Sozialhilfe in Schulen in NÖ wird fast verdoppelt

Schulunabhängige Sozialhelfer hören Kindern zu
Corona-Einschränkungen steigerten den Bedarf. Sozialhelfer bald in über 200 Pflichtschulen aktiv.

Weil der Bund gerade nach den Corona-Belastungen die Schulsozialhilfe in den Bundesländern verstärken will, gelingt in Niederösterreich bei dieser Präventivbetreuung ein Etappensprung.

Mit einem Finanzaufwand von 1,1 Millionen Euro kann die Anzahl der Pflichtschulen, in denen unabhängige Sozialarbeiter Kindern für anonyme Betreuungsgespräche zur Verfügung stehen, fast verdoppelt werden.

Sozialhilfe in Schulen in NÖ wird fast verdoppelt

Landesrätinnen Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Königsberger-Ludwig (SPÖ)

Mobbing, gesellschaftliche Zwänge, schulischer Druck, psychische Belastungen durch die Corona-Lockdowns und nicht zuletzt die bedrohlich zunehmenden Suizid-Gedanken unter Jugendlichen sind Herausforderungen, die durch Sozialhelfer im Keim abgefangen werden sollen, schilderten SPÖ-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (Jugendwohlfahrt) und ihre ÖVP-Kollegin Christiane Teschl-Hofmeister (Bildung).

System Niederösterreich

Das spezielle nö. System hat einen 30-jährigen Hintergrund. „Die Sozialhelferinnen agieren bei uns in den Schulen unabhängig und von den Direktionen weisungsungebunden. Das wurde mit voller Absicht so installiert“, sagte Königsberger-Ludwig. Es gehe darum, dass die Kinder mit Experten, die nicht im Schulgetriebe sind, das Gespräch suchen können.

Zu einem Drittel von der Schulgemeinde und zu Zweidrittel vom Land NÖ finanziert, wird die Schulsozialhilfe in NÖ derzeit in 122 Pflichtschulen, in 16 AHS und in allen 18 Landesberufsschulen angeboten. In der Jugendbetreuung kundige Sozialhelfer sind im Ausmaß von 24 Vollzeitäquivalenten tätig.

Über einen 15a-Vertrag mit dem Bund könne man nun mit den zusätzlichen Finanzmitteln rund 100 Schulen zusätzlich ins Betreuungsprogramm holen, kündige Landesrätin Königsberger-Ludwig an. Das vorgegebene Ziel sei, „in jedem Bezirk 20 Prozent der Pflichtschulen mit dabei zu haben“.

Die Bildungslandesrätin Teschl-Hofmeister strich vor allem auch den hilfreichen Wert der Betreuungsgespräche der Kids mit den Sozialhelfern für Eltern und Lehrer hervor. Auch in ihren Kontakten mit Schülervertretern würden immer der Wunsch nach der „lebenswerten Schule“ vorgebracht und Ansprechstellen für Jugendliche außerhalb der Schulhierarchie gewünscht.

Sozialhilfe in Schulen in NÖ wird fast verdoppelt

Die Installierung der Schulsozialhilfe, die dann mindestens drei Stunden pro Woche an Ort und Stelle angeboten werden muss, ist nur mit Zustimmung des Schulausschusses möglich. Und ohne Zustimmung der Kinder oder Jugendlichen dürfen die Betreuer die Gesprächsinhalte nicht weitertransportieren. Geht es allerdings um schwere Vorwürfe, wie sexuellen Missbrauch oder andere Gewaltdelikte, sind die Sozialhelfer zur Anzeige verpflichtet.

Krisen

Für akute Krisenfälle, bei Unfällen oder sonstigen schweren Zwischenfällen halbe man in der NÖ Bildungsdirektion sechs Fachkräfte zur Stelle, die entsendet werden können, so Teschl-Hofmeister.

Sozialhilfe in Schulen in NÖ wird fast verdoppelt

Königsberger-Ludwig versicherte auch, dass Jugendliche, denen keine Sozialbetreuung an ihrer Schule zur Verfügung stehe, dennoch nicht auf der Strecke bleiben. Ihnen stünden neben den Jugendabteilungen an den Bezirkshauptmannschaften noch eine ganze Reihe von Institutionen und öffentlichen Einrichtungen zur Verfügung, wo Probleme und Anliegen besprochen werden könnten.  

 

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