Melk: "Handreichung" soll an Nazi-Morde in Welterbestadt erinnern

Die "Wand der Namen" erinnert in der Melker Gedenkstätte an die fast 4.900 Opfer in der KZ-Außenstelle
Mit einem Streetartfestival will der Gedenkverein "MERKwürdig" die Opfer und Angehörigen der KZ-Greuel ehren und auf das eigene Vereinsjubiläum hinweisen.

Ein Jahr vor Ende des Zweiten Weltkriegs richteten die Nazis auch in Melk noch eine fixe Zweigstelle ihrer Todesmaschinerie ein. 

Mit einem Veranstaltungsreigen wird in den nächsten Tagen an die Errichtung des Außenlagers des KZ-Mauthausen und gleichzeitig der Gründung des Melker Gedenkvereins "MERKwürdig“ vor 30 Jahren gedacht.

Melk: "Handreichung" soll an Nazi-Morde in Welterbestadt erinnern

Schauriges Schaustück: Ofen im Krematorium des KZ Melk 

Hinter dem harmlos klingenden Codewort "Quarz“ bauten die NS-Schergen im Umfeld der Melker Birago-Kaserne das Konzentrationslager auf. 4.884 sind im Lager oder bei der Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen im Melker Quarzwerktunnel gestorben oder ermordet worden. Dokumente und Erinnerungen von Überlebenden belegen den Horror. 

Größtes KZ in NÖ

In der KZ-Anlage mit 18 Gebäuden - es handelte sich um das größte Außenlager in Niederösterreich - waren 14.400 Menschen gefangen gehalten worden. In der vor 61 Jahren eröffneten Gedenkstätte beim Objekt 10 wird auch das Krematorium gezeigt, in dem 3.500 Leichen verbrannt worden sind.

Seit drei Jahrzehnten bemühen sich der Verein "Merkwürdig“ und das erst vor einigen Jahren gegründete Zeithistorische Zentrum Melk um Aufklärung und Gedenkarbeit. In der breiten Öffentlichkeit ist die Melker KZ-Vergangenheit noch immer nicht sehr bekannt. Sehr wohl aber in der Region Melk.

Melk: "Handreichung" soll an Nazi-Morde in Welterbestadt erinnern

Mitglieder des Vereins "MERKwürdig"

Die Resonanz in der Bevölkerung, das Kennenlernen von Überlebenden oder Angehörigen der Opfer sowie eine Bereitschaft vieler Melker, sich dem Themenkomplex zu stellen und die Debatte über das Geschehene zu suchen, sei für die Mitglieder des Vereins "MERKwürdig“ Motivation, die Arbeit im Gedenken an die NS-Opfer zu verrichten, versichert Vereinsobmann Alexander Hauer.

Musik wird KZ-Häftlingen gewidmet

Die Arbeit des Vereins umfasst die Thematisierung der gesellschaftspolitischen Dimension der NS-Zeit und aktueller, politischer Ereignisse -  lokal, regional und (inter)national. Dabei sind die Kunst und Veranstaltungen hilfreich. Etwa das schon mehrfach veranstaltete "12h-Konzert wider Gewalt und Vergessen“.  

Dabei werden den rund 14.400 Melker KZ-Häftlingen je drei Sekunden Musik auf mehreren Bühnen im  Melker Zentrum gewidmet. In Summe sind dies 43.200 Sekunden, also zwölf Stunden.

Darüber hinaus gab es über die Jahre zahlreiche Filmvorführungen, Podiumsdiskussionen, Theaterstücke, Streetart, Kabaretts und vielfältige Projekte und Kooperationen mit Schulen und anderen Partnern.

Zum 30-jährigen Vereinsjubiläum bildet das Streetart-Projekt "Handreichung“ einen Schwerpunkt. Die Eröffnungsvernissage dazu mit Live-Aktionen von Künstlern und Künstlerinnen geht am kommenden Samstag um 10.30 Uhr bei freiem Eintritt im Hof der Melker Tischlerei Kulturwerkstatt über die Bühne. Hauer dazu: "Das Projekt soll die Offenheit widerspiegeln, mit der uns über die Jahre KZ-Überlebende und ihre Nachkommen begegnet sind, was wir stets als bereichernd und berührend erlebt haben.“

Melk: "Handreichung" soll an Nazi-Morde in Welterbestadt erinnern

Kuratoren der Streetart-Aktivitäten: Ehepaar Perez

Die Eröffnung gestalten die Künstlerin Elisabeth, alias "Rapunze“ und Rob Perez, die den Streetart-Zyklus auch kuratieren. Mit dabei weiters die wilde Balkan-Klezmer-Crossover Combo "Baba Yaga“. Bis 28. September entstehen zu verschiedenen Terminen frei zugängige Arbeiten, die temporär das Bild der Weltkulturerbestadt Melk mitprägen werden.

Buchpräsentation

Am Sonntag geht es um 18 Uhr mit einer Buchpräsentation in der Gedenkstätte im "Objekt 10“ in der Birago-Kaserne (Südtor) weiter. Präsentiert wird die deutschsprachige Ausgabe des Werks "Die vergessene Razzia. Pexonne, 27. August 1944“  von Guillaume Maisse. Der Autor wird anwesend sein. Musikalisch begleitet Johannes Kammerer die Veranstaltung, zu der der Eintritt abermals frei ist. Um Anmeldung unter info@zhzmelk.a wird gebeten.

Kommenden Montag geht dann, ebenfalls im Objekt 10, um 10.30 Uhr die internationale Gedenkfeier für die Opfer des KZ-Außenlagers Melk zum Jahresthema "Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“ des Mauthausen Komitees Österreich über die Bühne.

Auf der Internetseite der KZ-Gedenkestätte (https://www.zhzmelk.at) sind auch die Termine angeführt, an denen regelmäßige öffentliche Rundgänge in der Anlage angeboten werden.  KT

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