NÖ: Das AMS finanziert nun Führerscheine für Berufskraftfahrer
Zeitnot, Staus und der Kampf um Parkplätze – Lkw-Fahrer haben keinen einfachen Job, der Beruf ist in den vergangenen Jahren auch immer unbeliebter geworden. Das Coronavirus, berichten Experten, habe die Situation nochmals verschärft.
Europaweit suchen Unternehmen deshalb händeringend nach Berufskraftfahrern, Niederösterreich bildet da keine Ausnahme. Laut Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, fehlen hierzulande rund 1.600 Lkw-Fahrer. „Buschauffeure, die ebenfalls dringend gebraucht werden, sind da noch gar miteingerechnet“, berichtet Ecker.
Initiative
In einer gemeinsamen Initiative haben das Arbeitsmarktservice (AMS) sowie die Arbeiter- und Wirtschaftskammer ein Ausbildungspaket für die Verkehrswirtschaft geschnürt; 130 Plätze werden angeboten. „Anfang März haben die niederösterreichischen Unternehmen in Summe 637 freie Stellen quer über alle Branchen hinweg beim AMS gemeldet, bei denen Führerscheine der Kategorie C und D ein Einstellungserfordernis war“, berichtet AMS-NÖ-Chef Sven Hergovich.
Zum einen finanziert das Arbeitsmarktservice den Jobsuchenden die Ausbildung im Bereich der Speditions- und Zollwesen sowie in der Lagerlogistik im Wert von bis zu 4.000 Euro. Auch wer künftig ein Fahrlehrer sein will, bekommt die Kurse bezahlt. Dazu kommt, dass die Führerscheine der Gruppe C, D und E nichts mehr kosten, wenn die Personen bereits eine verbindliche Jobzusage bei einem Betrieb in der Tasche haben. Laut Hergovich soll zudem die Akademie für Berufslenker weitergeführt und für die Teilnehmer noch attraktiver gestaltet werden.
Arbeitskräftemangel kostet der Wirtschaft 400 Millionen Euro pro Jahr
„Der Mangel an Arbeitskräften kostet den Unternehmen in Niederösterreich rund 400 Millionen Euro pro Jahr. Das entspricht einem BIP-Wachstum von 0,7 Prozent, das nicht realisiert werden kann. Das neue Maßnahmenpaket ist ein wichtiger Beitrag, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken“, ist sich Wirtschaftskammer-Präsident Ecker sicher.
500 Euro Bonus
Hingewiesen wurde von den Sozialpartnern auch darauf, dass jene, die die Berufslenker-Akademie (Dauer 18 Monate) erfolgreich absolvieren, noch einen Bonus in der Höhe von 500 Euro abstauben können. „Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit, bringt ein besseres Einkommen und stärkt das Selbstbewusstsein. Durch den anerkannten Lehrabschluss im Bereich Berufskraftfahrer wird sichergestellt, dass hier bestens geschulte Fachkräfte für den Arbeitsmarkt ausgebildet werden“, so AK-Präsident Markus Wieser.
Dass das AMS auch die Ausbildung zum Fahrlehrer unterstützt, sorgt in der Branche für Freude. „Die Fahrlehrer-Ausbildung ist übrigens auch sehr interessant für Frauen, die nach der Familienphase wieder Perspektiven am Arbeitsmarkt suchen“, betont der St. Pöltner Fahrschulunternehmer Richard Mader.
Kommentare