Roller-Verleih: E-Scooter erobern Niederösterreich
Zuerst gab es sie in Wiener Neustadt, Korneuburg und Waidhofen an der Ybbs, diese Woche folgte Baden.
Immer mehr Gemeinden in Niederösterreich setzen auf E-Scooter zum Ausleihen. Mit Oktober startet nun auch in Mödling ein Testbetrieb für die Stadtflitzer.
125 Roller der Firma „Tier-Mobility“ sollen zur Verfügung stehen, sie können ausschließlich in 40, später 50 Parkstationen ausgeliehen und zurückgegeben werden. Buchung, Abrechnung (1 Euro Freischaltgebühr, 29 Cent pro Minute) und Stadtplan gibt es über die „Tier“-App.
Gesetzeslage
E-Scooter sind im Straßenverkehr Fahrrädern gleichgestellt. Das Fahren auf dem Gehsteig ist verboten, auch zu zweit dürfen die Roller nicht benutzt werden. Gefahren werden darf maximal 25 km/h
Unfälle
Der Boom brachte auch mehr Unfälle. 2021 endeten österreichweit 2.800 Unfälle mit E-Scootern im Spital. In NÖ gab es im Vorjahr 353 Unfälle mit E-Bikes und E-Scootern. 2018 waren es 130
Das Betriebsgebiet erstreckt sich von der Grenzgasse im Norden über das Zentrum bis zur HTL im Süden. Im Osten reicht es bis zum Hyrtl Park und im Westen bis zur Seegrotte Hinterbrühl. In sensiblen Zonen wie der Innenstadt gilt ein Fahrverbot, hier soll sich der Roller automatisch abschalten, in Parks und Wohnstraßen wird die Geschwindigkeit gedrosselt. „Wir hoffen, dass dieses attraktive Angebot angenommen wird und die ein oder andere Fahrt mit dem Auto oder Motorrad dadurch überflüssig wird“ sagt Umweltstadtrat Otto Rezac.
Wildparker
In den vergangenen Jahren sorgten die E-Scooter gerade in der Bundeshauptstadt Wien für Kontroversen. Vor allem der Wildwuchs an Anbietern und Rollern und die Tatsache, dass Letztere häufig verkehrsbehindern mitten am Gehsteig abgestellt wurden, sorgte für Kritik. Die Stadt musste mit Regulierungen eingreifen.In Korneuburg und Waidhofen/Ybbs, die wie Baden auf fixe Verleihstationen setzen, ist die Erfahrung hingegen bisher gut.
In Korneuburg sind seit September 2020 40 Roller unterwegs, täglich würden sie 80 bis 100 Mal ausgeliehen, sagt Bürgermeister Christian Gepp. In Waidhofen sind seit April 2021 35 Roller unterwegs. Die durchschnittliche Nutzungsdauer liege bei 15 Minuten, heißt es aus dem Magistrat.
Große Probleme mit „wild“ abgestellten Gefährten gebe es in beiden Städten nicht. Das Konzept, das mit den ÖBB und der Firma „Tier“ umgesetzt wird, wollen beide Kommunen verlängern. In den Städten gibt es zwischen 40 (Waidhofen) und 45 (Korneuburg) Ausleihstationen.
Bürger in Waidhofen/Ybbs können zudem auch Wünsche für neue Standorte deponieren. „Wir versuchen, das umzusetzen.“
Auch in Wiener Neustadt ist man mit den Scootern zufrieden. „Wir haben im ersten Halbjahr fast 40.000 Ausleihungen gehabt“, sagt Mobilitätsstadtrat Franz Dinhobl. Mittlerweile sind 150 Roller in der Stadt unterwegs, 200 gibt es gesamt.
Allerdings setzte man bei der Zusammenarbeit mit der Firma „Bird “ – wie in Wien – nicht auf fixe Verleih-Stationen. Vor allem nach Start des Projekts im Mai 2021 hagelte es Beschwerden, dass die Roller auf Fußwegen oder Hauseinfahrten unsachgemäß abgestellt wurden. Nun wird nachgebessert. Aktuell werden Standorte für räumlich begrenzte Abstellzonen ausgearbeitet, etwa bei Radabstellplätzen oder auf Parkflächen. Im Frühjahr soll das Konzept fertig sein, sagt Dinhobl.
Große Nachfrage
Für Verkehrsplaner wie Ulrich Leth von der TU Wien, ist es spannend, dass es die Firmen nun in den ländlichen Raum zieht. Bisher sei ihnen die Anzahl der Fahrten zu niedrig gewesen, meint er. Das dürfte aber eine Fehleinschätzung gewesen sein. Die Nachfrage sei größer als gedacht, heißt es bei der Verleih-Firma „Bird“. Das habe man in Deutschland gesehen. Bei „Bird“ ist man daher wie bei „Tier“ weiter auf Expansionskurs. Künftig werden die E-Scooter also noch in mehr nö. Städten zu finden sein.
Ob sie den Verkehr – wie von den Kommunen erhofft – tatsächlich reduzieren, bleibt abzuwarten. Eine Untersuchung aus Wien habe gezeigt, dass Leih-Scooter für spontane Fahrten genutzt werden. „Das ersetzt eher eine Fahrt in den Öffis sowie Fuß- und Radwege“, sagt Experte Leth. In den Kommunen selbst hat man allerdings andere Erfahrungen. „Sie werden wirklich für die ,letzte Meile‘ genutzt und ersetzen das Auto“, heißt es aus dem Magistrat Waidhofen/Ybbs. Eine Entwicklung, die auch Wiener Neustadts Mobilitätsstadtrat Dinhobl sieht.
Wie sich die stationsgebundenen Konzepte langfristig rentieren, werde man beobachten müssen, meint Forscher Leth. Der Wettbewerbsvorteil gegenüber Leihrädern etwa ginge damit ja verloren.
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