Für Politik und Hydrologen mit ein Grund, weshalb die Grundwasserblase der Mitterndorfer Senke im Dreieck zwischen Wiener Neustadt, Baden und Mattersburg auf einem historischen Tiefststand angelangt ist – bei der Messstelle in Wiener Neustadt fehlen gut sieben Meter auf den Durchschnittswert. Und die Leitha gilt als wichtiger Grundwasserregulator.
Der Fluss ist auf einer Länge von 15 Kilometern durch die massiven Ausleitungen bei der Peischinger Wehr (Bezirk Neunkirchen) für den Kehrbach und bei der Rauwehr in Katzelsdorf (Bezirk Wr. Neustadt) für Kehrbach und Warme Fischa über die längste Zeit des Jahres völlig ausgetrocknet. Durch den Betrieb der dort gelegenen Wasserkraftanlagen bestünde ein „massives rechtliches Interesse“, dass sich an den Durchflussmengen nichts ändere.
Dagegen kämpfen nun mehrere Interessensgruppen mit vereinten Kräften an. Die Gemeinde Lichtenwörth bei Wiener Neustadt will nicht mehr tatenlos zusehen und hat vor einigen Tagen zusammen mit engagierten Bürgern die „Interessensgemeinschaft Wasser in der Leitha“ gegründet. Auch eine Unterschriftenaktion und eine Online-Petition wurden gestartet.
Ziel ist es, Entscheidungsträger zu Maßnahmen zu bewegen, damit die Leitha andauernd Wasser führt. „Der Fluss ist ein wichtiger Regulator für unseren Grundwasserspiegel. Sie ist aber auch als Teil unseres Natur- und Naherholungsraumes sowie für die Tierwelt ein unverzichtbares Naturjuwel, das es unbedingt zu erhalten gilt“, erklärt Lichtenwörths Bürgermeister Manuel Zusag. Volle Zustimmung kommt vom Zillingdorfer Ortschef Harald Hahn, der seit Jahren auf eine Lösung beim Land NÖ drängt.
Bei der Abteilung Wasserwirtschaft verweist man auf eine laufende „Grundwassermodellierung“, die die Frage klären soll, wo wasserrechtliche Verfahren zur Anpassung der Wasserentnahmen eingeleitet werden sollten. Auch die Montanuniversität Leoben wurde zu dem Thema mit einer Studie beauftragt.
Für Betroffene entlang des Flusses ist es nicht fünf Minuten vor, sondern bereits fünf nach zwölf. In Lichtenwörth müssen wegen des niedrigen Wasserstandes in einigen Haushalten seit Wochen die Bewohner frieren. Karl Hirschler hatte wegen des ökologischen Gedankens vor 13 Jahren für sein Einfamilienhaus auf eine umweltfreundliche Grundwasser-Wärmepumpe gesetzt. Knapp zehn Meter ist der dafür nötige Brunnen tief. Das Grundwasser ist aber noch tiefer gesunken. Ergo steht die Heizung still, berichtet Hirschler.
Seit Wochen, auch bei nächtlichen Minusgraden, mussten der Pensionist und seine Frau mit einem elektrischen Heizstrahler in der Küche und „warmen Pullis und Socken“ auskommen. Für den nächsten Winter muss eine neue Heizanlage her, verbunden mit horrenden Kosten.
Dass das Wasser in der Leitha durch die Versickerung unmittelbare Auswirkungen auf den Grundwasserstand hat, ist in Lichtenwörth durch die Pegelmessungen ausreichend belegt. „Wenn die Leitha ein bis zwei Tage Wasser führt, steigt der Grundwasserpegel um mehrere Zentimeter“, heißt es. Dieselbe Beobachtung macht man auch auf der anderen Seite des Flusses im burgenländischen Neudörfl.
Das Leitha-Thema müsse dringend angegangen werden, betonte zuletzt auch Christian Sailer, Leiter der Wasserwirtschaft im Eisenstädter Landhaus. Denn bei der nächsten Hitzeperiode im kommenden Sommer drohe in Teilen des Nordburgenlandes ein Engpass bei der Trinkwasserversorgung.
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