Juwelier-Bande: Warum sie bayerische PS-Monster bevorzugen
Wieso verwenden sie für die Coups gestohlene BMW? Und warum schlägt die Bande immer um 3.30 Uhr nachts zu?
Nach den Rammbock- und Juwelier-Einbrüchen auf Schmuckgeschäfte in der Shopping City Süd, im Wiener Donauzentrum und zuletzt Montagfrüh in der Fußgängerzone in Wiener Neustadt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Die Spuren halten sich laut Kripo bis dato aber in Grenzen. Alle drei Coups tragen laut den Ermittlern aber dieselbe Handschrift.
Am Montagmorgen änderte die Bande erstmals ihre gewohnte Vorgangsweise. Anstatt mit dem gestohlenen BMW als Rammbock ins Foyer zu krachen, experimentierte die Gruppe mit Sprengstoff. Der Versuch misslang. In der Scheibe entstand nur ein kleines Loch, dafür gingen durch die Detonation zahlreiche andere Fenster und Auslagen in der Fußgängerzone zu Bruch.
Das Büro für Kriminaltechnik im Bundeskriminalamt versucht nun zu analysieren, um welchen Sprengstoff es sich handelt. Und ob man Rückschlüsse auf die Herkunft des Materials ziehen kann.
Brand vernichtet die Spuren
Die Bande flüchtete mit einem zuvor in Wien gestohlenen BMW, den sie danach – um Spuren zu verwischen – anzündeten. Laut den Kriminalisten haben es die Gangster auf PS-starke Autos abgesehen, um bei einer Verfolgungsjagd gegenüber der Polizei im Vorteil zu sein.
Dass bisher immer nur BMW verwendet wurden habe damit zu tun, dass sich Banden auf das Knacken einer Automarke spezialisieren, um keine bösen Überraschungen beim Coup zu erleben.
Das war auch so beim ressourcen- und kostenintensivsten Polizeieinsatz, den es in Niederösterreich jemals gab. Acht Monate lang hielt eine Bankomat-Bande 2019 im Zuge der "Operation Krähe" die Ermittler in Atem. Bei insgesamt elf Bankomat-Coups richteten die Kriminellen einen Schaden von mindestens 4,6 Millionen Euro an. Die Summe war derartig hoch, weil die slowakischen Staatsbürger nicht nur des Einbruchs, sondern auch der Brandstiftung beschuldigt wurden.
Es wurden Bankomaten in Autobahnnähe ausgekundschaftet und kurz vor der Tat die Reifen der Polizeiautos der nächstgelegenen Inspektion aufgestochen. Für die Flucht wurden zudem PS-starke Autos gestohlen und danach abgefackelt. In dem Fall waren es immer Audi-Modelle.
Weshalb die Taten der derzeit aktiven Rammbock-Bande immer gegen 3.30 Uhr zu nachtschlafender Zeit stattfanden, ist leicht erklärt. „Da ist auf den Straßen am wenigsten los. Das minimiert auch die Gefahr erkannt oder erwischt zu werden“, erklärt ein Ermittler.
Die Bankomat-Bande ging vor einigen Jahren ganz ähnlich vor. Die Männer flüchteten mit Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h. Sie hatten außerdem "Krähenfüße" auf die Straße gestreut, um die Reifen der Verfolger zu beschädigen - daher auch der Ermittlungsname.
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