Dabei reicht die Geschichte des denkmalgeschützten Areals bis ins 19. Jahrhundert zurück. Ende 1993 verließ das letzte in Korneuburg gebaute Schiff die Werft, 2019 kaufte die Signa-Group Teile des 17,5 Hektar großen Grundstücks. Bald sollen 1.500 Menschen dort leben. Von Luxusunterkünften über Seniorenwohnungen bis hin zu leistbarem Wohnraum ist alles vertreten.
Letzterer ist sogar mit einem Mindestanteil von 30 Prozent vertraglich fixiert, wofür sich SPÖ-Gemeinderätin und Sefko-Vorstandsvorsitzende Bernadette Haider-Wittmann starkgemacht hat. Außerdem sind Büros und ein Hotel geplant, 700 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden.
Die Hallen in der Mitte der Werft bleiben im Eigentum der Stadt und sollen weiterhin allen Korneuburgern zur Verfügung stehen; dort wird es Gastronomie, Bildungseinrichtungen, Kultur und Veranstaltungen geben. „Wir wissen um die einzigartige Lage am Wasser und wollen genau deshalb vielfältige Nutzungs- und Erholungsmöglichkeiten entwickeln“, sagt ÖVP-Bürgermeister Christian Gepp. Korneuburg werde nun „noch näher“ an die Donau gebracht.
Allerdings ist das alles noch Zukunftsmusik. Der Kooperationsvertrag ist ein großer Schritt in Richtung einer Verwirklichung, entscheidend für das Projekt wird aber eine Umweltverträglichkeitsprüfung sein. Anfang Juli werden seitens der Stadt und Signa Gutachten zu dem Projekt eingereicht, auf 3.600 Seiten wurden die Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt dokumentiert. Das Land wird als zuständige Behörde die Pläne für die Werft-Entwicklung bewerten.
Rund ein Jahr soll es dauern, bis die Prüfung abgeschlossen ist, der Bescheid wird im Sommer 2023 erwartet. Bis ein Ergebnis vorliegt, wird von den Partnern fleißig an dem Projekt getüftelt; die Signa arbeitet an den Details zur Nutzung des Areals, auch was Mobilität, Nachhaltigkeit und Energiegewinnung betrifft.
„Wir prüfen gerade die Möglichkeit, das Baumaterial dem eigenen Forst zu entnehmen“, so Christoph Stadlhuber, Geschäftsführer der Signa Holding. Der Energiebedarf vor Ort soll vor allem durch die Nutzung von Sonne und Wasser gedeckt werden, außerdem ist eine Begrünung der Dächer geplant.
Apropos Donau: Signa überlegt, eine direkte Verkehrsanbindung von der Werft nach Wien zu schaffen. Ein Wassertaxi, das direkt beim Schwedenplatz hält, wäre eine Möglichkeit. „Wir denken hier in alle Himmelsrichtungen“, so Signa-Sprecher Ernst Eichinger auf KURIER-Anfrage.
Für die Stadt hätte jedoch ein anderes Verkehrsprojekt Priorität: Seit Jahren besteht der Wunsch nach einer weiteren Autobahnabfahrt, derzeit bestehen an der A22 die Anschlussstellen Ost und West. Eine Abfahrt Mitte wäre für das neue Stadtviertel in der Werft eine ideale Anbindung, und auch der Rest der Stadt würde von einer Verkehrsentlastung profitieren. Das Projekt hängt jedoch in der Warteschleife, aktuell befinde es sich in der „strategischen Analyse“, heißt es vom Verkehrsministerium, das eine neue Abfahrt prüft.
Kommentare