Uniformierter Stadtrat ist ein Fall für Disziplinarbehörde

Seit dem Start des politischen Protestkunstprojekts FUFU vor zehn Jahren trägt Martin Dowalil Uniformen: Jetzt prüft eine Diszilinarbehörde
Uniformierter FUFU-Stadtrat im Visier des Heeres, Martin Dowalil möchte mit Soldatengewand Antikriegsbotschaft vermitteln

Er will es nicht lassen. Auch als politischer Drittelpartner in der neuen Stadtregierung von Waidhofen/Ybbs wird FUFU-Listenchef Martin Dowalil auf eingespielte Provokationen nicht verzichten. Abermals trat er bei der montägigen konstituierenden Sitzung des Gemeinderats martialisch in Uniform auf. Der zum Markenzeichen gewordene Gag könnte dem neuerlich zum Baustadtrat gewählten Waidhofner nun Ungemach bescheren. Behörden prüfen nämlich, ob er das Gesetz gegen das unbefugte Tragen von Uniformen verletzt hat. 500 Euro Strafe oder gar bis zu vier Wochen Arrest drohen.

Mit bunten Buttons, Fantasieorden und einer Piratenbinde verziert, hatte der Chef der Liste „Farblose Unabhängige Formierte Uniformierte“ (FUFU) am Montag die Montur der US-Marines übergestreift. Aus gutem Grund. Denn die am Tag der Gemeinderatswahl gewählte alte Bundesheer-Uniform könnte noch Zores bescheren. „Angeblich hat man im Rathaus über mich nachgefragt. Es war eine Offiziersuniform aus den 1970-Jahren“, so Dowalil. Nicht das Kleidungsstück an sich, sondern die Dienstgradspiegel am Revers dürften Uniformwächter stutzig gemacht haben. Die Disziplinarbehörde überprüfe den Auftritt des Stadtpolitikers, wird aus dem Verteidigungsministerium bestätigt.

Uniformierter Stadtrat ist ein Fall für Disziplinarbehörde

Stein des Anstoßes: Am Tag der Gemeinderatswahl trug FUFU-Stadrat alte Bundesheeruniform aus den 1970er-Jahren

Protestkunstprojekt

Bei ihm seien noch keine Ermittler vorstellig geworden, sagt der Stadtrat. Ein Blick ins Internet genügt, um zu wissen, dass Dowalil über seinen nicht ganz legalen Uniformkult Bescheid weiß. FUFU wurde als „Protestkunstprojekt“ zur Zeit des Hypes der Piratenparteien gegründet. „Ich sehe die Sache gelassen. Ich trage die Uniformen ohnehin nur mehr selten. Wer mich kennt weiß, dass ich helfe, wo ich kann. Ich habe ein Patenkind in Somalia, vorige Woche habe ich um 500 Euro Medikamente für die Ukraine gekauft“, so Dowalil. Die Uniform sieht er als Mahnung gegen Krieg. Denn: „Krieg ist immer irgendwo.“

Im Zivilberuf als Planer für das Gesundheitswesen tätig, will Dowalil als Stadtpolitiker nach fünf Jahren als oppositioneller Baustadtrat nun als Mitregierender in Waidhofen viel „positive Energie“ umsetzen. Barrierefreiheit, Bodenschutz und Klimamaßnahmen bei Neubauten und Gewerbebetrieben sind die Hauptthemen der vier FUFU-Gemeinderäte.

Uniformierter Stadtrat ist ein Fall für Disziplinarbehörde

Bei der konstituierenden Sitzung am Montag trug Dowalil eine alte Adjustierung der US Marines

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