Der KURIER erfuhr die Hintergründe zu der spektakulären Polizeiaktion. Kriminalisten aus dem Ermittlungsbereich Menschenhandel und die Staatsanwaltschaft St. Pölten führen bereits seit knapp einem Jahr Erhebungen in der Causa durch. Die Vorwürfe gegen die vier Verdächtigen sind massiv, ermittelt wird unter anderem wegen schweren gewerbsmäßigen Betruges im Rahmen einer kriminellen Vereinigung.
17 Opfer ausgeforscht
Konkret soll das Quartett Kunden im großen Stil abgezockt haben; 17 Opfer wurden bereits ausgeforscht. „Die Dunkelziffer ist vermutlich noch um etliches höher, weil sich viele aus Scham nicht melden“, weiß ein Fahnder. Die Schadenssumme beträgt mehr als 100.000 Euro.
Und so lief die Masche, mit der sich die mutmaßlichen Täter ein ordentliches Zubrot verdient haben sollen, ab: Die Mitarbeiter des Bordells werden verdächtigt, den Kunden unbemerkt Absinth in die Getränke gemischt zu haben. die Wermutspirituose verfehlte ihre Wirkung nicht. „Nach einem Freigetränk waren die Opfer so betrunken, dass sie einschliefen“, berichtet ein Beamter.
Schuldscheine
Danach drapierten die Verdächtigen laut Polizei dutzende Champagnerflaschen um das Bett. Die Prostituierten legten sich zu den Männern, auch Fotos wurden geschossen, während die Kunden ihren Rausch ausschliefen.
In der Früh erfolgte dann ein böses Erwachen: Den Opfern wurden Rechnungen für Konsumationen und sexuelle Dienstleistungen in der Höhe von bis zu 20.000 Euro vorgelegt. „Mit den Fotos wurde noch zusätzlich Druck auf die betroffenen Kunden ausgeübt“, berichtet ein Kriminalist. Zudem sollen den Kunden auch Bargeld und Kreditkarten gestohlen worden sein.
Die meisten Opfer zahlten. „Ein Mann hat sich dafür sogar einen Kredit aufgenommen“, heißt es. Der 32-jährige Russe zeigte sich in den Einvernahmen durch die Kripo bereits umfassend geständig.
„Mit einem hohen Maß an kriminalistischem Spürsinn ist es dem Bereich Menschenhandel des Landeskriminalamts NÖ gelungen, eine Serie schwerer Betrugskriminalität im Rotlichtmilieu aufzuklären“, betont LKA-Leiter Omar Haijawi-Pirchner.
Weitere Opfer werden ersucht, sich unter der Telefonnummer 059133/303333 zu melden.
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