Oliven in NÖ: Wenn Exoten heimisch werden
Marillen und Wein – dafür ist die Wachau seit jeher bekannt. Franz Bräuer hat durch seinen Einsatz das kulinarische Sortiment der Region nun mit der Olive um eine ungewöhnliche „Ausländerin“ erweitert.
Schwerer Anfang
Die Olive kam aber nicht nur über Bräuer, sondern über Rapoltendorf bei Kapelln (Bezirk St. Pölten Land) an die Donau. In ihrem Vierkanthof – dem heutigen Olivenhof –, den der Exoten-Pionier mit seiner Frau Rosemarie Zechmeister vor gut 20 Jahren erstand, kultivierten sie seit jeher Olivenbäume.
Da dem Süden mittlerweile die Bäume wegsterben würden und der Klimawandel die Temperaturen der Region mäßige, habe man sich 2018 entschlossen die ersten Jungpflanzen zu setzen. „Die sind alle gleich mal kaputt geworden“, lacht Bräuer heute.
Hinter ihrem Vierkanthof pflanzte das Paar die ersten Olivenbäume und -sträucher. Auch heute wird hier mit neuen Sorten und anderer Bewirtschaftung experimentiert.
Der Garten lädt auch zum Verweilen ein. Für Campingbusse gibt es einen eigenen Stellplatz.
Nach eingehender Recherche stieß man dann auf die richtigen der über 200 Oliven-Sorten, die auch den Temperaturen im Perschlingtal trotzen können.
Die richtige Sorte
Derzeit wachsen im Olivengarten, der Experimentierfläche hinter dem Haus, dem Olivenhain in der Nachbarortschaft und dem Olivenberg in der Wachau neben den Sorten Empeltre und Lecchino, die Arbequina-Oliven. „Diese gedeihen in ihrem Ursprungsland Spanien auf 600 bis 700 Metern, wo es genauso Kälteausschläge bis minus 15 Grad gibt wie hier“, erklärt Bräuer. Im Winter braucht der Baumstamm einen Kälteschutz. „Ganz abdecken mag sie aber gar nicht. Die Olive braucht das Licht“, so der Hobby-Olivenbauer.
Generell sei der Olivenbaum aber der „optimale Baum für den faulen Gärtner“, wie Bräuer weiß. Zwar brauche es genügend Bewässerung, ansonsten reiche aber ein Schnitt im Frühjahr. Die Blätter der geschnittenen Äste werden dann getrocknet und können als Tee getrunken werden.
Momentan befindet sich Bräuer mitten in der Ernte. Noch bis Ende November werden die Oliven per Hand gepflückt und danach in Olivenöl eingelegt.
"Müssen nicht gleich schmecken"
Die regionalen Oliven haben aber nicht den Anspruch genauso zu schmecken wie die Produkte aus dem Süden. „Sie wachsen auf anderem Boden, mit anderem Wasser, in anderem Klima. Sie müssen nicht genauso schmecken, aber sie schmecken“, so der Oliven-Pionier. Neben eingelegten Spezialitäten, soll es in Zukunft auch Öl aus seinen eigenen geben, wofür gerade eine kleine Presse angeschafft wird. Die wenigen Oliven im Süden pressen zu lassen war für Bräuer keine Option. „Es soll ein regionales Produkt bleiben“, erklärt er auch, warum er seine Produkte nicht über das Internet vertreibt.
Seinen Olivenberg in der Wachau pachtete er von der Familie Zizala, die nun selbst auch „Wachauer Oliven“ anbaut. Dabei wurde der Wein des Südhangs in Oberarnsdorf aber nicht verdrängt, sondern lediglich die mittlerweile verwaldeten Flächen in exponierten oder höheren Lagen wieder revitalisiert. „Wer die Wachau kennt, weiß, dass der Wein früher auch bis hier oben wuchs.“
Am Olivenberg in der Wachau trifft die Olive auf den Wein und ...
... auch auf die Marille.
Der Olivenberg ist abgehakt, da sich sonst auch gerne Mufflon an den Bäumen bedienen.
Auch von den vorhandenen Trockensteinmauern profitiert die Olive.
Die exponierten Lagen sind bei den Winzern laut Bräuer unbeliebt, wodurch man den Wein nicht aus der Region verdränge.
Rund um den Olivenanbau habe sich in Österreich bereits eine Community gebildet, wo man sich auch austausche.
NÖ als guter Nährboden
In NÖ ist Bräuer aber nicht der einzige Exoten-Pionier. So wächst und gedeiht im Weinviertel seit einiger Zeit der „ÖsterReis“ und sogar Erdnüsse. Die Landeshauptstadt wiederum ist ein guter Nährboden für die Melonen und Süßkartoffeln von Florian Strasser und Robert Bandion.
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