Allerdings erteilte das Gericht dem jahrelang umstrittenen Straßenbauprojekt nicht nur eine Absage, sondern legte auch eine Alternative zum bisherigen Bauprojekt vor. Im Entscheid wird eine Trassenführung vorgestellt, die das Europaschutzgebiet „erheblich“ weniger beeinträchtigen würde. Zugleich würde es aber in Sachen Lärm und Verkehr nicht mehr Belastungen mit sich bringen, ebenso wie für Wald, Boden und die Landwirtschaft.
Gegenvorschlag
Konkret zeichnet sich die Trassenvariante dadurch aus, dass sie – im Gegensatz zum ursprünglichen Projekt – weitgehend am Europaschutzgebiet und damit am Lebensraum des Triels vorbeiläuft. Wobei das BVwG einräumt: „Eine Berührung lässt sich mit keiner der betrachteten Trassenvarianten gänzlich vermeiden.“ Vorteile sieht der Vorschlag der Sachverständigen auch für die Landwirtschaft vor; durch die Verschiebung der Trasse würden weniger landwirtschaftliche Flächen zerschnitten als bei der ursprünglichen Planung der Schnellstraße.
Wenig Unterschiede gibt es hingegen im Hinblick auf den Verbrauch von Waldflächen, den Bodenverbrauch und den Lärmschutz. Was angesichts der Eckdaten der BVwG-Variante aber auch nicht verwundert: Die Trasse wird gegenüber der bisherigen S8-Planung lediglich um einen halben Kilometer in den Norden des Schutzgebiets verschoben. Ein klarer Nachteil des Vorschlags sei die Barriere, die dadurch für Wildtiere geschaffen werden würde. Allerdings sieht die neue Variante sowohl eine Verschiebung der ursprünglich geplanten Wildbrücke sowie die Errichtung einer weiteren Querung vor.
Gegenargument
Durchaus nachvollziehbare Überlegungen also – wobei die Variante des BVwGs derzeit noch ebenso reine Theorie ist wie die bisherigen Pläne zur S8. Weshalb Gänserndorfs ÖVP-Bürgermeister René Lobner einmal mehr betont, dass die Politik handeln müsse. „Uns geht es darum, dass die Gemeinden an der B8 vom Verkehr entlastet werden. Also wenn es eine Alternative gibt, muss diese möglichst rasch umgesetzt werden“, stellt er hohe Erwartungen an die neue Bundesregierung.
Was Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation VIRUS und der Bürgerinitiative Marchfeld, stark bezweifelt: Jahrelang kämpfte er gegen die Umsetzung der S8, denn eine Umfahrung könne die Verkehrsprobleme im Marchfeld nicht lösen. „Das ginge nur mit weniger Straßenverkehr. Es braucht eine Offensive im öffentlichen Verkehr sowie verkehrsvermeidende Maßnahmen“, betont Rehm.
Dieser Artikel wurde am 17.12. um 14.16 Uhr aktualisiert.
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