Rallye statt Rasen: Projekt gegen Roadrunner
Geschwindigkeiten von rund 200 km/h, illegal getunte Autos, teils halsbrecherische Fahrmanöver – immer wieder sorgen Meldungen über sogenannte Roadrunner für Aufsehen. Zuletzt wurden die Strafen für rücksichtslose Rowdys aus der illegalen Tuning-Szene zwar erhöht (siehe rechts), das schreckt aber die meist jungen Männer und Frauen nicht davon ab, weiterhin zu zeigen, was ihre umgebauten Fahrzeuge können.
Erst Anfang September hat sich die Szene mit 100 bis 150 Fahrzeugen bei einem Rastplatz im Bezirk Korneuburg getroffen, es setzte unter anderem acht Anzeigen und 33 Organmandate.
Einer, der die Jugendlichen mit Vorliebe für PS-starke Boliden von der Straße wegholen möchte, ist Georg Gschwandner. Der Chef der Firma GP Racing GmbH hat mit einem Partner im Frühling die Easy Drivers Fahrschulen in Bad Vöslau und Berndorf im Bezirk Baden übernommen. Gemeinsam mit dem Rallyeclub MCL 68 aus Leobersdorf sollen nun „seine“ Fahrschüler nach der letzten Feedbackfahrt der Mehrphasenausbildung mittels Gutschein die Möglichkeit bekommen „Rennluft“ zu schnuppern, ohne an Parkplatzrennen teilnehmen zu müssen.
Bewusstsein schaffen
Einsteigen dürfen die Interessierten in alte Volvos, die Gschwandner über seine Firma auch vermietet. „Die Jugendlichen bekommen eine theoretische Einweisung und dürfen dann mit einem erfahrenen Beifahrer Runden drehen.“ Dabei gehe es gar nicht so sehr um Geschwindigkeit, sondern darum, „den physikalischen Grenzbereich legal auszuloten“. Er hofft, dass die Erfahrung auf der Strecke auch das Bewusstsein für Gefahren und den Sport selbst schafft.
Wer den Boliden treu bleiben möchte, dem hilft der MCL 68 danach einen günstigen Einstieg in den Rallyesport zu finden. Bislang habe es eine solche Möglichkeit nicht gegeben.
„Wir wollen eine legale Gegenbühne (zu Straßenrennen, Anm.)bieten“, betont der Motorsport-Fan. Jedes Hobby habe seine Berechtigung und brauche seine Bühne zur Entfaltung, diese dürfe aber nicht die öffentliche Straße oder der öffentliche Parkplatz sein. „Jeden den wir von der Straße wegbekommen, ist ein Gewinn.“
Eine Ausweitung des Projekts ist nicht ausgeschlossen und auch die Polizei begrüßt derartige Initiativen. Denn die Szene boomt – nicht nur in Wien, Kärnten oder Salzburg. Die Corona-Pandemie mit all den Lockdowns hat sie noch einmal befeuert. So gab es etwa im Mai 2021 ein Roadrunner-Treffen auf der Autobahnraststätte der Südautobahn (A2) in Guntramsdorf im Bezirk Mödling mit 500 Fahrzeugen und 1.000 Teilnehmern. Hotspots sind auch die A3 oder die A22.
Die Polizei versucht mit regelmäßigen Schwerpunktkontrollen dagegen zu halten, man habe nun bessere Ausrüstung bekommen, heißt es bei der Exekutive. Bei den Kontrollen werden immer wieder Fahrzeuge mit gefährlichen Umbauten, etwa massiv tiefergelegte Autos, aus dem Verkehr gezogen. Aus Spaß wird schnell ernst. Immer wieder kommt es auch zu Unfällen.
Hohe Strafen gegen Rowdys
Prinzipiell ist es nicht per se verboten, sein Fahrzeug zu tunen, also individuell etwas am Auto zu verändern. Ist aber etwa Gefahr im Verzug oder werden Änderungen nicht von der Behörde genehmigt, drohen hohe Strafen.
Seit Frühling 2022 kann die Polizei strenger gegen die illegale Tuning-Szene sowie Straßen-Rowdys vorgehen. Der Nationalrat hat im April ein Gesetzespaket beschlossen, das höhere Strafen und die schnellere Abnahme von Kennzeichen und Autoschlüssel ermöglicht.
Explizit unter Strafe gestellt wurden mit der Novelle des Kraftfahrgesetzes (KFG) unter anderem die Manipulation von Pkw-Motoren, um Explosionsgeräusche zu erzeugen, Fahrweisen wie rasches Anfahren oder abruptes Abbremsen. Die Mindeststrafe wurde auf 300 Euro erhöht und kann als Organstrafe sofort eingehoben werden. Der Strafrahmen wurde allgemein auf 10.000 Euro verdoppelt. Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) begründete die Verschärfung damit, dass „Lenker, die andere gefährden, einzubremsen“ sind.
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