Zweiter blauer Bürgermeister in NÖ: Dietmar Ruf übernimmt Gerasdorf

Dietmar Ruf (FPÖ) ist neuer Bürgermeister der Stadtgemeinde Gerasdorf.
Die FPÖ konnte sich in der Stadt im Weinviertel auf eine Zusammenarbeit mit der ÖVP einigen.

Dietmar Ruf ist in der Gerasdorfer Stadtpolitik kein Neuling. Dass er nun aber der neue Bürgermeister der einst tiefroten Gemeinde an der Wiener Stadtgrenze wird, war nach dem Wahlsonntag dennoch nicht unmittelbar abzusehen.

Erstens, weil die FPÖ in den letzten Jahren in einer Koalition mit der SPÖ regiert hat, dessen Vizebürgermeister Ruf war.

Und zweitens, weil die SPÖ - im Vergleich zu anderen Gemeinden - nur minimale Verluste hinnehmen musste. Mit 37,84 Prozent büßten die Stadt-Roten lediglich 0,65 Prozent ein - das sind 463 Stimmen weniger als 2020, bedeutet jedoch auch den Verlust eines Mandats (14 statt 15).

FPÖ legte um 16,67 Prozent zu

Allerdings: Die FPÖ konnte in der Stadt an der Grenze zu Wien um 16,67 Prozent zulegen, was sechs neue Mandate für die Freiheitlichen bedeutet. Insgesamt hält man damit 12 Sitze. 

Und Ruf ist der Vorzugsstimmenkaiser der Gemeinde; nicht nur bei dieser Wahl, sondern auch historisch betrachtet. Er konnte 1.129 Stimmen gewinnen - mehr, als jemals ein Politiker oder eine Politikerin in Gerasdorf einfahren konnte. 

Keine "One-Man-Show"

"Es war keine Entscheidung gegen die SPÖ, sondern für die ÖVP", sagt Ruf. Vor allem, weil man sich schon seit Jahren an der Finanzpolitik der SPÖ stieß. Die Gemeinde sei hochverschuldet - eine Finanzlast, die über mehrere Jahrzehnte von der roten Stadtregierung aufgebaut wurde. 

Zweiter blauer Bürgermeister in NÖ: Dietmar Ruf übernimmt Gerasdorf

Die neue politische Spitze in Gerasdorf: Dietmar Ruf (r.) und Kadun Hana. 

Für die neue blau-schwarze Regierung ist daher klar, dass das Stadtbudget zunächst erste Priorität hat. "Wir werden jeden Stein umdrehen, um stabile Gemeindefinanzen zu schaffen. Erst dann kann man über Projekte reden", ist Ruf überzeugt. 

"Reduzieren Ausschüsse"

Sein „Vize“ wird übrigens Kaldun Hana von der Volkspartei, die acht Sitze hält. „Wir beginnen bei uns selbst zu sparen und reduzieren in einem ersten Schritt die Ausschüsse“, gibt dieser einen Ausblick auf die ersten Schritte. 

Außerdem will sich die neue Regierung auch von einer "One-Man-Show" des Bürgermeisters verabschieden, wie sie unter der SPÖ vorgekommen wäre. "Stattdessen werden wir die Stadträte stärken, die in ihrer Funktion auch präsent sein werden", kündigt Ruf an. 

SPÖ: "Parteipolitisches Kalkül"

Naturgemäß wenig glücklich mit der neuen blau-schwarzen Regierung ist die SPÖ. Sie spricht in einer Aussendung davon, dass FPÖ und ÖVP schon vor den Wahlen verständigt hätten.

"Statt nun für Gerasdorf Verantwortung zu übernehmen, wurde uns gegenüber die 'Schuld' für die Entscheidung für eine neue blau-schwarze Stadtregierung auf ihre jeweilige Landespartei geschoben. Damit wird deutlich, dass diese Koalition nicht aus einer echten inhaltlichen Übereinstimmung entstanden ist, sondern vor allem aus parteitaktischem Kalkül." Umso mehr wolle man in Zukunft als "starke Opposition" auftreten.

Vorgänger nur ein Jahr im Amt

Sein Vorgänger, Hans Jürgen Peitzmeier von der SPÖ, war damit nur etwas mehr als ein Jahr im Amt. Er war erst am 9. Jänner 2024 zum Nachfolger von Alexander Vojta gewählt worden. Außerdem im Gemeinderat vertreten bleiben die Grünen, die ihre drei Mandate trotz Verlusten halten konnten. 

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