässlich einer Protestkundgebung vor dem Betrieb am Dienstag wurde Aufklärung und ein Tierhaltungsverbot gefordert.

Mehr als 1.000 Lämmer, Schafe, Zicklein, Ziegen und Rinder werden der Aussendung zufolge in dem Betrieb gehalten. "Die Zustände sind abscheulich, das Tierleid ist immens", teilte der VGT mit. Kritisiert wurde gesetzlich verbotene Vollspaltenbodenhaltung von Lämmern sowie Rinder, die "in knöcheltiefen Fäkalien-Seen aus Kot und Urin leben, liegen und schlafen" müssten. Bereits im Jahr 2013 habe der VGT Anzeige gegen den Betrieb Anzeige erstattet und ein Tierhalteverbot gefordert.

Amtstierarzt gerufen

Von Seiten der BH St. Pölten wird die aktuelle Anzeige bestätigt. Schon in der Vorwoche sei laut Bezirkshauptmann Josef Kronister der Amtstierarzt vor Ort gewesen. "Wir haben geschaut, dass die Dinge bereinigt werden. Die Aufarbeitung ist im Gange. Momentan sind keine Akutmaßnahmen nötig", erklärt Kronister auf KURIER-Nachfrage. Auch im Jahr 2013 habe es Anzeigen gegen den Betrieb gegeben, damals soll es laut Kronister Nachbarschaftsstreitigkeiten gegeben haben. "Natürlich sind wir dem nachgegangen", beteuert der Bezirkshauptmann. 

Die Details dazu gab Bezirkshauptmann-Stellvertreter Christian Pehofer bekannt. Demnach leben auf dem Betrieb derzeit 135 Rinder und rund 700 Schafe und Ziegen. Bei der Erstbesichtigung der Veterinärbehörde mit der Polizei am vorigen Freitag seien erste Sofortmaßnahmen angeordnet worden, etwa die Behandlung oder - wenn unbedingt begründet - Tötung der betroffenen Tiere. Das sei auch am Samstag durch die betreuende Tierärztin weiter durchgeführt worden.

Am Montag sei bei einer weiteren Kontrolle durch die Amtstierärzte der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten festgestellt worden, dass die Gülle aus den Stallungen entfernt worden sei, eine Einstreuung mit Stroh vorgenommen und weitere tierschutzrechtlich relevante Missstände beseitigt wurden. 

Pehofer: "Darauf begründet konnte seitens der Amtstierärzte festgestellt werden, dass derzeit keine weiteren Akutmaßnahmen zu setzen sind. Die Setzung der Maßnahmen erfolgte im Einvernehmen mit den Verantwortlichen des Betriebes." 

Tierhalteverbot wird geprüft

Darüber hinaus machte sich auch der für Tierschutzrecht zuständige Landesrat Gottfried Waldhäusl ein Bild über den Zustand des Stalles. Jedenfalls werde seitens der Bezirkshauptmannschaft St. Pölten die Setzung weiterer Maßnahmen geprüft, wie die Erteilung eines Mängelbehebungsbescheides unter Androhung eines Tierhalteverbotes bzw. alternativ dazu den Ausspruch eines Tierhalteverbotes sowie die Einleitung von Verwaltungsstrafverfahren.

Zu den bereits erfolgten Anzeigen des Vereins gegen Tierfabriken im Jahr 2013 betont Bezirkshauptmann-Stellvertreter Pehofer: "Nach Setzung von Sofortmaßnahmen ist im Jahr 2014 ein Maßnahmenbescheid ergangen, der nach intensivierten Kontrollen zuletzt aufgrund einer amtstierärztlichen Kontrolle 2015 als eingehalten befundet ist. Insbesondere wurde die Tierhaltung reduziert bzw. letztlich ein Standort der Tierhaltung aufgelassen und die per Bescheid vorgeschriebenen Maßnahmen umgesetzt." Betont wird auch, dass fortlaufend eine intensivierte Kontrolltätigkeit statt gefunden habe. Pehofer:  "Der Betrieb am gegenständlich angezeigten Standort konnte im Zuge von amtstierärztlichen Kontrollen zuletzt 2019 und 2020 als unauffällig bezeichnet werden."

Kommentare