Nach Nein zu Bauprojekt Glasfabrik: Alles auf Anfang in Brunn/Gebirge

Nach Nein zu Bauprojekt Glasfabrik: Alles auf Anfang in Brunn/Gebirge
Gemeinderatsbeschlüsse nach Volksbefragung aufgehoben. Am Freitag soll nun die weitere Vorgangsweise besprochen werden.

Alles auf Anfang heißt es beim Großbauprojekt auf dem Areal der ehemaligen Glasfabrik in Brunn am Gebirge. Zumindest fast auf Anfang. Die bisher zwischen den Grundeigentümern – der Wiener Städtischen Versicherung, der Wohnbaugenossenschaft Heimat und den Wiener Grundstücksentwicklern „6B47“ – und der Gemeinde ausverhandelten Bebauungsrichtlinien waren bei einer von der ÖVP geforderten Volksbefragung im Jänner von rund 60 Prozent der Teilnehmer abgelehnt worden.

Haupt-Streitpunkt ist die Zahl der auf dem Grundstück errichteten Wohnungen. Die Opposition will diese auf maximal 350 limitieren.

Seitens der SPÖ/Neos-Rathausmehrheit wurden daraufhin die bereits gefassten Beschlüsse im Gemeinderat wieder aufgehoben. Am Freitag findet nun eine Sitzung der eigens gegründeten Projektgruppe zum Bauvorhaben statt. Darin soll die weitere Vorgangsweise besprochen werden.

"Brauchen geförderte Wohnungen"

SP-Klubsprecher Albert Scheiblauer fordert von allen Beteiligten „Sachlichkeit, Dialog und Kompromissfähigkeit“ ein. Er betont: „Wir haben dem Ergebnis der Volksbefragung Rechnung getragen. Die Rückmeldungen der Brunnerinnen und Brunner in vielen Gesprächen mit uns waren eindeutig: Viele brauchen geförderte Wohnungen, da der freie Markt schlichtweg zu teuer ist. Gleichzeitig wurde die Gesamtwohnungsanzahl bei der Drittellösung als zu hoch angesehen und das Fehlen eines öffentlich zugänglichen Parkareals sowie von Flächen für soziale Infrastruktur im Eigentum der Gemeinde bemängelt. Vor allem das Thema Pflege bewegt hier unsere ältere Generation.“

Scheiblauer formuliert daher drei zentrale Forderungen der Gemeinde: „Die Gesamtwohnungsanzahl muss im Vergleich zur Drittellösung bei möglichst hohem Anteil an gefördertem Wohnen deutlich reduziert werden. Eine zusammenhängende, öffentlich zugängliche Parkfläche muss entstehen. Eine Fläche für kommunale Zwecke wie zum Beispiel ein Tagespflegezentrum inklusive Pflegefachschule soll angekauft werden.“

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ÖVP-Gemeindeparteiobmann Oliver Prosenbauer kritisiert das Vorgehen einmal mehr: „Wir müssen dafür sorgen, dass das Ergebnis des Bürgervotums akzeptiert und auch umgesetzt wird. Das bedeutet, dass wir bei der Glasfabrik endlich eine Beschränkung auf maximal 350 Wohnungen beschließen. Das ist nämlich der Bürgerwille.“ Ein ÖVP-Antrag im Gemeinderat, diese maximale Wohnungsanzahl offiziell zu beschließen, fand keine Mehrheit.

„Die SPÖ/Neos-Koalition und Bürgermeister Andreas Linhart haben damit gezeigt, dass sie das Ergebnis der Volksbefragung nicht akzeptieren wollen. Wir müssen nun auf die Umsetzung des Bürgerwillens bestehen, denn der Bürgerwille ist wichtiger als der Bürgermeisterwille“, so Prosenbauer.

"Wollen keine Satellitenstadt"

Grünen-Chefin Sabine Hiermann stellt klar: „Wir wollen keine Satellitenstadt, sondern moderate Verbauung mit leistbarem Wohnraum für junge Brunnerinnen und Brunner. Unsere Gemeinde soll nicht zur "Schlafstadt" werden, sondern ein Ort, in dem sich wieder Leben abspielt.“

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Opposition protestiert. GR David Wareka (FPÖ), GR Oliver Prosenbauer (ÖVP), GR Sabine Hiermann (GRÜNE) und GR Mario Rosensteiner (Liste WIR Brunner)

David Wareka von der FPÖ sieht den "klaren Bürgerwillen, dass am Areal der Glasfabrik nicht mehr als 350 Wohnungen entstehen sollen. Jetzt liegt es beim Bürgermeister, diesen Bürgerwillen auch umzusetzen.“ Und Mario Rosensteiner von der Bürgerliste WIR Brunner meint: „Das Volk hat entschieden! Ein Mix aus Bildung, Freizeit und Gewerbe muss oberste Priorität haben.“ 

Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ) appelliert: „Wir haben zugehört, unsere Lehren gezogen und überarbeiten unser Konzept für das quartier21. Wir stehen für sachliche Kommunalpolitik ohne große Politinszenierung. Diese Sachlichkeit erwarten wir uns nun auch von allen anderen Gemeinderatsparteien. Das Verharren in Extrempositionen nützt niemandem.“

Eigentümer glauben an ihr Projekt

Weiter vom vorgelegten Konzept für das Quartier 21 überzeugt ist Klaus Wiltschnigg, Leiter der Immobiliensparte bei der Wiener Städtischen: "Leistbarer Wohnraum mit optimiertem Energiebedarf und einem bunten ergänzenden Nutzungsmix würde einen echten Mehrwert für die Brunner Bevölkerung, insbesondere für Jungfamilien, bringen. Als Eigentümervertreter sind wir zuversichtlich, dass ein Baustart bald möglich ist."

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