Wie Erich Habitzl von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegenüber dem KURIER erklärt, wartet man bei der Anklagebehörde auf die Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei sowie auf die Expertise des Gutachters. Für den Fall, dass wesentliche Daten und Unterlagen im Zusammenhang mit dem Bahnunglück zurückgehalten und nicht fristgerecht übermittelt werden, werde es zu einer Sicherstellung durch die Justiz kommen, sagt Habitzl.
Auch ÖBB ist Geschädigter
Bei den Bundesbahnen ist man bemüht, den Ball in der Angelegenheit flach zu halten. Noch fehlende Unterlagen seien bereits übermittelt worden. „Sie sind auf dem Weg zum Sachverständigen“, erklärt ÖBB-Sprecher Christopher Seif. Dass Daten bewusst zurückgehalten wurden, dementiert er. Die Bundesbahnen hätten größtes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung des Sachverhalts. Schließlich sei man mit einem erheblichen Schaden an der Infrastruktur der Pottendorfer Linie selbst Geschädigter.
Menschliches Versagen
Bereits zwei Tage nach der Entgleisung der „Ventus“-Garnitur der Raaberbahn hatte die stellvertretende Generaldirektorin des Unternehmens, Hana Dellemann, von „menschlichem Versagen“ als Unfallursache gesprochen.
Damit nahm sie Bezug auf die ersten Erkenntnisse, dass der 52-jährige ungarische Triebwagenführer viel zu schnell durch die gestellte Weiche 1 bei Münchendorf fuhr. Ein solcher Gleiswechsel darf laut ÖBB mit maximal 60 km/h erfolgen, der Zug war laut Auswertung des Fahrtenschreibers aber deutlich schneller dran.
Die wesentliche Frage die es nun durch den Unfall-Sachverständigen Robert Paulhart zu klären gilt ist, welche Rolle die ÖBB bei dem Unfall gespielt hat.
Kommunikation über Signale
Laut den Bundesbahnen erfolgt die Weichenstellung auf der Strecke bis inklusive Münchendorf aus der Betriebsführungszentrale Wien. „Dort sitzen rund um die Uhr Fahrdienstleiter. Die Kommunikation mit dem Triebfahrzeugführer erfolgt über Signale“, heißt es vonseiten der ÖBB-Holding. Es bleibt abzuwarten, ob der Zugführer über den Gleiswechsel informiert war oder ein Signal zur freien Fahrt mit höherem Tempo hatte.
Die ÖBB wollen die laufenden Ermittlungen weder kommentieren noch Spekulationen anstellen.
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