PRO
Die Urlaubsfotos am Handy landen gesichert in der Cloud oder – und das wäre heute so schon richtig altmodisch – auf einer externen Festplatte. Die halb fertige Doktorarbeit auf dem Notebook wird idealerweise auch auf einem USB-Stick extra abgespeichert – paranoid Veranlagte machen das gar auf zweien.
Es könnte ja einer der beiden verloren gehen und der Laptop nicht mehr hochfahren.
Von wichtigen Dokumenten besitzen ganz vorsichtige Menschen gar Kopien auf Papier (analoges System, aber bewährt). Und das Datum des Hochzeitstages trägt sich so jemand sicherheitshalber im Kalender ein, man/frau ist zuweilen vergesslich.
Auf Nummer sicher gehen nennt sich das, oder moderner: Back-up. Damit man im Notfall etwas hat, auf das man zurückgreifen kann und nicht völlig blank da steht.
Das vor rund zwei Jahren stillgelegte Kohlekraftwerk im steirischen Mellach nun wieder auf einen neuerlichen Betrieb vorzubereiten, ist nichts anderes als das: Ein Back-up und eine Sicherstellung, dass im Ernstfall Wohnungen beheizt werden können und tatsächlich Strom aus der Steckdose kommt.
Unbestritten, Kohle ist dreckig und für die Klimabilanz verheerend. So ein Kraftwerk eventuell wieder hochfahren und ans Netz nehmen zu müssen, ist ärgerlich, zumal das vermeintlich letzte Stückchen Braunkohle dort schon als Dinosaurier im Museum landete.
Aber noch ärgerlicher wäre es, wenn im Herbst und Winter plötzlich der Strom ausfällt: Das hieße im Endeffekt, es ginge gar nichts mehr – keine Tankstelle, keine Supermarktkasse und nicht einmal der Wasserkocher für den heißen Tee, der wärmen soll, weil auch die Heizung im Haus kalt bleibt.
Elisabeth Holzer ist Chronik-Redakteurin in Graz
CONTRA
Klar könnte man ganz einfach argumentieren, dass ein bisschen Kohlestrom Österreichs Klimabilanz auch nicht zunichtemacht und es definitiv besser ist, die dreckigen Kohlen anzuzünden, als Industrien zu sperren oder abwandern zu lassen. Abgesehen davon, dass Menschen daheim frieren müssten.
Aber genau das tun wir schon viel zu lange. Achselzuckend hinnehmen, dass wir eine katastrophale Klimabilanz haben, und uns eingestehen, dass ein paar Millionen Tonnen mehr daran auch nichts ändern wird. Aber, versprochen, niemand, der die Klimakrise wirklich verstanden hat, die Notwendigkeiten sieht und die nicht und nicht daherkommenden Gegenmaßnahmen vehement einfordert, würde dem zustimmen. Und Österreichs Klimabilanz ist verheerend! Nichts haben wir seit 1990 an Treibhausgas-Emissionen reduzieren können, wir konnten uns noch nicht einmal dazu entschließen, keine Gasheizungen mehr einzubauen. Nach wie vor geschieht das.
Wir besteuern Vielflieger nicht höher, der Anteil der Elektroautos hat gerade einmal ein Prozent der Pkw-Flotte erreicht. Das Verständnis, so schnell wie möglich kein Öl, Gas oder Kohle anzuzünden, ist in diesem Land einfach nicht vorhanden.
Aber die Auswirkungen der Klimakrise sind schon da (siehe die Seiten 4 und 5 dieser Ausgabe). Und die Trockenheit künftiger Sommer ist ja nicht die einzige Auswirkung, es wird immer öfter vereinzelt horrende Extremwetter-Ereignisse geben, die Versicherer werden das bald nicht mehr stemmen können.
Ein bisschen mehr Kohle anzuzünden, kann man nur akzeptieren, wenn wirklich alle anderen Möglichkeiten, mehr Strom zu erzeugen, ausgeschöpft wurden und wenn wirklich alles getan wurde, um Energie zu sparen und so effizient einzusetzen wie menschenmöglich.
Bernhard Gaul ist Redakteur im Innenpolitik + Klima-Ressort.
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