Markovics: "Ich bin Vorsteller"
KURIER: Sie leben seit 30 Jahren in Hinterbrühl. Das ist eine lange Zeit, würden Sie sich jetzt schon als Niederösterreicher bezeichnen?
Karl Markovics: Damit tue ich mir tatsächlich schwer, mit einer kleinteiligen Zuteilung. Ich lebe schon gerne da, wo ich bin, aber ich würde mir schwertun dabei, mich als Hinterbrühler zu bezeichnen. Das wird dann einfacher, je großflächiger es wird. Zu sagen ich bin Österreicher ist schon besser und dann wird es immer leichter. Ich kann sagen ich bin Europäer, aber ganz leicht wird es mit Mensch. Ich bin ein Mensch.
Und wie ist das mit anderen Bezeichnungen? Sie sind als Schauspieler bekannt geworden, haben sich aber auch als Regisseur einen Namen gemacht. Wie bezeichnen Sie sich selbst, oder wie würden Sie sich zuordnen?
Ich habe tatsächlich vor Kurzem eine Bezeichnung gefunden: Ich bin Vorsteller. Vorsteller wirklich in jeder Beziehung. Das Wunderbare an der deutschen Sprache ist, dass sie uns die Möglichkeit gibt, in dem Wort alle möglichen Facetten zu sehen. Es bedeutet, sich etwas vorzustellen in der Fantasie, etwas vor seinen Augen, das in dem Moment nicht existiert. Und dann das Buchstäbliche einer Vorstellung, wie etwa einer Theatervorstellung, einer Lesung, einem Film. Und mir gefällt die Vorstellung davon mich als Vorsteller zu bezeichnen.
Wollten Sie schon immer Schauspieler werden?
Ohne das jetzt abnützen zu wollen, aber ich konnte mir tatsächlich nie etwas anderes vorstellen. Seit ich denken kann, dass ich etwas mit meiner Vorstellung auch als Erwachsener machen kann, möchte ich genau das. Ich wollte das, was man als Kind spielen nennt, auch als Erwachsener machen. Spielen ist auch so ein schönes Wort wie Vorsteller. Ich könnte mich auch als Spieler bezeichnen, aber das hat eine gefährliche Bedeutung, obwohl es eigentlich auch mit Sucht zu tun hat. Ich könnte mir ein Leben ohne meinen Beruf nicht vorstellen.
Und gibt es noch etwas, das Sie gerne ausprobieren möchten?
Alles was in Richtung bildende Kunst geht. Ich male privat – also für mich selbst – ich möchte das nicht ausstellen. Aber vom Schöpferischen her interessiert mich die bildende Kunst sehr. Ich kann mir vorstellen, dass ich mich irgendwann über eine schönes Stück Holz oder einen Stein hermache.
2018 haben Sie Ihr Debüt als Opernregisseur bei den Bregenzer Festspielen gefeiert. Möchten Sie das wiederholen?
Wenn es sich ergibt auf jeden Fall. Ich kann mir nicht vorstellen, die Zauberflöte oder Rigoletto zu inszenieren. Nicht weil ich sie nicht mag, ich habe aber das Gefühl, das ist so oft inszeniert worden, dass ich nicht wüsste, warum ich da noch einen Neuzugang finden sollte oder ob ich überhaupt könnte. Spannend finde ich einen neuen Weg zu finden, etwas, das es noch nicht gibt. So war das auch bei Bregenz. Ich hatte davor schon Angebote für eine Operninszenierung abgelehnt, aber da hatte ich sofort Interesse. Ich habe es mir spannend vorgestellt, von Anfang an dabei zu sein, bevor es noch ein Libretto gibt, und keine einzige Note komponiert wurde, gemeinsam mit dem Komponisten an der Verwirklichung zu arbeiten – und das war es dann auch. Es muss aber keine Uraufführung sein, es kann auch ein Werk sein, das in Vergessenheit geraten ist.
Der Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor wurde am 29. August 1963 in Wien geboren. Durch seine Rolle in "Kommissar Rex" wurde er einem breiteren Publikum bekannt. Markovics spielte im TV sowie im Theater. Die Hauptrolle des Salomon Sorowitsch in Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher", der 2008 mit dem Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" ausgezeichnet wurde, ist sein bisher größter internationaler Erfolg. 2011 gab er mit dem Spielfilm "Atmen" sein Debüt als Regisseur und Drehbuchautor. Dafür wurde er mehrfach mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet. Bei den Bregenzer Festspielen 2018 inszenierte er die Uraufführung der Oper "Das Jagdgewehr".
Sie treten nicht nur dort mit Musikbegleitung in Erscheinung, sondern sind in NÖ auch mit den Oberösterreichischen Concert-Schrammeln zu erleben. Haben Sie eine besondere Verbindung zur Schrammelmusik?
Ja, das kann man sagen. Im Wiener Ensemble von Karl Welunschek bei dem ich in meiner frühen Schauspielzeit viel gespielt habe, haben wir einen Wiener Liederabend entwickelt. Der ist auch schon 30 Jahre alt. Das war meine erste Begegnung mit dem Wiener Lied und dann hat sich eine Art Beziehung entwickelt. Jedoch verging einige Zeit, bis wir den Wiener Liederabend wieder aus der Versenkung geholt haben und dann haben wir ihn ab und zu aufgeführt zum Beispiel beim Schrammelklang-Festival im Waldviertel musiziert mit den Neuen Wiener Concert Schrammeln. Das ist aber nicht der einzige Abend mit Musikern, ich habe auch Programme mit Streichquartetten und dem Ensemble von Peter Gillmayr.
Am 26. Februar tritt Karl Markovics mit den OÖ Concert-Schrammeln im Cinema Paradiso St. Pölten auf, einen Tag danach im Cinema Paradiso Baden. Dabei erzählt er Geschichten bekannter österreichischer Autoren.
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