„Pretty Woman“ nahm Opfer ein Vermögen ab

Rund 2.200 Prostituierte arbeiten offiziell in Wien. Die Zahl der Illegalen ist unbekannt
Ex-Prostituierte suchte gutgläubige Kunden auf Dating-Plattformen. Auch gegen den Ehemann wird ermittelt.

Klein, zierlich, bildhübsch und anscheinend auch das richtige Talent, um Männerherzen höher schlagen zu lassen. Eine 28-jährige ehemalige Prostituierte ist im großen Stil auf Dating-Plattformen auf Aufriss gegangen und hat teils wohlhabende Männer um beträchtliche Bargeldsummen erleichtert. Ein erfolgreicher deutscher Unternehmer aus dem Raum Köln war in die Rumänin derart verschossen, dass er ihr mehr als 200.000 Euro überließ. Der gewiefte Liebesengel legte am Montag am Landesgericht Wiener Neustadt erstmals ein Geständnis ab und wurde wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs (nicht rechtskräftig) zu 18 Monaten Haft verurteilt, sechs davon unbedingt.

Die Geschichte von Florika G. erinnert etwas an jene des Hollywood-Klassikers „Pretty Woman“. Wie sie am Montag dem Schöffensenat schilderte, sei sie von ihrem damaligen Partner als 20-Jährige in einem Studio in Wien zur Sexarbeit gezwungen worden. In diesem Schlamassel verliebte sie sich später in einen ihrer Freier, der sie zunächst aus diesem Milieu holte und sogar heiratete. Der vermeintliche Richard Gere (spielt die männliche Hauptrolle in Pretty Woman, Anm.) war jedoch kein vornehmer Gentleman, wie sich nach der Geburt ihrer Tochter gezeigt habe. „Er wollte, dass ich wieder so arbeite wie früher und viel Geld damit mache. Später ist die Idee mit den Dating-Plattformen entstanden“, schildert Florika G.

„Pretty Woman“ nahm Opfer ein Vermögen ab

Am Montag stand die Rumänin vor Gericht. Sie gestand zwar die Taten, bestritt aber die Höhe des entstandenen Schadens

Geld für Herzoperation des Kindes

Was sie den Männern alles erzählt hat, um an ihr Geld zu kommen, wisse sie gar nicht mehr so genau. Wie die Opfer am Montag aussagten, waren es jedenfalls herzerwärmende Geschichten über ihre angeblich schwer kranke Tochter und eine anstehende Herzoperation, oder die hohen Anwaltskosten zur Verwaltung ihrer elf (erfundenen) Eigentumswohnungen in Rumänien.

Sogar ein Akademiker aus München kam und honorierte eine „wundervolle Nacht“ in einem Hotel in Baden mit 9.600 Euro. „Natürlich habe ich vorgetäuscht, in sie verliebt zu sein“, gesteht die 28-Jährige ein.

Zwei der neun Opfer machten aus Mitleid sogar mehrere Tausend Euro für die Rumänin locker, obwohl sie sie nie persönlich gesehen hatten. Ein paar Chats und die schauspielreifen Einlagen der Frau reichten aus, die Männer zum Schmelzen zu bringen. Dies kam auch einem 48-jährigen früheren deutschen Luftwaffesoldaten und heutigen Unternehmer teuer zu stehen. „Meine bessere Hälfte hatte mich 2018 verlassen. Da habe ich eine Anzeige geschaltet, dass ich eine Beziehung suche“, so Sven S. im Zeugenstand. Florika G. meldete sich und war dem Mann von Anfang an sympathisch. „Sie hat Vertrauen aufgebaut, bei den Videotelefonaten ständig ihre kleine Tochter dazu genommen“, so der Deutsche.

Nach wochenlangen Telefonaten „borgte“ sie sich die ersten 15.000 Euro aus. „Es ging um Anwaltskosten für diverse Immobiliengeschäfte. Als ich ja sagte, stand sie zehn Stunden später plötzlich da“, so der Geschädigte. Ein Chauffeur hatte sie in Windeseile nach Köln gebracht. Später gaukelte sie dem 48-jährigen Familienvater mit gefälschten Unterlagen einen Kontostand von 1,4 Millionen Euro vor. „Nur sei alles in Wertpapieren angelegt und sie komme nicht an das Geld“, sagte der Geschädigte aus.

Noch-Ehemann im Visier

In Summe kamen mehr als 200.000 Euro zusammen. „Sie hat meine gesamte Altersvorsorge bekommen“, so Sven S. Laut der Angeklagten hat das „gesamte Geld bis zum letzten Cent“ ihr Noch-Ehemann bekommen. Sie selbst habe nichts davon gesehen.

Gegen den Mann wird nun auch wegen Betrugsverdacht ermittelt.

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