NÖ: Immer mehr Reformwünsche in Debatte um Klinikschließungen
Die geplante Gesundheitsreform bleibt nach wie vor das bestimmende Thema in Niederösterreich. Wie berichtet, wurde ein Expertenpapier an die Öffentlichkeit gespielt, das die Auflassung der Spitäler in Hollabrunn, Korneuburg und Stockerau vorsieht.
Stattdessen soll das Klinikum Süd-West im Weinviertel entstehen, weitere Standorte (Melk, Klosterneuburg, Gmünd und Waidhofen an der Thaya) sollen zu Sonderkrankenanstalten umfunktioniert werden.
Die SPÖ läuft gegen diese Pläne Sturm. Die Sozialdemokraten befürchten die „größte Spitalsschließungswelle Österreichs“, Landtagsabgeordneter Rene Pfister kündigte an, dass sich alle Mandatare geschlossen gegen das Vorhaben stellen werden.
Die bestehende Herausforderung der Instandhaltung dreier in die Jahre gekommener Parallelstrukturen "würde für eine Bündelung der stationären Akutversorgung sprechen". Die Betriebskosten für drei Kleinkliniken seien deutlich höher als für ein zentrales hocheffektives Krankenhaus mit modernster Ausstattung.
Basisversorgung für 300.000 Menschen
Ernstberger zufolge sind Hollabrunn und Korneuburg-Stockerau derzeit für die stationäre Basisversorgung von 150.000 Menschen im nördlichen Wiener Umland verantwortlich, in einzelnen Fachbereichen sogar für 300.000 und mehr zuständig.
Für eine Bündelung spreche, dass die erfolgreiche Behandlung eines schwer kranken Akutpatienten heute zwingend die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten aus klinischen und nicht klinischen Fächern erfordere. "Die personellen, technischen und baulichen Ressourcen für eine zeitnahe Intervention müssen 24/7 zur Verfügung stehen", erläuterte der ärztliche Direktor.
Es gibt aber auch Stimmen, die sich für eine Neuaufstellung der Gesundheitsversorgung im größten Bundesland aussprechen. Am Freitag meldete sich Rainer Ernstberger zu Wort. Er ist ärztlicher Direktor an jenen Weinviertler Standorten, denen das Aus drohen könnte.
„Die mögliche Variante der Errichtung eines gemeinsamen neuen Klinikums Süd-West im Weinviertel kann einen im Einzelfall längeren Anfahrtsweg durch die wesentlich höhere Effizienz in der Diagnostik mit folgendem, rascherem Therapiebeginn ausgleichen“, argumentierte Ernstberger. Die bestehende Herausforderung der Instandhaltung dreier in die Jahre gekommener Parallelstrukturen „würde für eine Bündelung der stationären Akutversorgung sprechen“. Die Betriebskosten für drei Kleinkliniken seien deutlich höher als für ein zentrales hocheffektives Krankenhaus mit modernster Ausstattung.
Ernstberger zufolge sind Hollabrunn und Korneuburg-Stockerau derzeit für die stationäre Basisversorgung von 150.000 Menschen im nördlichen Wiener Umland verantwortlich, in einzelnen Fachbereichen sogar für 300.000 und mehr zuständig. Für eine Bündelung spreche, dass die erfolgreiche Behandlung eines schwer kranken Akutpatienten heute zwingend die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten aus klinischen und nicht klinischen Fächern erfordere.
Gemeindefinanzen
Reformen fordert auch NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl (ÖVP). Die Kosten und Steigerungsraten im Gesundheitssystem seien für die Gemeinden, die an der Krankenanstaltenfinanzierung maßgeblich beteiligt sind, kaum mehr zu stemmen. „Reformen sind auch dringend notwendig, weil wir an einzelnen Standorten auch sehen, dass die Qualität – zum Beispiel wegen Personalmangels und Unterauslastung – sich dramatisch zu verschlechtern droht“, so Pressl. Er verweist auch darauf, dass bisherige Standortreformen zeigten, dass die Diskussions- und Veränderungsprozesse enorme schwierig sind, „dass aber danach die Versorgungsqualität wieder sehr gut funktioniert.“
Es sei auch zu beobachten, dass die Menschen im Ernstfall lieber „die beste als die nächste Versorgung“ wählen. Neben Finanzierungsfähigkeit müsse bei zukünftigen Einrichtungen die Qualität das Reformziel sein, so Pressl.
Verunsicherung
Die Spitalsdebatte sorgt auch in den Regionen für Unruhe. In Amstetten etwa machten SPÖ-Mandatare auf akute Personalnot und angebliche Missstände im Landesklinikum aufmerksam. In einer Aussendung kritisierte Gesundheitsstadträtin Beate Hochstrasser, dass nicht fertig ausgebildete Jungärzte alleine in der Notaufnahme eingesetzt würden. Zudem gebe es Gerüchte, dass es ab Jänner 2025 keine Pathologie-Abteilung mehr geben könnte, weil der in den Ruhestand gehende Abteilungschef nicht nachbesetzt werden könne.
Auf Anfrage des KURIER wird seitens der Landesgesundheitsagentur (LGA) bestätigt, dass Jungärzte natürlich zwecks Ausbildung in der Notaufnahme eingesetzt werden, diese würden aber immer von Fachärzten beaufsichtigt und unterstützt. Punkto Pathologie sei es richtig, dass der aktuelle Primar im März in Pension gehe. Deshalb wurde frühzeitig dessen Nachfolge ausgeschrieben. Es gebe bereits zwei Bewerber für die Institutsleitung.
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