Nach Alkohol-Affäre: Stille Pensionierung von Wiener Kripochef
Er warnte vor Betrügern, falschen Polizisten und war gern gesehener Gast bei Pressekonferenzen mit Polizeipräsident Gerhard Pürstl. Zuletzt stieg M. sogar zum Brigadier auf. Kommende Woche wird der 63-Jährige in den Ruhestand wechseln, heißt es aus dem Landeskriminalamt. Doch statt mit einer in solchen Fällen üblichen, rauschenden Feier, wird der Brigadier still und heimlich in Pension gehen, heißt es. Für den hochdekorierten Beamten ist kein Festakt geplant.
Offiziell ist das alles eine Geheimsache, die Causa rund um den medienaffinen stellvertretenden Leiter des Landeskriminalamts Wien und Chef des Ermittlungsdienstes unterliegt dem Datenschutz, heißt es in der Landespolizeidirektion. Im Juli war M. in einen schlagzeilenträchtigen Alko-Unfall verwickelt gewesen.
Nach einer privaten Feier auf der Donauinsel war der Brigadier mit 2,59 Promille auf sein Motorrad gestiegen. Der Offizier war auf der Klosterneuburger Straße Richtung Handelskai unterwegs. Beim Fahrstreifenwechsel kam es zu einer Kollision mit dem Pkw eines 21-Jährigen, wobei der Motorradlenker schwer zu Sturz kam. Die bei solchen Unfällen übliche Presseaussendung wurde rasch wieder auf der Polizei-Homepage gelöscht. Der Kripochef war wegen einer bei dem Unfall erlittenen Armfraktur seither im Krankenstand.
Rund 1000 Mitarbeiter
Das Landeskriminalamt und seine mehr als 1000 Mitarbeiter werden damit bald einen neuen Ermittlungschef bekommen. Favorit ist laut Exekutivinsidern Dietmar Berger, ein Polizist mit Leib und Seele. Der Oberstleutnant ist aktuell auch die inoffizielle Vertretung von M. und war lange Zeit sein Stellvertreter.

Berger als Nachfolger?
Ambitionen und Außenseiterchancen werden auch Oberst Gerhard Winkler, dem aktuellen Leiter der Außenstelle Süd nachgesagt. Beide werden von Kollegen als geeignete Personen bezeichnet.
Offiziell will man bei der Polizei nicht einmal sagen, ob es bereits eine Ausschreibung gibt - aus Datenschutzgründen. Bestätigt wird nur, dass ein Disziplinarverfahren gegen M. eingeleitet wurde. Dort droht dem ehemaligen Kripochef eine hohe, eventuell sogar fünfstellige Geldstrafe. Entlassung wird es wohl keine geben, so eine scharfe Maßnahme hat die neue Bundesdisziplinarbehörde bisher noch nie ergriffen.
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