Neunfach Vorbestrafter soll Drogenhandel aus der Haft geleitet haben
Neun einschlägige Vorstrafen hat der 28-Jährige im Laufe seiner kriminellen Karriere bereits angesammelt. Aktuell sitzt er deswegen noch eine langjährige Haftstrafe ab. Am Montag nahm der Sohn eines ehemaligen Fußball-Profis aus Niederösterreich aber schon wieder auf der Anklagebank am Landesgericht Wiener Neustadt Platz.
Eingeschmuggelte Handys
Weil er auch aus der Haft weiterhin Drogengeschäfte im großen Stil geleitet habe, sagt der Staatsanwalt. Mithilfe eingeschmuggelter Mobiltelefone und eines Komplizen, der seine Anweisungen auf der Straße umgesetzt habe. Der Angeklagte sagt dazu gar nichts. Wie schon im Prozess davor bestreitet er alle Vorwürfe, schweigt im Übrigen aber.
Neben ihm auf der Anklagebank: jener 25-Jährige, der als seine rechte Hand in Freiheit agiert haben soll. Mehr als zwei Kilogramm Heroin, 13 Kilo Kokain, 108 Gramm Speed, außerdem Cannabiskraut und Crystal Meth soll die "kriminelle Vereinigung", wie sie der Staatsanwalt nennt, verkauft haben. Unter anderem in Wiener Neustadt, Hirtenberg und Wien. Doch der Anklagevertreter betont: "Das ist nur die Menge, die wir beweisen können, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein."
Banküberfälle
Auch der 25-Jährige - seinerseits bereits zweifach einschlägig vorbestraft - bestreitet die Vorwürfe. Geständig zeigt er sich jedoch zu weiteren Punkten der umfangreichen Anklage gegen ihn. Denn, um seine Drogensucht zu finanzieren, wurde der Mann im Jahr 2023 zum Serien-Bankräuber. Mit Schal, Haube und einer Schreckschusspistole stürmte er in mehrere Filialen in Wien, legte jeweils einen Zettel mit der Aufschrift "Schnell auszahlen" vor und entkam mit insgesamt rund 45.000 Euro Beute.
Entkommen konnte er auch einer Polizeikontrolle, in die er nur wegen einer Autopanne geraten war. Als die Beamten das Fahrzeug unter die Lupe nahmen, versteckte sich der Mann am Rücksitz, während seine Lebensgefährtin mit ihnen sprach, weil er bereits gesucht wurde. Doch die Polizisten entdeckten nicht nur ihn, sondern auch das im Kofferraum aufbewahrte Suchtgift. Erfolglos versuchte er zunächst, sich mit einem gefälschten italienischen Reisepasse aus der Affäre zu ziehen. Während seine Lebensgefährtin sich der Festnahme widersetzte und dabei auch Beamte verletzt haben soll, gelang dem 25-Jährigen dann aber mit einer Pistole die Flucht.
Autolenker mit Waffe bedroht
An einer Tankstelle zwang er daraufhin einen Fahrzeuglenker mit vorgehaltener Waffe, aus dem Wagen zu steigen und fuhr davon. Vor ihrer in Wien als Drogenlager genutzten Wohnung konnten der Mann und ein Komplize schließlich doch verhaftet werden. Auch dieser Komplize steht am Montag vor Gericht - so wie weitere "Läufer", die das Suchtgift auf der Straße verkauft haben sollen. Außerdem die Lebensgefährtin des 25-Jährigen und eine Mattersburgerin, die bei mehreren Banküberfällen das Fluchtfahrzeug lenkte.
Belastet werden die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft durch "unzählige Nachrichten", die auf sichergestellten Mobiltelefonen entdeckt wurden sowie von einem ehemaligen Komplizen, der bereits wegen Suchtgifthandels verurteilt wurde. Außerdem beweise ein DNA-Treffer, dass der 25-Jährige einen der Banküberfälle begangen habe, ein Sachverständiger habe in seinem Gutachten aufgrund der Bilder der Überwachungskameras festgestellt, dass es sich bei den weiteren Raubüberfällen um denselben Täter gehandelt habe.
Handy im Gefängnis
Auffällig in den Aussagen von Zeugen: sie berichten von Handys und Suchtgift hinter Gittern, die trotz aller Kontrollen offenbar allgegenwärtig seien. Mehrmals soll der 28-jährige Drahtzieher des schwungvollen Drogenhandels aus seiner Zelle neue kriminelle Vereinigungen gegründet und geleitet haben.
"Da passt einiges nicht zusammen", kontert der Verteidiger des 25-Jährigen. "Wenn er so ein Drogenbaron sein und so viel Geld mit Suchtgift verdient haben soll, wieso hat er es dann notwendig, Banken zu überfallen, um seine eigene Drogensucht finanzieren zu können?"
Der Prozess wird am 19. November fortgesetzt.
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