Ostumfahrung: "Umweltaktivisten" wegen bengalischer Feuer im Visier
Vermummte Umweltaktivisten, die mitten im besetzten Naturschutzgebiet bengalische Feuer entzünden. Dazu kommen Projektgegner, die zur Anarchie aufrufen und mit Sabotageakten und Vandalismus die Stimmung anheizen.
Eine auffallende Wende haben in den vergangenen Wochen die Proteste gegen den Bau der Wiener Neustädter Ostumfahrung genommen.
Bevor in wenigen Tagen die ersten Bagger auffahren und mit der Errichtung der Bauerschließungsstraße für den 4,8 Kilometer langen Ringschluss begonnen wird, spitzt sich die Lage zwischen Gegnern und Befürwortern des Straßenprojekts deutlich zu.
Vernunft statt Ostumfahrung distanziert sich
Eine Entwicklung, die selbst bei der breit aufgestellten Initiative "Vernunft statt Ostumfahrung“ auf wenig Gegenliebe stößt. Die Gruppe distanziert sich klar von den jüngsten Entgleisungen.
Man habe mit den Vandalenakten und diversen Schmierereien in der Stadt nichts zu tun, erklärt Karl Linauer von der Initiative. "Diese Schmierereien sind absolut kontraproduktiv und schaden unserer Sache“, sagt Linauer.
"Einfach nur kriminell"
Noch viel deutlicher wird der Klubobmann der ÖVP Wiener Neustadt, Bundesrat Matthias Zauner: "Es ist inakzeptabel, wie diese auch aus dem Ausland importierten Aktivistinnen und Aktivisten – teilweise sogar vermummt – agieren. Schmierereien und Vandalismus sind keine legitimen Mittel des politischen Protests, sondern einfach nur kriminell. Solche Aktionen fügen unserer Stadt, Unternehmen und Privatpersonen Schaden zu.“
Zauner bezieht sich auf eine Gruppe, die seit November die Fischa-Au in Lichtenwörth besetzt hat. Mitte August ließen die Bezirkshauptmannschat Wiener Neustadt und die Marktgemeinde Lichtenwörth ein von den Aktivisten illegal errichtetes Baumhaus von der Polizei entfernen.
Nächster Eklat
Nachdem das Holzhaus aus den Baumwipfeln befördert war, hatten vermummte Besetzer die Plattform zwischen den Bäumen wieder hochgezogen. Am Wochenende kam es zum nächsten Eklat.
Aus "Solidarität“ mit einer Gruppe Aktivisten, die am Freitag vor der kroatischen Insel Krk einen Erdgas-Tanker (LNG) blockierten und von der Polizei darauf hin unsanft entfernt wurden, zündeten die Au-Besetzer in Lichtenwörth bengalische Protestfeuer.
Berufsdemonstranten?
Kritik dafür kommt von der Bürgerinitiative "Rettet die Lobau“ sogar aus den eigenen Umweltschutzreihen. "Diese Pyrotechnik mitten im Naturschutzgebiet neben Ackerflächen zu zünden, wo Bio-Lebensmittel wachsen, ist ziemlich kontraproduktiv und schadet der Sache“, heißt es in einem Statement.
Dass ein Teil der Besetzer gar nicht aus Österreich kommt und diese als "Berufsdemonstranten“ gelten, befeuert die Debatte zusätzlich.
Bei all dem Wirbel gerate das eigentliche Thema in den Hintergrund, heißt es bei der Initiative "Vernunft statt Ostumfahrung“. Das Hauptargument der Straßengegner: Die Umfahrung füge sich in eine verfehlte Planungskultur ein.
Zweithöchste Versiegelungsrate
Wiener Neustadt wurde im jüngst veröffentlichten WWF-Bodenreport als Stadt "mit der zweithöchsten Versiegelungsrate in Österreich ausgewiesen“, so Simon Pories, Bodenschutzsprecher des WWF-Österreich: "Wo eine neue Straße kommt, folgt meist auch schon das nächste Gewerbegebiet und Flächenfraß“.
Von ursprünglich 91 Grundbesitzern, die der Bau der 40 Millionen Euro teuren Trasse betrifft, sind nur noch sechs übrig geblieben, die das Enteignungsverfahren gerichtlich bis in die höchste Instanz bekämpfen.
Anrainer erhoffen sich deutliche Entlastung durch die Umfahrung
Auf der Seite der Befürworter des Projekts stehen viele lärm- und leidgeplagte Anrainer der Nestroy- und Stadionstraße in Wiener Neustadt. Die Bewohner warten seit Jahrzehnten auf eine Verkehrsentlastung. Täglich rollen und stauen sich bis zu 15.000 Fahrzeuge mitten durch das dicht besiedelte Wohngebiet im Osten der Stadt – mit allen unangenehmen Nebenerscheinungen.
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