Ötscher: Ausklang einer verkorksten Saison mit Sonne und Sorgen
„Mit den Abstandsregeln haben wir sicher keine Probleme.“ Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen kommentiert eine Mitarbeiterin in der Talstation der Ötscherlifte am Freitagvormittag freundlich die magere Gästefrequenz auf den Pisten und vor den Liften. Diese standen während der Woche wegen der zunehmend schwachen Auslastung still. Am Freitag zeigte sich, dass auch am Wochenende kein großer Ansturm mehr zu erwarten ist.
Das Postkartenwetter und einladende Pisten einerseits, fast leere Parkplätze, spärlich genutzte Lifte und geschlossene Gaststätten andererseits, vermitteln eine eigenartige Stimmung. Von der lässt sich ein sportlicher Herr, der mit den Skiern zum Fuchswaldlift stapft, nicht anstecken. „Wir sind zum Training hier und fahren den Vormittag durch. In ein Gasthaus würden wir ohnehin nicht kommen“, sagt Franz Sonnleitner, 68, der mit Ski-Kameraden aus OÖ und der Steiermark regelmäßig am Ötscher für Masters-Rennen trainiert. Zweimal in der Woche reist die 15-köpfige Truppe gewöhnlich zum „Stangltraining“, an. Heuer gibt es keine Wettrennen, das Training habe aber gepasst, weil auch die Pisten besser präpariert waren als in der vergangenen Saison, lobt Sonnleitner.
Auch wenn der Lift auf den Großen Ötscher wegen Schneemangels stillsteht, genießen die wenigen Skisportler auf den anderen Abfahrten die idealen Verhältnisse. Die lobt auch eine Wiener Skifahrerin. Weniger begeistert ist sie, dass sie den vollen Tageskartenpreis bezahlt hat, obwohl der Sessellift auf den Ötscher nicht läuft.
Das Beste aus der Situation macht Michael Nendwich, der hier einen Ski-Verleih und eine Skischule betreibt. „Einwandfreie Bedingungen. Zumindest heute habe ich Zeit, meinen Kindern Skiunterricht zu geben. Samstag und Sonntag ist sicher viel mehr los“, vermutet er. Umsatzeinbußen von 90 Prozent müsse er heuer verkraften, erzählt Nendwich.
Investitionen
Mitbewerber Franz Heher, der vis-a-vis ebenfalls eine Skischule und ein Sportgeschäft samt Skiverleih betreibt, hofft das „diese verkorkste Saison“ die wichtigen Protagonisten in Lackenhof an einen Tisch bringt. „Ich habe in den letzten zehn Jahren eine Million Euro investiert und vor der Saison eine Servicemaschine um 100.000 Euro angeschafft“, schildert er. Weil in Lackenhof der Nahversorger ausfiel, hat Heher auch eine Vitrine mit Snacks, frischem Gebäck und Getränken in sein Sportgeschäft integriert.
„Wir haben viel Arbeit vor uns, wir sind offensiv. Aber alleine schaffen wir es nicht“, sagt er in Richtung Lifteigentümer und öffentliche Hand. Die hatten sich, wie berichtet, vor Saisonstart ein Scharmützel über die Wirtschaftlichkeit der Ötscherlifte geliefert. Zwischen der Schröcksnadel-Gruppe und den NÖ Bergbahnen wurde dann vereinbart neue Ideen für Lackenhof zu suchen. Daran arbeite man, heißt es von beiden Seiten.
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