In ihrem Kampf gegen ein geplantes 1,2 Kilometer langes Förderband für den Transport von Schotter über die Donau versucht die Gemeinde Krummnußbaum im Nibelungengau Trümpfe für mögliche Behördenverfahren zu sammeln.
Dabei könnte nun mit einer eher unscheinbaren, aber seit Menschengedenken existierenden Insel nahe dem südlichen Donauufer bei Krummnußbaum ein besonderer Coup in Naturschutzbelangen gelingen.
Die abgeschottete, von der Donau umspülte und unzugängliche Insel-Wildnis beherbergt eine ganze Reihe von Tierarten, die durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien der EU als bedroht gelten und höchst schützenswert sind.
Eisvögel und Seeadler
Eisvögel, Flussuferläufer und in der Wachau brütende Seeadler sowie zahlreiche andere Tierarten nutzen das kleine Inselreich.
"Wir wollen die Insel als Naturdenkmal unter besonderen Schutz stellen. Damit sollte es nicht möglich sein, darüber ein Förderband für Steine installieren zu können“, sagt Bürgermeister Bernhard Kerndler (ÖVP). In seiner Gemeinde trete man geschlossen gegen die Pläne der Hartsteinwerks Loja an, Gestein über ein Förderband an das südliche Donauufer zu transportieren, um es im Gemeindegebiet von Krummnußbaum mit der Bahn abzutransportieren.
Fünf rund 40 Meter hohe Silotürme und ein sechsgleisiger Verladebahnhof direkt neben der Westbahn würden bei der Ortschaft Diedersdorf entstehen. Loja und Partner Bernegger wollen damit der Gemeinde Persenbeug/Gottsdorf am nördlichen Donauufer rund 40.000 Fahrten von Schotterlastwägen pro Jahr ersparen.
Etappensieg
Punkto Naturschutz dürfte nun mit dem angestrebten Sonderschutz für die 300 Meter lange und zehn Meter breite Donauinsel ein wichtiger Etappensieg bevorstehen. Nach einem Lokalaugenschein habe der Amtssachverständige des Landes NÖ angekündigt, in seinem Gutachten die Erklärung zum Naturdenkmal zu unterstützen, berichtet der Ökologe und Landschaftsplaner Alfred Benesch.
Er hat für die Gemeinde ein Erstgutachten erstellt, das mit einer Vielzahl von Gründen die Naturdenkmal-Forderung unterstützt. "Solche Inseln in der freien Fließstrecke der Donau findet man nur mehr selten. Die nächsten liegen rund 50 Kilometer flussaufwärts und flussabwärts“, so Benesch, der auf ähnliche Naturdenkmal-Verfahren in der Wachau verweist, die positiv ausgegangen sind.
Nicht nur Vögel, die in den Bäumen auf der Insel brüten oder sich dort zur Futtersuche aufhalten, sondern auch Biber und Fischotter und seltene Fischarten im Uferbereich hätten die Insel in Beschlag genommen, so Benesch.
BH Melk fällt Letztentscheidung
Die vom Sachverständigen nun erwartete positive Empfehlung für ein Naturdenkmal wird der Bezirkshauptmannschaft Melk übermittelt. Sie fällt die Letztentscheidung. Der Naturschutz im Inselbereich würde dann allen anderen Nutzungsmöglichkeiten vorgestellt.
Ein entscheidendes Kriterium in einem möglichen Naturschutzverfahren für das Förderband sei laut Benesch auch, dass das Förderband eine direkte Barriere für Zugvögel darstellen würde, die das Donautal als transeuropäische Flugroute nutzen. Ebenso würde es einen - genau im Inselbereich existierenden - Wildtierkorridor über die Donau geben.
Rotwild und Elch
Damals wie heute queren dort Wildschweine, Rehwild oder Wildkatzen den Donaustrom. Früher schwammen auch Rotwild und manche Elche hier ans andere Ufer. Ein Projekt, das man beim Biodiversitätsfonds des Umwelt- und Klimaministeriums einreicht, soll auch dieses Naturphänomen wissenschaftlich belegen und gegen das Steinbruch-Projekt samt Förderband verwendet werden.
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