NÖ und Wien: Schulterschluss statt Rivalität in der Wirtschaft

Neue Zusammenarbeit: Stadtrat Peter Hanke und Landesrat Jochen Danninger.
NÖ und Wien wollen ein großer Wirtschaftsstandort werden und werben nun gemeinsam um Betriebe.

Ex-Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) bildeten zwar über die Parteigrenzen hinweg eine starke politische und sogar freundschaftliche Achse, die Rivalitäten zwischen der Bundeshauptstadt Wien und dem Land Niederösterreich waren in dieser Zeit allerdings besonders stark ausgeprägt. Vor allem, wenn es darum ging, dem jeweils anderen Betriebe abzuluchsen. Dafür wurden sogar eigene Statistiken angelegt. Das bekannteste Beispiel: Die Produktion der Schwedenbomben wurde von Wien nach Wiener Neudorf verlegt.

NÖ und Wien: Schulterschluss statt Rivalität in der Wirtschaft

Die Wiener Schwedenbomben übersiedelten 2015 nach Wiener Neudorf.

Seit dem Jahr 2018  ist da ein Umdenken zu bemerken. Die Jahresstatistiken sind verschwunden, die Gespräche zwischen den Wirtschaftsverantwortlichen wurden intensiviert. Diese Woche haben nun Wiens Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) und NÖ Landesrat Jochen Danninger (ÖVP) diese neue, enge Zusammenarbeit auf offizielle Beine gestellt. In einem Vier-Augen-Gespräch wurde fixiert, dass sich die beiden Bundesländer von nun an als   ein großer Wirtschaftsstandort präsentieren werden.

Enge Vernetzung

In einem gemeinsamen Statement begründeten Hanke und Danninger die  neue Strategie so: „Beide Bundesländer bilden einen eng vernetzten Wirtschaftsraum. Mehr als ein Drittel des gesamten österreichischen  Bruttoinlandsprodukts wird in Wien und Niederösterreich erwirtschaftet.  Damit möglichst viele neue Jobs nach der Corona-Krise in unseren Standorten entstehen können, brauchen wir die bestmöglichen Rahmenbedingungen für internationale Betriebsansiedelungen und diese schaffen wir nur im gemeinsamen Schulterschluss.“

Umsetzen sollen diese Strategie die beiden Wirtschaftsagenturen. Der Fahrplan sieht vor, dass bereits im Sommer eine gemeinsame Standortpräsentation in Deutschland, möglicherweise in Berlin-Brandenburg, stattfindet – falls es das Infektionsgeschehen  zulässt.  Aus Deutschland kamen zuletzt die meisten Ansiedelungen.

Drehscheibe Flughafen

Eine entscheidende Rolle soll dabei der Flughafen Wien-Schwechat spielen, an dem beide Bundesländer mit jeweils 20 Prozent beteiligt sind und der als großer Standortvorteil gesehen wird. Dort hat etwa im Jahr 2019 die Investitionsplattform Plug and Play ihr europäisches Headquarter errichtet. Mit Wien und NÖ als Kooperationspartner.

Diese Plattform für Start-ups passt zu den Zielen, die sich Hanke und Danninger gesetzt haben: Start-ups sollen ein Kernthema sein, weil schon jetzt 40 Prozent der Unternehmensgründungen in Österreich in der Ostregion stattfinden. Einen weiteren thematischen Fokus will man bei den Betriebsansiedelungen auf den Bereich „Life Sciences“ (Biowissenschaften) legen, weil hier Wien und das Umland schon jetzt einiges bieten können.

Gegenseitige Vermarktung

Letztendlich soll es aber nicht nur um eine gemeinsame, sondern auch um eine gegenseitige Standortvermarktung gehen. Findet ein Unternehmen in Wien keinen passenden Platz, sollte nach NÖ vermittelt werden – und umgekehrt. Oder es wird gar das Doppel angeboten: Produktion in NÖ, Büro-Headquarter in Wien.

Wegen Corona ist die internationale Standortvermarktung teilweise ins Stocken geraten. Danach will man wieder voll durchstarten, nicht nur in Deutschland. Danninger: „Wir sind überzeugt, mit einer gemeinsamen Kooperation können wir mehr erreichen. Damit haben wir für Unternehmen jeder Größe und Branche das richtige Angebot.“

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