Mit Kaiser Maximilian auf Stadtrundgang

Der "Kaiser" vor dem Dom zu Wiener Neustadt.
Sebastian Buchner lässt als Kaiser Maximilian die Geschichte Wiener Neustadts aufleben.

Am wohlsten fühlte sich Kaiser Maximilian in der Orangerie in der Burg. „Dort habe ich zwischen den Zitronen- und Orangenbäumen geschrieben und gelesen. Leider existiert die Orangerie heute nicht mehr“, erzählt sehnsüchtig der Kaiser.

Beziehungsweise Sebastian Buchner.

Der 38-Jährige trägt eine dunkle Kappe, Jacke und Plusterhose. Als Kaiser Maximilian, der 1459 in Wiener Neustadt geboren wurde, führt Buchner durch die Stadt. Mit seinen lockigen Haaren schaut er dem Kaiser sogar ein wenig ähnlich. „Das wäre dann auf den ersten Blick aber auch unsere einzige Gemeinsamkeit. Maximilian galt als sehr oberflächlich und Meister der Selbstinszenierung, wir hätten, glaube ich, unsere Differenzen gehabt“, meint Buchner augenzwinkernd.

Weltenbummler

Und während Maximilian seine Kindheit hier in Wiener Neustadt verbrachte, war die Stadt für Buchner nicht mehr als ein Pendelknoten zwischen Wien und seinem Heimatort Pitten (Bezirk Neunkirchen).

Erst die Niederösterreichische Landesausstellung im Vorjahr konnte das Interesse des Reisebegleiters für die Stadt wecken: „Ich habe 15 Jahre lang Reisegruppen in ganz Europa und Nordafrika begleitet. Doch über meine Heimat wusste ich nur wenig. Das wollte ich im Rahmen der Landesausstellung ändern“, erinnert sich Buchner. Kurzerhand meldete er sich als Stadtführer.

Mit Kaiser Maximilian auf Stadtrundgang

Die Tour führt über die historischen Kasematten bis zu den letzten Resten der Stadtmauer.

Als Kaiser will er die Leute auch nach der Landesausstellung für die Geschichte der Stadt begeistern. Mit Erfolg: Die nächsten Termine sind bis September bereits alle ausgebucht, aufgrund der großen Nachfrage sind nun zusätzliche Führungen im Oktober eingeplant.

Die eineinhalbstündige Tour geht von den Kasematten über den Hauptplatz, vorbei an den Resten der Stadtmauer, durch das ehemalige jüdische Viertel, über den Dom und das Neukloster bis zu Sankt Peter an der Sperr. Aufgrund des großen Erfolges sind ähnliche Touren angedacht, etwa über die Allzeit Getreue während des Zweiten Weltkriegs oder zur napoleonischen Zeit.

Im Gegenzug zum Kaiser fühlt sich der Stadtführer übrigens am wohlsten in der Kunst- und Wunderkammer des Neuklosters: „Hier gibt es etwa eine getrocknete Mumienhand zu entdecken und Pfeile von türkischen Angreifern – so etwas fasziniert mich.“

Kommentare