Nachruf: Trauer in NÖ über Tod eines legendären Bürgermeisters
Als Alois Jäger 1998 als 60-Jähriger freiwillig das Bürgermeisteramt abgab, hatte er die Gemeinde bereits 33 Jahre lang engagiert und euphorisch geführt. Groß sind nun Betroffenheit und Trauer in der Marktgemeinde St. Georgen am Ybbsfelde (Bezirk Amstetten) über den Tod von Altbürgermeister Alois Jäger.
Der für die Gemeinde sehr prägende ehemalige Politiker ist am Sonntag im 84. Lebensjahr nach längerer schwerer Krankheit gestorben. Zahlreiche wichtige und markante Einrichtungen und Maßnahmen waren von ihm initiiert worden.
Jüngster Bürgermeister
„Da haben wir dann selbst momentan etwas blöd dreingeschaut“, erzählte der leutselige Bürgermeister außer Dienst gerne die Anekdote, wie 1965 eine junge Liste bei den Gemeinderatswahlen revoltierte und er dann plötzlich als 26-jähriger ÖVP-Quereinsteiger Bürgermeister war. Jäger, der schon als Jugendlicher Redewettbewerbe gewonnen hatte, fiel damals als jüngster Bürgermeister Niederösterreichs auf.
Wortgewaltig, schlau und keinesfalls konfliktscheu setzte er sich durch und nutzte seine Gabe am Rednerpult während seiner gesamten Karriere. Auch über die damals zahllosen Bettelfahrten zur noch in Wien residierenden Landesregierung hatte Jäger in seiner Politpension jederzeit amüsante Erinnerungen auf Lager.
„Er war immer sehr nahe an den Menschen und sehr präsent. Vieles von dem was die Gemeinde heute darstellt, wurde unter seiner Führung geschaffen“, beschreibt ihn St. Georgens aktueller Bürgermeister Christoph Haselsteiner (ÖVP). Bis zum Schluss sei Jäger das Gemeindewohl ein großes Anliegen gewesen. In zahlreichen Vereinen habe der Ökonomierat, der Ehrenringträger und Ehrenbürger der Gemeinde war, positive Spuren hinterlassen.
Aufbaubürgermeister
Der Landwirt Jäger wurde zum Antreiber des Aufbaus in der Landgemeinde.Trinkwasserversorgung, Kanalisierung, der Bau einer neuen Volksschule oder auch politische Maßnahmen, wie die Fusionierung mit der Gemeinde Krahof 1971 oder die Markterhebung 1976, sowie die Gründung des Gewerbegebiets an der B1 Richtung Amstetten trugen seine Handschrift. Die Feuerwehr-Sicherheitszentrale St. Georgen trägt seinen Namen. Jäger war auch führender Bauernkammer- und Molkerei-Genossenschaftsfunktionär. Als solcher hatte er auch strittige Themen, wie die Fusionierung und letztendliche Schließung der damals zu kleinen Molkerei St. Georgen zu argumentieren und mitzuverantworten.
Einen seiner letzten einprägsamen Auftritte am Rednerpult lieferte Jäger 2015. Damals stand in einer Generalversammlung die Fusion der bis dahin eigenständigen Raiffeisenbank St. Georgen mit der großen Raiffeisenbank Amstetten an. Jäger trat als ehemaliger St. Georgner Raika-Funktionär leidenschaftlich dagegen auf. Funktionäre und Mitglieder stimmen aber mehrheitlich für den Zusammenschluss.
Die Basis für die Gemeindeentwicklung mit einem kontinuierlichen Bevölkerungszuwachs gehe eindeutig auf Jägers umfassendes Wirken zurück, ist Bürgermeister Haselsteiner überzeugt. Der Familie bekundet er Dank und große Anteilnahme. Das Requiem und die feierliche Verabschiedung Jägers sollen in würdiger Form, wahrscheinlich in der letzten Februarwoche stattfinden.
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