Klimakrise hin oder her – ein drohender Gaslieferstopp aus Russland und die Angst vor einem Energiekollaps in Europa hat sogar Diskussionen angefacht, alte Kohlekraftwerke in Österreich aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Das Verbund-Kraftwerk im steirischen Mellach beispielsweise soll im äußersten Notfall, also dann, wenn kein Gas mehr fließt, wieder mit Kohle betrieben werden. An anderen prominenten Standorten ist diese Option völlig ausgeschlossen. Dort sucht man nach alternativen und weniger umweltschädlichen Methoden zur Energieerzeugung.
Koloss
210 Meter ist der Schlot des wohl bekanntesten Kohlekraftwerks im niederösterreichischen Zwentendorf hoch. Die schmutzige Abluft verbrannter Kohle aus dem Werk Dürnrohr wird daraus aber nicht mehr aufsteigen. 2019 hat der Energieversorger EVN den letzten Block nach 33 Jahren stillgelegt. Bei Volllast hat das Kraftwerk Energie für bis zu 800.000 Haushalte geliefert, aber nicht ohne unangenehme Nebenwirkungen. 22,5 Millionen Tonnen Kohle sind in mehr als drei Jahrzehnten verbrannt und die Schadstoffe (800.000 CO2 pro Jahr) in die Luft geblasen worden. Ein Klacks wenn man bedenkt, dass China diese Menge in knapp zwei Wochen verfeuert.
In Zukunft wird Dürnrohr neben der bereits bestehenden Müllverbrennung als Verbrennungsanlage für Klärschlamm dienen, 2023 soll sie in Betrieb gehen. Die EVN will damit jährlich 20.000 Tonnen Nass-Klärschlamm aus der Industrie trocknen. Der dadurch gewonnene Ersatzbrennstoff kann einerseits für die Fernwärme eingesetzt werden oder per Wasserdampf und Turbinenantrieb elektrische Energie liefern.
Auch ein weiterer Kraftwerkstandort in Niederösterreich ist im Zuge der Gaskrise wieder ins Gespräch gekommen. Die Geschichte des früheren Kohlekraftwerks Peisching im Bezirk Neunkirchen reicht ins Jahr 1964 zurück.
Als Brennstoff für die Energieerzeugung kamen zu Beginn damals Steinkohle und Öl an dem Standort zum Einsatz. „Ein Grund für die Errichtung von Peisching war die Erhaltung des Bergbaus im Grünbacher Kohlerevier und die Absicherung der dortigen Arbeitsplätze“, erklärt EVN-Sprecher Stefan Zach.
Hackschnitzel
1965 wurde der Kohleabbau dennoch eingestellt und Peisching musste folglich auf Gasbetrieb umgestellt werden. Im Jahr 1987 wurde das Kraftwerk aber stillgelegt. Die EVN will noch heuer mit dem Abriss der Kraftwerksbauten auf dem Areal beginnen.
Das Gelände dient der EVN seit Jahren als Logistikzentrum für Waldhackgut für alle Biomasseanlagen im südlichen NÖ. „Wir haben riesige Holzmengen gelagert, um auch bei extremen Witterungslagen im Winter die Versorgungssicherheit zu gewährleisten“, sagt Zach.
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