NÖ: Sorge um erkrankte Arbeitslose
Im durch die Corona-Krise mitverursachten „Heer der Arbeitslosen“ steigt die Gruppe jener, die aufgrund körperlicher und gesundheitlicher Gebrechen ihren einstigen Job nicht mehr ausüben können, massiv an. 14.474 in NÖ arbeitslos Gemeldete sind von Einschränkungen betroffen. Weshalb Arbeitsmarktservice (AMS) und Pensionsversicherungsanstalt (PVA) die berufliche Rehabilitation zu einem Kernthema gemacht haben.
Neben den klassischen Erkrankungen, wie etwa Schäden am Stützapparat, sei die Zunahme der psychischen Erkrankungen ein Hauptgrund für den Bedarf an der beruflichen Reha, schilderte der Präsident der Arbeiterkammer NÖ, Markus Wieser. „Rasch wieder in den Arbeitsprozess zurückzukehren, bedeutet für sie natürlich Einkommen und Teilhabe am Arbeitsmarkt und auch an der Gesellschaft“, so Wieser am Rande der Enquete „reha-now“. Initiativen dafür unterstützt auch die Wirtschaftskammer, um Fachkräfte in den Betrieben zu halten, versicherte NÖ-Präsident Wolfgang Ecker.
Verschärfung
Gerade durch die Corona-Krise werde die Gruppe der vulnerablen Jobsuchenden größer, sagte der NÖ-Chef des AMS, Sven Hergovich. Jeder fünfte Arbeitssuchende sei bereits betroffen. Dass in NÖ der Anstieg dieser Gruppe bundesweit am geringsten ist, sei ein schwacher Trost. Für Hergovich ist besonders alarmierend, dass nicht nur Ältere, sondern auch schon Jobsuchende ab 25 Jahren zunehmend betroffen sind.
Probates Mittel, ihnen zu helfen, ist die freiwillige berufliche Rehabilitation. Umschulungen oder neue Berufsausbildungen hätten sich bewährt, verwies Hergovich auf 2019. Von mehr als 900 Teilnehmern an einer Job-Reha schafften über die Hälfte einen dauerhaften Wiedereinstieg. 4,2 Millionen Euro hat das AMS in NÖ dafür aufgebracht. Einer der größten Partner ist dabei das BBRZ (Berufliche Bildungs- Reha-Zentrum).
Neue Arbeitswelt
Dort habe man durch die neuen Ansprüche in der Arbeitswelt die Reha völlig umstrukturieren müssen, sagte BBRZ-Geschäftsführer Roman Pöschl. Nicht mehr die reine berufliche Qualität, sondern die Stärkung der psycho-emotionalen Kompetenzen und der Eigenverantwortung oder des gesunden Egoismus müsse trainiert werden, damit die Kandidaten eine Chance haben. Mit „Camino“ (Chancen am Arbeitsmarkt durch individuelle Orientierung) habe man ein Trainingsprogramm entwickelt, erklärte Pöschl.
Wenig Erfolge bei der Reintegration hat die PVA zu vermelden. Seit 2012 der Zugang zur Invaliditätspension erschwert wurde, müssten Ansuchende verstärkt in Reha-Programme zur Rückkehr in die Arbeitswelt gesteckt werden, schildert PVA-Chefärztin Brigitte Preier. Häufig mit wenig Erfolg. Diese Leute hätten sich bereits gedanklich in der Pension gewähnt und seien deshalb nur sehr schwer zu motivieren.
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