NÖ: Impfgegner entschuldigen sich für "Spaziergang" zum Spital

Grablichter und Protestaufmarsch vor dem Landesklinikum Waidhofen/Ybbs sorgte für Aufregung und Sorge (Symbolbild)
Aus vier "Spaziergängern" wurden in Waidhofen/Ybbs Dutzende. Bürgermeister Krammer warnt vor Vereinnahmung durch aggressive und extreme Gruppierungen.

Vor dem Spitalseingang installierte Grablichter, dazu rund 50 Demonstranten, die offen gegen  Corona-Impfungen und die anstehende Impfpflicht opponierten, sorgten Anfang Dezember in Waidhofen an der Ybbs für massiven Ärger und Entrüstung. Unruhe und Verunsicherung, die den Impfgegnern dann doch mulmige Gefühle bescherten. In einem offenen Brief, der mit „Die Spaziergänger“ unterzeichnet ist, entschuldigten sie sich. Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) zollt ihnen für die Entschuldigung zwar Respekt, warnt aber massiv vor der Vereinnahmung solcher Aktionen durch radikale Gruppen.

Mit dem „Spaziergang mit Lichtern“ wollte man keinesfalls Ärzte und Pflegepersonal, vor deren Leistungen man höchsten Respekt habe, anklagen, teilten die Spaziergänger mit. Die Lichter sollten als Symbol für Friede und Hoffung gelten und sowohl dem Spitalspersonal, aber auch jenen „die es im Moment aufgrund ihrer eingeschränkten Entscheidungsfreiheit besonders schwer haben“, gewidmet sein. Grablichter hätte man außerdem lediglich aus Gründen der Praktikabilität verwendet, schrieben die „Spaziergänger“.

Übersicht verloren

Zugleich geben die Protestierenden auch zu, irgendwie die Übersicht und Kontrolle verloren zu haben. Denn ursprünglich habe man die Aktion nur mit vier Personen geplant. Die dann aber plötzlich mitgeführten Schilder in der auf mehrere Dutzend Teilnehmer angewachsenen Schar hätten besser gemeinsam durchdacht werden müssen, geben die Spaziergänger ebenfalls zu. Und sie möchten sich auch klar von Aggressionen distanzieren, die durch die Veranstaltung in Internetmedien kundgetan wurden.

NÖ: Impfgegner entschuldigen sich für "Spaziergang" zum Spital

Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer

Nach der Aktion zeigte nicht nur das Spitalspersonal Unverständnis, wie der Personalvertreter bekundete. Auch der Waidhofener Gemeinderat stellte sich auf die Seite der Spitalsmitarbeiter und verabschiedete eine Resolution an die Bundesregierung, endlich eine Pflegereform anzugehen.

Appell

Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer griff nun den Spaziergängerbrief zudem als Anlass für eine Botschaft auf seinem Facebook-Account auf. Er könne verstehen, dass einige durch die Aufforderung, sich impfen lassen zu müssen unter Druck geraten sind, billigte der Stadtchef zu. So gut der „Spaziergang mit Lichtern“ aber auch gemeint gewesen sein mag, es gebe „sicher bessere Wege und Möglichkeiten Wertschätzung und Unterstützung auszudrücken“, teilte Krammer mit.
Er appellierte deshalb, den eingeschlagenen Weg der Stadt, für bestmöglichen Schutz und größtmögliche Sicherheit, auch weiter gemeinschaftlich zu gehen. Niederschwellige Impfangebote und genügend Testmöglichkeiten sollen die Lage in der Stadt, die vor wenigen Wochen bei den Inzidenzen Österreichspitze war, stabil halten.

Warnung

Und Krammer äußerte auch einen dringenden Appell, „sich nicht von aggressiven und extremen Gruppierungen vereinnahmen zu lassen und keine Verrohung zuzulassen“. Der Weg des Miteinanders müsse beibehalten werden, forderte Krammer. Jede müsse sich klarmachen, dass nicht andersdenkende Menschen, sondern das Coronavirus der gemeinsame Feind sei, so der Bürgermeister.

Weil sich in Waidhofen langsam auch der Wahlkampf für die anstehenden Gemeinderatswahlen aufbaut, wird das politische Miteinander demnächst wohl so mancher harter Prüfung ausgesetzt werden. Schon für Sonntag ist in Waidhofen die nächste Demo angekündigt.Organisiert von der FPÖ und „für die Freiheit“.

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