"Hat keinen Sinn mehr": Warum heimische Gemüsebauern massiv unter Druck stehen

"Hat keinen Sinn mehr": Warum heimische Gemüsebauern massiv unter Druck stehen
Die heimische Gemüseproduktion steht vor großen Herausforderungen, der Selbstversorgungsgrad sinkt. Kritik gibt es an den strengen Auflagen.

30 Jahre lang hat Josef Zachhalmel, Landwirt in Rust im Tullnerfeld in Niederösterreich, Chinakohl angebaut. Vor zwei Jahren war dann Schluss damit. "Es hat einfach keinen Sinn mehr gemacht", erzählt er im Gespräch mit dem KURIER.

Denn irgendwann, so Zachhalmel, sei der Kampf gegen Schädlinge wie dem Kohlerdfloh und der Weißen Fliege, die der Pflanze massiv zusetzen können, einfach nicht mehr erfolgreich zu führen gewesen.

"Jedes Jahr werden die Richtlinie bei den Pflanzenschutzmitteln verschärft, die Zahl der zugelassenen Mitteln sinkt kontinuierlich, während durch Trockenheit und Hitze der Insektendruck immer mehr zunimmt. Das geht sich dann einfach nicht mehr aus."

Selbstversorgungsgrad sinkt

In der nö. Landwirtschaftskammer beobachtet man diese Entwicklung mit Sorge, auch weil sie laut Experten einen Trend forciert, der zunehmend bedenklich stimmt. Es geht um den Selbstversorgungsgrad, der seit Jahrzehnten rückläufig ist. Während Österreich 1980 noch 83 Prozent seines Gemüsebedarfs aus eigener Produktion decken konnte, sank dieser Wert auf 73 Prozent (1990), 61 Prozent (2010) und liegt aktuell nur noch bei 53 Prozent.

"Unsere Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand. Es sind immer weniger wirksame Pflanzenschutzmittel zugelassen, gleichzeitig steigen die Anforderungen von Gesetzgeber und Handel. Der Produktionsdruck ist enorm und teilweise wirtschaftlich nicht mehr tragbar", sagt Lorenz Mayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer NÖ.

Karl Auer, Obmann des NÖ Gemüsebauverbands, schlägt in dieselbe Kerbe. "Die Versorgung ist bei wichtigen Kulturen ernsthaft gefährdet oder unmöglich geworden", berichtet er. Mit Ausnahme von Zwiebeln (134 Prozent) und Karotten (100 Prozent) liege der Selbstversorgungsgrad für nahezu alle anderen Sorten deutlich unter 100 Prozent.

Was Landwirte wie Zachhalmel besonders ärgert ist der Umstand, dass die heimischen Betriebe auch mit Druck aus dem Ausland konfrontiert sind. "In Polen oder auch in Deutschland sind die Auflagen nicht so streng wie bei uns." Auch aus der Landwirtschaftskammer heißt es, dass viele Importprodukte aus Ländern stammen würden, in denen genau jene Pflanzenschutzmittel weiterhin erlaubt und im Einsatz sind, die hierzulande verboten wurden. 

"Wenn Wirkstoffe verboten werden, muss es vernünftige Alternativen geben. Gibt es diese nicht, sehen wir am Beispiel Chinakohl, dass die Produktion nicht mehr möglich ist", so Mayr.

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