Festspielhaus St. Pölten: Neue Saison bringt viel Tanz, Musik und Vernetzung

Festspielhaus St. Pölten: Neue Saison bringt viel Tanz, Musik und Vernetzung
Initiativen und Partnerschaften mit Kulturinstitutionen verbinden das Festspielhaus St. Pölten nun noch enger mit der Region.

Bettina Masuch, künstlerische Leiterin des Festspielhauses St. Pölten, zieht im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) eine Zwischenbilanz nach ihrer ersten Saison und präsentiert ihre Pläne für 2023/24.

APA: Seit Sie vor einem Jahr die Leitung des Hauses übernommen haben, scheint die Pandemie zwar überstanden, doch die politische und gesellschaftliche Situation hat sich insgesamt verändert. Wie haben Sie Ihre erste Saison erlebt?

Bettina Masuch: Mittlerweile hatte ich die Gelegenheit, das Publikum kennenzulernen, und ich bin sehr beglückt darüber, wie offen und neugierig es auf mich und auf unser Programm zugegangen ist. Das freut mich sehr, wie leicht man hier ins Gespräch kommt.

Ist also die von Ihnen intendierte „Umarmung“ gelungen?

Masuch: Ich hoffe! Es ist mir auch ein Anliegen, denn nichts ist furchtbarer, als wenn so ein schönes Haus ein Satellit ist, der zwar international einen guten Ruf hat, aber sich nicht mit den Menschen verbindet. Daher gibt es immer wieder Gesprächsangebote, die auch gern angenommen werden.

Auch die Verbindung vom Kulturbezirk zur Stadt ist ein Thema...

Masuch: Das ist ganz zentral für uns. Wir stellen die neue Saison ganz ins Zeichen guter Nachbarschaft und Partnerschaft mit Kulturinstitutionen der Region. Den Auftakt macht die Eröffnung des neu gestalteten Domplatzes: Mit einem Fest für St. Pölten, das in Zusammenarbeit mit dem Tonkünstler Orchester Niederösterreich, der Stadt St. Pölten, dem Land Niederösterreich und weiteren Partnern entsteht, wird der Domplatz als weiteres (Kultur-)Zentrum der Stadt eingeweiht. Kunstübergreifende Erlebnisse verspricht der Herbst: Die sieben Todsünden sind das Thema eines Gastspiels von Gauthier Dance und einer zeitgleichen Ausstellung in der Kunsthalle Krems.

Welche neuen Initiativen darf man sich sonst erwarten?

Masuch: Gemeinsam mit dem Tanzquartier Wien und brut Wien wird das Festspielhaus der Choreographic Platform Austria (CPA) neues Leben einhauchen und geballtes Tanzprogramm in beiden Städten bieten. Ein weiteres Herzensprojekt ist die Gründung einer eigenen - so der selbstbewusste Arbeitstitel - Jugendtanzcompagnie in Kooperation mit dem Musik & Kunst Schulen Management Niederösterreich und der Musikschule St. Pölten. Auch die Zusammenarbeit mit der Jeunesse feiern wir: Das europaweite Kinder-Musikfestival "Big Bang" wird 2024 zum ersten Mal Halt in Österreich machen.

Festspielhaus St. Pölten: Neue Saison bringt viel Tanz, Musik und Vernetzung

Die brasilianische Musiklegende Gilberto Gil wird im Festspielhaus in St. Pölten seinen einzigen Auftritt seiner Abschieds-Tour in Österreich haben.

Festspielhaus St. Pölten: Neue Saison bringt viel Tanz, Musik und Vernetzung

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Festspielhaus St. Pölten: Neue Saison bringt viel Tanz, Musik und Vernetzung

Festspielhaus St. Pölten: Neue Saison bringt viel Tanz, Musik und Vernetzung

Die Konzertschiene im Festspielhaus bleibt?

Masuch: Die wird bleiben und sogar etwas ausgebaut. Das ist so etwas wie unsere künstlerische Mehrsprachigkeit. Es kommen wieder Meister ihres Faches wie die brasilianische Musiklegende Gilberto Gil, der bei uns den einzigen Österreich-Auftritt seiner Abschieds-Tour haben wird, und Künstler, über die jeder spricht, wie etwa Cécile McLorin Salvant oder Fatoumata Diawara. Neu ist ein Kammermusik-Zyklus mit jungen virtuosen Musikern, der sich dem Klavier in allen Stilrichtungen und Genres widmet.

Wie geht es Ihnen denn mit dem ökonomischen Druck durch die Teuerung? Inwieweit müssen Sie darauf Rücksicht nehmen bei der Programmierung?

Masuch: Es beschäftigt mich natürlich inhaltlich, und auch das Publikum wählt stärker aus. Es ist meine Aufgabe, ein Programm zu machen, von dem die Besucher sagen können, es war den Besuch wert, selbst wenn nicht immer alles gefällt. Die Teuerung spüren wir auch, unter anderem in Form von stark gestiegenen Energiekosten für den Spielbetrieb.

Welche Perspektiven sehen Sie für Ihren Anspruch, gesellschaftliche Relevanz abzubilden?

Masuch: Wir leben ja in einer Zeit, die enorm polarisiert und Gefahr läuft, nur mehr Schwarz und Weiß als unvereinbare Gegensätze zu kennen. Besonders deshalb haben wir zwei Produktionen im Spielplan: eine mit der Batsheva Company aus Tel Aviv und eine mit Sasha Waltz. Es geht dabei um den Auftrag, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Verständigung zwischen zwei vermeintlich unversöhnlichen Positionen möglich ist.

Das Festspielhaus bietet also weiterhin ein „Fenster zur Welt“, wie es Michael Birkmeyer, einer Ihrer Vorgänger, formuliert hat?

Masuch: Auf jeden Fall. Aber wir verstehen uns natürlich auch als Haus für die österreichische Szene. Und Kulturvermittlung ist unsere dritte Programm-Säule neben Tanz und Musik. Auch wird die intensive Zusammenarbeit mit der „Tangente St. Pölten - Festival für Gegenwartskultur“ das Festspielhaus um neue künstlerische Visionen bereichern und Highlights nach St. Pölten holen. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, über den Tellerrand unserer Institutionen zu schauen und gleichzeitig die Zusammenarbeit zu stärken. Ich denke, die Stadt und die Region können stolz sein auf das Kulturangebot, und finde es großartig, dass Stadt und Land beschlossen haben, Geld, das für die Kulturhauptstadt reserviert war, trotzdem in eine Kulturinitiative fließen zu lassen - gerade in diesen Zeiten.

(Das Gespräch führte Ewald Baringer/APA)

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