Nina Blum macht Kindertheater: „Ich glaube an eine Form von Bestimmung“
Es war einmal eine Frau, die ihren bisherigen Beruf auf Eis legte und auszog, um die Schauspielerei zu erlernen. Jahre später gründete sie den Märchensommer Niederösterreich und schuf damit etwas, das damals im Land noch Mangelware war: qualitätsvolles Kindertheater.
Nun inszenierte Nina Blum bereits die 16. Saison. Begonnen hat man in Fels am Wagram, doch mittlerweile ist die Spielstätte schon lange im Märchenschloss Poysbrunn (Bezirk Mistelbach). In dieser Saison unterhalten die Bremer Stadtmusikanten in einer moderneren Fassung. Das interaktive Wandertheater ist eine Neubearbeitung von Michaela Riedl-Schlosser mit Musik von Andreas Radovan.
Die vier heimatlosen musikbegeisterten Tiere „Neesel“, „Nahund“, „Schmatze“ und „Auahahn“ wandern dabei gemeinsam in die Musikstadt Bremen. „Kinder sind ein wahnsinnig ehrliches Publikum“, sagt Regisseurin Nina Blum über die Herausforderungen ihrer Arbeit. „Wenn ihnen langweilig ist, dann stehen sie auf. Dagegen hilft die Musik natürlich auch sehr. Das Theater eignet sich da mit dem Märchen als Erzählform mit den archaischen Grundthemen des Lebens sehr gut: Gut gegen Böse oder die Suche nach dem Glück.“ Gespielt wird noch bis 28. August.
Bevor Blum aber im Kulturbereich durchstartete, wählte sie zuerst einen ganz anderen Weg. Nach der Matura hat sie Psychologie studiert. Schon damals hat die 48-Jährige mit der Schauspielerei geliebäugelt und überlegt, es am Max Reinhardt Seminar zu probieren.
Doch zuerst machte sich Blum als Unternehmensberaterin selbstständig, bildete Führungskräfte aus und führte Konfliktmoderationen durch. „Aber das Künstlerische fehlte mir“, erinnert sie sich heute. Also absolvierte sie dann doch berufsbegleitend die Schauspielschule Krauss, um sich dann mehrere Jahre voll und ganz der Schauspielerei zu widmen. Engagements am Stadttheater Klagenfurt und im Fernsehen, etwa in der Serie „Der Winzerkönig“, folgten.
Etwas „Eigenes“
„Das war alles fein, aber irgendwann bin ich an den Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe, ich möchte etwas Eigenes machen“, sagt Blum, die mit ihrem Mann und der Tochter in Wien lebt. So entstand dann der Märchensommer.
Seit sieben Jahren ist Blum zudem Intendantin auf der Rosenburg im Bezirk Horn. „Da habe ich zunächst ein wenig überlegt, aber gleichzeitig hat es mich so gereizt, etwas für Erwachsene zu machen. Dann habe ich gesagt ,Ich mache das, ich habe ein super Team‘.“ Es entstand die Sommernachtskomödie: „Ich habe als Schauspielerin immer am liebsten Komödie gespielt. Es ist für mich einfach das spannendste Genre.“
Das sei auch die richtige Wahl fürs Waldviertel gewesen, ist Blum sicher. „Fast zwei Drittel des Publikums kommt aus Niederösterreich. Gerade beim Sommertheater ist die Idee, dass Leute, die sonst nicht ins Theater gehen, die Möglichkeit in der Region haben.“
Besonders angezogen habe sie die Rundbühne vor der Rosenburg, die Blum als Alleinstellungsmerkmal bezeichnet. Diese würde sich ideal für filmisches Inszenieren eignen. Sehr schnell müsse man zur nächsten Szene übergehen. Manches passiert fast gleichzeitig.
Seminare und Theater
Und dieses Bild bietet eine ideale Metapher für Blums Leben, in dem sie die Tätigkeitsfelder schnell wechselt und teilweise ineinander verwebt.
Im Herbst hält sie als Unternehmensberaterin viele Seminare, im Mai beginnen die Theaterproben und dann startet die Festivalzeit. Einige Jahre stand Blum auch als Kabarettistin mit Martin Oberhauser auf der Bühne. Im Vorjahr inszeniert sie erstmals an der Wiener Staatsoper die Wanderoper für Kinder „Die Entführung aus dem Zauberreich“.
Für Blum sind all diese Herausforderung eine Fügung im Leben: „Wenn du mit offenem Herzen durchs Leben gehst und auf die innere Stimme hörst, dann spült dich das Leben dort hin, wo du hingehörst. Ich glaube an eine Form von Bestimmung.“
Bei ihrer Arbeit in der Regie helfe ihr die Erfahrung in ihrem anderen Job als Beraterin: „Letztlich geht es darum, mit einer Gruppe zu arbeiten und um die Entwicklung von Potenzial.“ Spricht Blum über das Theater, erwähnt sie immer wieder das großartige Team, mit dem sie arbeiten darf. Auf der Rosenburg unter anderen etwa mit Marcus Ganser, der dort für Regie und Bühnenbild verantwortlich zeichnet.
Dort wird noch bis 31. Juli „Manche mögen’s verschleiert“, Michael Niavaranis Theaterfassung des französischen Kultfilms „Voll verschleiert“, gespielt. Infos unter www.sommernachtskomoedie-rosenburg.at
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