Der Fall des Hannes Koza: Staatsanwalt stellt Ex-Bürgermeister vor Gericht

Hannes Koza machte Bilder von seinen Verletzungen öffentlich
Prozess gegen früheren Vösendorfer Bürgermeister, der Angriff auf sich vorgetäuscht hat. Opposition erzwingt Neuwahlen in Vösendorf.

Es wird wohl eines der letzten öffentlich relevanten Kapitel im Fall des Hannes Koza. Der gefallene Ex-ÖVP-Bürgermeister von Vösendorf (Bezirk Mödling) muss am Landesgericht Wiener Neustadt auf der Anklagebank Platz nehmen.

Nachdem er vorgetäuscht hatte, von einem unbekannten Gewalttäter grundlos niedergeschlagen worden zu sein, hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt kurzen Prozess gemacht.

Falsche Beweisaussage und mehr

Nur einen Tag nach Bekanntwerden des Skandals und Kozas Rücktritt wenige Stunden danach, wurde von der Anklagebehörde bereits am 21. Februar Strafantrag gegen den Ex-Politiker eingebracht, bestätigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl.

Koza muss sich wegen falscher Beweisaussage (bis zu drei Jahre Haft) und Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung (Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten) am Landesgericht Wiener Neustadt verantworten. Die Verhandlung ist bereits für den 20. März ausgeschrieben, bestätigt Gerichtssprecherin Birgit Borns.

Der Fall des Hannes Koza: Staatsanwalt stellt Ex-Bürgermeister vor Gericht

Das Verfahren gegen den (erfundenen) unbekannten Täter, der Koza bei einem vermeintlichen Angriff bedroht und verletzt haben soll, wurde gleichzeitig von der Staatsanwaltschaft eingestellt, so Habitzl.

Blaues Auge und Schürfwunden

Die brisante Causa ist hinlänglich bekannt. Koza hatte im Dezember 2024 Selfies von sich mit einem blauen Auge und Verletzungen im Gesicht veröffentlicht und behauptet, von einem unbekannten Angreifer im Schlosspark verprügelt worden zu sein. "Ich habe gerade auf mein Handy geschaut, da ist auf einmal jemand hinter mir gestanden", erzählte Koza damals zum angeblichen Hergang. Durch einen Schlag ins Gesicht sei er zu Boden gegangen. "Dann hat der Mann gesagt, dass ich die Gemeinderatssitzung nicht überleben werde und ist verschwunden", so die theatralische Schilderung. 

Plötzlich Beschuldigter

Die Ermittlungen der Polizei und des Landesamtes für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) ließen bald Zweifel an der filmreifen Version vom angeblichen Tathergang aufkommen. Die Erhebungen des Staatsschutzes und der Kriminalisten ergaben, dass diese Attacke so nie stattgefunden hatte. Die Rolle Kozas wandelte sich vom mutmaßlichen Opfer zum Beschuldigten.

Seelenstrip

In die Enge getrieben, machte der ÖVP-Politiker selbst reinen Tisch. In einem öffentlichen Statement gab Koza am 20. Februar zu, den Überfall selbst erfunden zu haben, um sich "in die Opferrolle zu bringen". "In der Hoffnung, dass die persönlichen Angriffe damit endlich aufhören“, so der damalige Bürgermeister.

Bereits 2024 stand der Lokalpolitiker im Visier der Staatsanwaltschaft – weil er eine private Anwaltsrechnung manipuliert hatte, um sich die Kosten von der Gemeinde refundieren zu lassen. Koza zahlte die Summe zurück, das Verfahren wurde durch eine Diversion erledigt, Ermittlungen wegen weiterer Anschuldigungen wurden eingestellt. Vorgezogene Neuwahlen in Vösendorf bescherten Kozas ÖVP-Liste danach im Mai 2024 deutliche Zugewinne und die absolute Mehrheit.

Neuwahlen in Vösendorf fix

Nach dem Rücktritt Kozas hat vorübergehend Vizebürgermeisterin Birgit Petross die Amtsgeschäfte übernommen. Wohl aber nur für kurze Zeit. Denn der Gemeinderat muss nun schon wieder neu gewählt werden. Dafür sorgen die Oppositionsparteien SPÖ, FPÖ, Grüne und die Liste V2000. Alle Mandatare - auch die Ersatzmitglieder - sämtlicher Fraktionen haben heute, Donnerstag, geschlossen ihre Mandate zurück gelegt, weshalb seitens der NÖ Landesregierung ein außertourlicher Urnengang ausgeschrieben werden muss.

Der Fall des Hannes Koza: Staatsanwalt stellt Ex-Bürgermeister vor Gericht

Am Donnerstag haben alle Mandatare der Oppositionsparteien des Vösendorfer Gemeinderates gemeinsam ihre Mandate niedergelegt. Auch die Ersatzmitglieder haben auf ihre Nachfolge verzichtet.

"Die letzten Monate waren geprägt von Unsicherheit, politischem Stillstand und fehlender Transparenz", begründet SPÖ-Vorsitzender Alfred Strohmayer den Schritt. "Der Rücktritt von Bürgermeister Hannes Koza hat diesen Zustand noch weiter verschärft. Dieses Vakuum hat Vösendorf in eine unhaltbare Situation gebracht."

Die SPÖ Vösendorf habe "Gespräche geführt und verschiedene Wege abgewogen", so Strohmayer. "Doch eines ist klar: Ein Neustart kann nur mit einer demokratischen und legitimen Wahl erfolgen – nicht durch die Fortführung eines Systems, das bereits gescheitert ist." Nach Ablauf der gesetzlichen Fristen muss nun der Landtag über die weitere Zeitleiste für die Neuwahl entscheiden.

"Wichtige Punkte geklärt"

Man habe noch "offene und wichtige Punkte geklärt", bevor die Mandate niedergelegt wurden, betont der SPÖ-Chef: "Die Abberufung von Hannes Koza als Geschäftsführer der Kommunal-GmbH wurde empfohlen. Die verbleibenden Gemeinderäte können diese Entscheidung in der kommenden Woche noch offiziell beschließen. Und auch die nächste Phase der Flächenwidmungs-Anpassungen wurde vorbereitet und abgestimmt."

Die Neuwahl biete "die Chance, den Ort nach den Krisen und Zerwürfnissen der Vergangenheit wieder zu stärken und auf eine stabile Zukunft auszurichten."

Brigit Petross hatte trotz absoluter Mehrheit der SPÖ den Posten des Vizebürgermeisters angeboten und einen „Neustart“ in Vösendorf versprochen. Von der Entscheidung der Opposition sei sie nun enttäuscht, betont sie am Donnerstag: „Ich bin überzeugt, dass eine konstruktive, parteiübergreifende Zusammenarbeit der beste Weg für Vösendorf gewesen wäre.“

Neuwahlen würden „zu einer Phase der Unsicherheit führen und bedeuten, dass wichtige Projekte verzögert oder nicht umgesetzt werden können.“
Sie habe  den Dialog gesucht und sei „auf alle Parteien zugegangen, um eine konstruktive Zusammenarbeit  zu ermöglichen.“

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