Geständnis in Sozialen Medien
Grund dafür ist eine dramatische Wende im Fall eines angeblichen Angriffs auf den Bürgermeister im Dezember 2024. Koza hatte Bilder von Verletzungen im Gesicht veröffentlicht und behauptet, von einem unbekannten Angreifer im Schlosspark verprügelt worden zu sein.
Die Ermittlungen der Polizei und des Landesamtes für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) ergaben allerdings, dass diese Attacke möglicherweise nie stattgefunden hatte. Er wird von der Staatsanwaltschaft daher nun nicht länger als Opfer in dem Fall, sondern als Beschuldigter geführt.
Nach einem Bericht des KURIER über diese Wende am Donnerstag ging Koza in die Offensive: Er räumte ein, "Fehler gemacht" und "Grenzen überschritten" zu haben. "Ich wollte mich in eine Opferrolle bringen, in der Hoffnung, dass die persönlichen Angriffe damit endlich aufhören", gab er zu. "Aus diesem Grund bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass ich mir professionelle Hilfe suchen und daher mein Bürgermeisteramt zurücklegen werde."
Gemeinderat wählt Nachfolger
Sobald dieser Rücktritt offiziell am Gemeindeamt bekanntgegeben wurde, übernimmt Vizebürgermeisterin Birgit Petross ("Liste Miteinander Bürgermeister Hannes Koza") die Amtsgeschäfte. Vom Gemeinderat, in dem die Liste über die absolute Mehrheit verfügt, ist dann ein neuer Bürgermeister zu wählen.
Für ÖVP-Bezirksobmann Martin Schuster wäre Petross "die logische und auch gute Wahl." Koza sei nicht aus der ÖVP, wohl aber aus dem Bezirksvorstand ausgetreten, seine Vizebürgermeisterin würde "wohl einen anderen politischen Stil pflegen und wieder mehr Ruhe in die Gemeinde bringen", vermutet Schuster.
Kozas Rücktritt will er nicht kommentieren. Dieser sei zu akzeptieren.
Mödlings stellvertretender Bezirkshauptmann Elmar Seiler bestätigt: "Es ist vor allem eine Angelegenheit der Gemeinde. Der neu gewählte Bürgermeister wird dann aber vom Bezirkshauptmann angelobt.“
Während die Oppositionsparteien im Vösendorfer Gemeinderat in den vergangenen Jahren mehrfach harte Kritik an Koza geübt hatten, stellten sich die Mandatare seiner ÖVP-Liste hinter ihren Spitzenkandidaten. Für Linda Leitner, ehemalige VP-Gemeinderätin in Vösendorf, unverständlich. „In meinen Augen hat er narzisstische Anteile, er hat alles alleine entschieden und sich nicht um die Meinung Anderer gekümmert", sagt sie im Gespräch mit dem KURIER.
"Nur Ja-Sager"
"Ich war Ausschuss-Vorsitzende, konnte aber immer weniger Themen behandeln, weil Koza sich nur auf die Dinge konzentriert hat, die ihm wichtig waren", so Leitner. "Ich hatte das Gefühl, dass er rund um ihn herum mit der Zeit nur mehr Leute zugelassen hat, die seiner Meinung waren, nur mehr Ja-Sager. Und dass er alle anderen loswerden wollte."
Und die ehemalige Mandatarin spart nicht mit Vorwürfen: "Angeblich sollen sich vor der Gemeinderatswahl 2024 in Vösendorf ungefähr 600 Personen neu angemeldet, dann nach der Wahl aber wieder abgemeldet haben. 600 Stimmen entsprechen ziemlich genau den fünf Mandaten, die Koza dazugewonnen hat."
Auch bei der Auszählung von Vorzugsstimmen sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen, behauptet Leitner: "Ich hatte plötzlich nur mehr sechs, obwohl ich weiß, dass mich mehr Menschen gewählt haben. Dafür lag eine von den Kandidatinnen, die er weiter vorne auf der Liste haben wollte, auf einmal vor mir."
Ein Verdacht, den auch ein weiterer ehemaliger ÖVP-Gemeinderat gegenüber dem KURIER bestätigt: "Ich war völlig überrascht, als es bei der Verlesung des Ergebnisses geheißen hat, dass eine Kandidatin keine Vorzugsstimmen bekommen haben soll. Weil ich selbst gesehen habe, dass sie in meinem Sprengel zumindest eine hatte."
"Weiterhin Einfluss im Hintergrund"
Koza habe "praktisch alles strikt abgelehnt, was man ihm vorgeschlagen hat. Das war ihm völlig egal, er hat sich nur um seine Themen gekümmert", sagt auch der ehemalige Mandatar der Volkspartei, der anonym bleiben möchte.
Linda Leitners Mutmaßung: “Ich glaube, dass er jetzt offiziell zurücktritt, die Frau Vizebürgermeister, die ihm meiner Meinung nach hörig ist, alles in seinem Sinne weiterführt und er im Hintergrund weiter Einfluss nimmt.“
Weder Koza noch Petross waren auf KURIER-Anfrage für eine Stellungnahme erreichbar.
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