Neuer Anlauf gegen Jagd auf Fischotter

Fischotter beschäftigen einmal mehr die Gerichte
WWF bekämpft Fischotter-Verordnung vor Gericht, heuer in NÖ acht Tiere getötet

Über das Treiben der Fischotter scheiden sich in Niederösterreich weiter die Geister. Was Fischern im Corona-Lockdown verboten war, scherte die putzigen und streng geschützten Räuber wenig. In Fließgewässern, Zuchtteichen, aber auch Ziertümpeln in Hausgärten fischten die Marder. Acht von ihnen mussten deshalb heuer in NÖ bereits ihr Leben lassen. Eine entsprechende Verordnung der nö. Landesregierung, die das erlaubt, wird deshalb nun von der Naturschutz-Organisation WWF in einer neuen Beschwerde vor dem nö. Landesverwaltungsgericht (LVwG) bekämpft.

Der WWF hat bereits zwei frühere Bescheide des Landes für die „Entnahme“, sprich Tötung, aggressiver Otter über das LVwG ausgehebelt. Sie mussten zurückgenommen werden. Die mit 28. November 2019 in Kraft getretene und bis 30. Juni 2023 beschränkte neue Verordnung wurde speziell zum Schutz der Teichwirte erlassen.

50 Tiere

Sie sieht vor, dass maximal 50 Tiere pro Jahr getötet werden dürfen. Der WWF befürchtet die „Massentötung von 150 Tieren“ und geht wieder auf Konfrontation mit dem Land NÖ. Die erlaubte Entnahmezahl betreffe im Schnitt vier bis fünf Prozent der Gesamtpopulation, heißt es aus der NÖ Naturschutzabteilung. Der Schutz der Population, wie ihn die EU vorschreibt, sei nicht gefährdet, wird versichert. Der Fischotter habe sich erfolgreich flächendeckend etabliert, doch die erfolgreiche Artenschutzaktion bringe andere schützenswerte Tierarten, wie Bachforellen, Koppen oder Edelkrebse unter Druck, teilt Abteilungschef Martin Tschulik mit.

Abschüsse

Dass 2019 ein und heuer bislang acht Otter entnommen wurden, zeigt eine eher moderate Vorgangsweise. Diese entspreche aber keinesfalls der Aarhus-Konvention der EU, ist WWF-Artenschutz-Experte Arno Aschauer überzeugt. „Zu den aufgehobenen Bescheiden gibt es eigentlich keine Änderung, außer dass Einzelprüfungen von Fällen nicht zugelassen sind“, kritisiert der WWF-Mann. „Nicht der Fischotter ist das maßgebliche Problem. Es sind die Verbauung der Gewässer, zu wenig Restwasser und die Erwärmung in Flüssen, die den Fischbestand dezimieren“, beklagt Aschauer. Der WWF fordert mehr Unterstützung für Zäune bei Teichanlagen und Entschädigungszahlungen.

„Alles zu umzäunen ist ja im Bereich der Fließgewässer lächerlich und unmöglich“, sagt Karl Gravogl, der Obmann des NÖ Fischereiverbandes. Die Klagen der Fischer, aber auch Privater über Schäden reißen nicht ab. „Viele entdecken, dass der so liebe Otter auch ein brutaler Räuber ist“, so Gravogl. Er bedauert, dass im Vorjahr die NGO’s kurz vor der Beschlussfassung eines Fischotter-Managementplans für NÖ den Verhandlungstisch verlassen haben. Die Verordnung des Landes im November 2019 war der Grund dafür. An der Ausarbeitung des Masterplans werde weiter gearbeitet, er soll im Herbst zur Verfügung stehen, teilt die Naturschutzabteilung mit.

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