Wenn Gastro-Personal in den Westen muss
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Wo die Radfahrer beim Imbiss gustierten, der Gourmet sein Steak im Gastgarten genoss und die Weinkennerin ihr Glas schwenkte, passiert im Winter – vorsichtig formuliert – nicht viel. Zumindest verhält sich so die Situation in Krems und der Wachau.
Denn die Gastronomie ist in der Region vor allem im Sommer gut gefüllt. Das bedeutet aber, dass auch weit weniger Personal benötigt wird. Ein Problem, das man beim Arbeitsmarktservice Krems schon länger kennt.
Vor der Krise sei die Arbeitslosenquote in Krems (Stadt und Bezirk) durchschnittlich bei 6,2 Prozent gelegen, in der Gastronomie waren es aber 15,3 Prozent, sagt Erwin Kirschenhofer, regionaler Geschäftsstellenleiter beim AMS Krems. Im Jahr 2020 lag die Arbeitslosigkeit in der Branche sogar bei rund 27,8 Prozent. Und die Zahlen von Ende August 2021 zeigen, dass man sich in der Gastronomie noch immer nicht vollkommen von der Pandemie erholt hat.
Ungleichgewicht
Beim AMS Krems spricht man von einer Spezialstellung in der Region. Während Gastro-Personal hier kaum gebraucht wird, sucht man wegen des Wintertourismus im Westen jedes Jahr händeringend nach guten Kräften. Hier setzt das AMS Krems mit Lösungen an. Man arbeitet in diesem Fall etwa mit der Partnergeschäftsstelle Bischofshofen in Salzburg zusammen. Der Plan: Die Arbeitslosen, die man nicht in der Region vermitteln kann und die etwa im Hotel- oder Gastronomiebereich arbeiten könnten, bekommen dort eine Stelle.
Doch gerade, wenn überregional vermittelt wird, werde es oft emotional, sagt Kirschenhofer. Viele kämen ohnehin schon mit Ängsten und Sorgen. „Wir reden das ganz offen an, und sagen konkret, was Sache ist, und versuchen, im Rahmen des Möglichen das Beste für alle Beteiligten daraus zu machen.“
Den Rahmen des Möglichen gibt allerdings das Gesetz vor, dem das AMS untersteht. So muss jede und jeder, der Geld vom AMS zur Überbrückung der Arbeitslosigkeit bezieht, arbeitswillig und vermittelbar sein – regional oder überregional. Wenn Arbeitslose innerhalb von drei Monaten in dem Stammbetrieb nicht wieder fix anfangen können, kann auch überregional vermittelt werden, erklärt Kirschenhofer. Ausnahmen sind etwa Betreuungspflichten.
Erfreuliche Nachrichten kommen vom Arbeitsmarktservice Niederösterreich (AMS). Laut Lehrlingsstatistik der Wirtschaftskammer Österreich würden die niederösterreichischen Betriebe mit Stand Ende September dieses Jahres 16.434 Lehrlinge ausbilden. Das sind sogar um 3,6 Prozent mehr als zum Vergleichszeitpunkt vor zwei Jahren – also im Jahr 2019, noch vor der Pandemie.
Laut AMS NÖ steigen die Zahlen der Lehrlinge deswegen, weil die Betriebe „die vor der Corona-Krise aufgenommenen Auszubildenden zum allergrößten Teil – unter anderem auch aufgrund der Unterstützung durch die deutlich ausgebaute Kurzarbeit– weiter behalten haben“. Außerdem hätten „die positiven wirtschaftlichen Aussichten die Nachfrage nach Lehrlingen in Niederösterreich erfreulicherweise deutlich erhöht“, sagt Sven Hergovich, Landesgeschäftsführer AMS NÖ.
Mit Ende September waren in ganz NÖ 1.205 Lehrstellen offen – ein Plus von 26 Prozent bzw. 251 Stellen im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Corona-Pandemie. 6.500 Jugendliche habe man beim AMS heuer bereits beraten.
Kennenlernen
Prinzipiell sei es natürlich immer das Ziel, die Personen in der Region zu vermitteln. Da arbeite man mit „guten Betrieben“ zusammen. Wenn aber etwa nach Salzburg vermittelt wird, versuche man, menschlich vorzugehen, sagt Kirschenhofer. Für eine Frau habe man etwa eine Unterkunft gefunden, wo sie die Katzen mitnehmen kann.
Auch ein Bus wurde schon einmal organisiert, damit das mögliche Personal die künftigen Arbeitgeber kennenlernen kann. „Wenn man das persönlich macht, verspricht es Erfolg“, sagt Kirschenhofer.
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