Zugunglück-Ursache: Verdacht von Insidern offenbar bestätigt
Die Ermittlungen nach dem Zugunglück von Münchendorf haben das ergeben, was Bahninsider bereits am Dienstag im KURIER prophezeit hatten. Die „Ventus“-Garnitur der Raaberbahn ist bei Münchendorf (Bezirk Mödling) auf der Pottendorfer Linie anscheinend viel zu schnell durch die gestellte Weiche 1 gefahren.
Ein solcher Gleiswechsel darf laut ÖBB-Informationen mit maximal 60 km/h erfolgen. Der Zug war demnach deutlich schneller dran.
Wie schnell, das wird die Auswertung des digitalen Fahrtenschreibers durch den Sachverständigen und Mordermittler des nö. Landeskriminalamtes ergeben.
Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt laut Behördensprecher Erich Habitzl jedenfalls wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Der 52-jährige ungarische und in Wien wohnhafte Triebwagenführer, der nach dem Unglück schwer verletzt im Krankenhaus operiert werden musste, soll demnächst zum genauen Hergang befragt werden.
Die stellvertretende Generaldirektorin der Raaberbahn, Hana Dellemann, sprach im ORF von "menschlichem Versagen" als Unfallursache.
Von den Schienen katapultiert
Das Unglück hatte sich auf einem geraden Streckenabschnitt ereignet. An Bord des REX 7657, der auf dem Weg von Deutschkreutz nach Wien-Hauptbahnhof war, hatten sich laut Polizei der Triebwagenführer und etwa 70 Passagiere befunden. Die Trasse wurde 2019 so optimiert, dass aktuell Höchstgeschwindigkeiten bis zu 160 km/h möglich sind. Allerdings ist ein Gleiswechsel im Bereich der besagten Weiche 1 nur mit maximal 60 km/h möglich.
„Genau an dieser Weiche ist es zur Entgleisung gekommen“, bestätigt ein Ermittler. Der Triebwagen und ein Waggon der Doppelgarnitur wurden von den Schienen katapultiert, rissen mehrere Betonsteher der Oberleitung um und stürzten über die Böschung in ein Feld, wo sie seitlich liegen blieben. Die vier weiteren Waggons waren aus den Schienen gesprungen, blieben jedoch im Gleisbett stehen.
Talentierter Violinist starb
Neben dem Zugführer wurden eine 35-Jährige und ein 78-Jähriger, beide aus Wien, schwer verletzt. Ein talentierter 25-jähriger Eisenstädter Musiker starb. Daniel G. war begnadeter Violinist und 1. Geiger beim Radio Symphonie Orchester (RSO). Außerdem wirkte er bei der Eisenstädter Dommusik St. Martin mit.
„Als eine der größten musikalischen Begabungen im Burgenland war und ist Daniel nicht nur ein Aushängeschild für das Joseph Haydn-Konservatorium. Er war im Haydnorchester tätig und im burgenländischen Jugendsymphonie-Orchester, dort auch als umjubelter Solist. Durch Fleiß und Engagement und nicht zuletzt durch seine Vorbilder war Daniel bereits in jungen Jahren ein Meister“, schrieb Thomas Dolezal, Dom- & Diözesanmusikdirektor, in einem bewegenden Nachruf.
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