Mentale Fitness als „Impfstoff“ gegen Demenz

v.l. NÖGUS-Chef LR Martin Eichtinger, Petra Zuser (NÖ ÖGK), Andreas Schneider NÖ Demenz-Service
Landesweite Service-Einrichtung berät in Niederösterreich pflegende Angehörige und ermutigt zur Vorsorge. 700 Beratungen seit Jahresbeginn

Eigentlich sollte heuer im Kampf gegen die stetig zunehmende Zahl an Demenz-Kranken ein Vorsorgeprojekt für mentale Gesundheit aufgezogen werden. Die Corona-Pandemie durchkreuzte die Pläne der Österreichischen Gesundheitskasse aber. Zu Jahresbeginn wurde aber gemeinsam mit dem NÖGUS des Landes NÖ ein flächendeckendes Demenz-Service-Netz aufgezogen. Vor allem den hauptsächlich mit der Pflege von Demenzkranken betrauten Angehörigen soll damit unter die Arme gegriffen werden.

„Neben der aktuellen Situation dürfen wir andere Gesundheitsthemen nicht außer Acht lassen“, will Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP) rund um den Welt-Alzheimertag am kommenden Montag die Demenz-Problematik in den Blickpunkt rücken. 22.000 Menschen sind derzeit in NÖ an Demenz erkrankt. „Wir gehen davon aus, dass sich bis zum Jahr 2050 diese Anzahl verdoppeln wird“, sagte Eichtinger.

80 Prozent dieser Patienten werden von den Angehörigen daheim betreut und gepflegt. Um sie zu unterstützen, wurde mit einem Kostenaufwand von 654.000 Euro das Demenz-Service installiert. Nach einem Probejahr in fünf Bezirken des nö. Zentralraums konnte zu Jahresbeginn der landesweite Start vollzogen werden. Trotz widriger Bedingen fanden heuer bereits 700 Beratungen statt, berichtete Eichtinger.

Anlaufstellen

Die Beratungen mussten wegen der Covid-19-Situation heuer hauptsächlich über das Internet oder telefonisch abgewickelt werden, sagte Arzt Andreas Schneider, der das NÖ Demenz-Service leitet. 20 Experten sind für die neue Einrichtung aktiv. Nach Möglichkeit führen sie ihre Beratungen aber direkt bei den betroffenen Familien durch. Erste Anlaufstellen für Betroffene sind die Hotline 0800 700 300 oder die Homepage www.demenzservicenoe.at.

Als weitere Auskunftsstellen dienen Info-Points, die in allen 24 Bezirksstellen der ÖGK in NÖ installiert wurden, schilderte die Landesstellenleiterin der ÖGK, Petra Zuser. „Die Vorsorge ist wichtig. Mit Training von Körper und Geist und mit einem gesunden Lebensstil kann man viel hinanhalten und hinauszögern“, erklärte sie. Nach Möglichkeit werden Workshops und Vorträge trotz der aktuellen Einschränkungen abhalten.

Eine frühe Diagnose und Behandlung sei wichtig, um den Krankheitsverlauf zu mildern und zu verzögern, versicherte der Experte Schneider. Mit Rat und Tat stehe man zur Verfügung, um das Demenz-Risiko zu mildern. Die Steigerung der Gedächtnisleistung sei der wichtigste Ansatz. Schneider hat dafür Tipps parat. Mit 60 Jahren eine neue Sprache zu erlernen oder ein Instrument zu spielen, sei ideal, um geistig fit zu bleiben. „Es gilt nicht etwas für die Pensionszeit aufzuschieben, sondern Sachen, die man gerne tun möchte, sofort anzugehen“, rät der Mediziner Schneider. Ein Mangel ortet er noch bei der Zahl der Demenz-Pflegeplätze in den NÖ Betreuungszentren.

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