Panzertüren
Zu den Kunden und Inhabern der Schließfächer zählen zahlreiche bekannte und honorige Persönlichkeiten. Sie vertrauten auf ein neuartiges Schließfachsystem, laut Bank dank einer Computersteuerung eines der modernsten auf dem Markt. Die Kassetten in verschiedenen Größen sind in einem Hochsicherheitsraum im Keller hinter gepanzerten Türen gelagert.
Diesen Bereich betritt der Kunde aber nicht. 365 Tage im Jahr kann man rund um die Uhr aus einem eigenen Raum im Foyer mittels Bankkarte und Zugangsdaten auf den Safe zugreifen. Computergesteuert wird die jeweilige Kassette dann per Lift in ein Ausgabefach geliefert.
Bei einem solchen Vorgang Mittwochabend glaubte ein Unternehmer aus dem Bezirk Mödling, seinen Augen nicht zu trauen: Er wollte Münzen für die Kinder in den Bankensafe legen. „Ich habe das Schließfach angefordert, wie immer. Aber es war leer“, so der betroffene Unternehmer. Seinen Angaben nach schenkte man ihm in der Filiale zunächst keinen Glauben. „Ich musste mir zuerst anhören, dass vielleicht jemand anderer aus der Familie das Fach leer geräumt hat. Angenehm war diese Situation nicht. Zum Glück ist dann aber die Kriminalpolizei auf meinen Anruf hin gekommen“, schildert der Kunde.
Die Täter haben augenscheinlich alle Sicherheitsmechanismen ausgetrickst und sich unbemerkt Zugang zu dem System verschafft.
Keine Einbruchsspuren
Die Schließfächer wurden augenscheinlich nicht gewaltsam aufgebrochen. Die Täter haben sich anscheinend still und heimlich über das Computersystem und die Software Zugang verschafft und die Safes leer geräumt. „Es gibt eine international agierende Gruppe, die auf diese Art des Zugriffs spezialisiert ist. Das waren absolute Profis“, heißt es vonseiten der Ermittler. Nähere Details will man erst in den nächsten Tagen bekannt geben.
Wegen der Tragweite des Falles haben die Einbruchs- und Tatort-Spezialisten des nö. Landeskriminalamtes den Akt übernommen. Weil die Schließfächer von außen unversehrt sind, kann die genaue Schadenssumme noch gar nicht abgeschätzt werden. Dafür müssen in den kommenden Tagen alle Inhaber eines Safes persönlich in die Bank kommen und in ihrem Schließfach nachsehen, was genau fehlt. Bei der Polizei geht man allerdings vom Schlimmsten aus.
„Egal, wie gut die Sicherheitsmechanismen auch sind, hat man leider nie einen 100-prozentigen Schutz vor dieser Art der kriminellen Energie“, heißt es bei Raiffeisen. „Wesentlich ist, dass alles mögliche zur Aufklärung des Falles getan wird.“
Was den Schaden anbelangt, so dürften die Bankkunden auf einem Großteil sitzen bleiben. Versichert sind die Schließfächer meist nur bis zu einem Wert von 5.000 Euro. Bei höheren Einlagen ist ein zusätzliche Versicherung nötig.
Kommentare