NS-Vergangenheit holt den Kurort Semmering ein

NS-Vergangenheit holt den Kurort Semmering ein
Die Umbenennung einer Straße mit Nazi-Bezug wurde zu einem einjährigen Fiasko. Dabei deckte ein Autor auch noch die Beteiligung der Gemeinde an einer Arisierung auf.

Straßen, die den Namen von Nazi-Schergen tragen. Landauf, landab sehen sich Gemeinden und Bürgermeister mit demselben Problem konfrontiert. Dass die Lösung desgleichen aber ein ganzes Jahr in Anspruch nimmt, hätte sich im Kurort Semmering wohl niemand träumen lassen. Nicht nur, dass bei der Namensgebung beinahe eine Person mit NS-Hintergrund durch eine andere mit brauner Vergangenheit ersetzt worden wäre, wurde auch noch ein dunkles Kapitel auf dem Hausberg der Wiener zu Tage gefördert. Nämlich dass die Gemeinde selbst vor 83 Jahren Nutznießer einer Arisierung war. Selbst für Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP) eine überraschende und wenig erfreuliche Erkenntnis.

Schild verschwand

Die Angelegenheit der „Dr. Hermann Stühlinger Straße“ wird Doppelreiter und dem Gemeinderat wohl länger in Erinnerung bleiben, als den Kommunalpolitikern lieb ist. Im Herbst 2020 war der Buchautor Richard Weihs bei Recherchearbeiten zu seinem Buch „Am Semmering“ auf die NSDAP-Vergangenheit des Semmeringer Arztes und ehemaligen Betreibers des gleichnamigen Kurhauses Stühlinger gestoßen. Die Gemeinde ließ die Sache prüfen und das Straßenschild sofort verschwinden. Doch damit nahm das Fiasko erst seinen Lauf.

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