Neues Geriatrie-Projekt in Waidhofen an der Thaya weist die Richtung
Die demografische Entwicklung rückt nicht nur die Altenpflege, sondern auch die Geriatrie immer rasanter in den Fokus der Gesundheitspolitik. Ein im Landesklinikum Waidhofen an der Thaya vor einem Jahr installiertes neues „Zentrum für Altersmedizin“ (ZAM) zeigte den großen Bedarf dieser Spezialisierung in Niederösterreichs Kliniken auf.
Schon innerhalb des ersten Jahres wurden die stationären Betten im Waidhofner ZAM mit 40 Einheiten mehr als verdreifacht. Das Vorzeigeprojekt im Waldviertel soll bald in einem weiteren Landesspital umgesetzt und landesweit ausgerollt werden.
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Für eine 93-jährige Frau, wie Maria Ulmer, ist ein Oberarmbruch eine Katastrophe für die Bewältigung des Alltags. Der stationäre Aufenthalt im ZAM bescherte der Patientin aber wieder Zuversicht. Sie ist mobil und kann sich wieder eigenständig waschen, anziehen sowie selbstständig essen.
Selbstständigkeit
Genau die Erlangung dieser Selbstständigkeit sei das Ziel der Arbeit im ZAM, berichtete Primarius Hermann Reiter dem für die Landeskliniken zuständigen Landesrat Ludwig Schleritzko, bei dessen Visite in Waidhofen/Thaya. Die „Zielkundschaft“ des ZAM sind Patienten über 65, deren Alltagsselbstständigkeit entweder durch akute oder chronische Erkrankungen eingeschränkt ist.
Längere Krankenhausaufenthalte auf anderen Abteilungen oder Sturzverletzungen, die operiert wurden, können Gründe für die Mobilitätsverluste sein, so Primar Reiter. Der große Vorteil des neuen Zentrums sei, dass die notwendigen Therapien nach genauen ärztlichen und pflegerischen Aufnahmeanalysen optimal auf den Patienten abgestimmt werden, schilderte der Primar.
Als die Eckpunkte der geriatrischen Arbeit nannte die leitende Oberärztin des ZAM, Elke Maurer, die Prävention und die Rehabilitation samt Mobilisation der Patienten. Zur medizinischen Betreuung gibt es Gruppen- und Einzeltherapien mit Gleichgewichts-, Ausdauer-, Kraft- und Sensibilisierungstraining.
Stationär aufgenommen werden die Patienten für maximal 28 Tage, so Wolfgang Mühlberger, der Pflegeleiter der Station. Die Erfahrungen hätten auch gezeigt, dass Patienten, die eine vierwöchige Verweildauer aufweisen, gegenüber jenen mit kürzerem Aufenthalt deutlich größere Fortschritte gemacht haben.
Altenversorgung
In den 49 niederösterreichischen Pflege- und Betreuungszentren (PBZ) mit 6.000 Pflegeplätzen leben aktuell 42 Personen, die 100 Jahre und älter sind. 17 Personen davon feierten den 100. Geburtstag im Jahr 2023.
Landesagentur
Die PBZ befinden sich mit 27 Landeskliniken unter dem Dach der Landesgesundheitsagentur (LGA) mit 28.000 Mitarbeitern. 7.600 Klinikbetten stehen zur Verfügung. 4.000 Ärzte, 15.000 Krankenpflegekräfte und 1.600 Ehrenamtliche kümmern sich um das Wohl der Patienten und Pflegebedürftigen.
40 Stationsbetten
Aufgrund des Bedarfs und der guten Erfolge wurde das Angebot der neuen Abteilung jedenfalls nach der Eröffnung im Oktober 2022 kontinuierlich in die Höhe geschraubt. So waren bis Ende September 2023 bereits 212 Patienten im ZAM in stationärer Behandlung. Startete man mit zwölf Stationsbetten, so umfasst das Zentrum nun bereits 40 Betten. Das Feedback der Patienten sei für das ganze Team höchst motivierend, so Mühlberger. „Oft wurden wir von Patienten und Patientinnen gefragt, ob sie denn wieder zu uns ans ZAM kommen dürfen“, berichtete er.
Landesrat Schleritzko zeigte sich jedenfalls von der Arbeit des multidisziplinären Teams beeindruckt. Die Spezialisierung in Form des ZAM belege auch welches „spitzenmedizinisches Potenzial und welch hohe Expertise Niederösterreich in all seinen Regionen hat“. Für die Etablierung des Zentrums habe das Land 145.000 Euro investiert. Mit dem Landesklinikum Klosterneuburg wartet auch schon der nächste ZAM-Anwärter auf eine Realisierung.
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