Klosterneuburg sucht Pächter für altes Kino
Die Geschichte des Kinos in Österreich nahm 1885 ihren Ausgang. Zunächst waren es vor allem Märkte, Zirkusse und Wanderkinos, die den Film als neue Attraktion für sich beanspruchten, obwohl zu dieser Zeit kaum von richtigen Filmen zu sprechen war. Die ersten eigenständigen Kinos in Österreich gab es ab 1902 und da vor allem in Wien.
Das erste Kino Niederösterreichs war in Deutsch-Wagram (1910). Die Branche wuchs rasant. Bis 1932 stieg die Zahl der Kinos auf 909 österreichweit. Die meisten Tickets wurden im Jahr 1958 verkauft (122 Millionen). Mit dem Einzug des Fernsehens in die Haushalte gab es einen Einbruch in der Kinobranche – das viel zitierte „Kinosterben“ setzte ein.
Ende einer Ära
In vielen Orten zeugen nur noch alte Schilder und Aufschriften von den einstigen „Lichtspielstätten“.
Wie etwa in Klosterneuburg. Noch heute gibt es den geschichtsträchtigen Saal im Rathauskomplex mit Orchestergraben und violetten Samtstühlen, wo bereits ab 1930 Filme gezeigt wurden. Doch über die Leinwand flimmert heute maximal der Staub.
2013 wurde der Betrieb eingestellt und das Kino schloss die Pforten. „Die damalige Pächterin ging in Pension und es gab keinen Bedarf in der Stadt, es hätte sich nicht ausgezahlt neben den Kinoriesen“, sagt Kulturstadträtin Verena Pöschl.
Eigentümer ist die Stadtgemeinde Klosterneuburg – und die hat sich im Sommer des Vorjahres bei einer Gemeinderatssitzung dazu entschlossen, das einstige Kino wieder zu bespielen. Es sollte ein Konzept für die weitere Nutzung erarbeitet werden mit dem Ziel, die stadteigenen Veranstaltungsstätten zu erweitern.
Nun werden Interessenten gesucht, die eine kulturelle Nutzung des Kinos, das über 160 Plätze verfügte, umsetzen können. Das kulturelle Angebot soll allgemein öffentlich zugänglich sein und sich vor allem an die Klosterneuburger Bevölkerung richten. Es soll zudem „breit gefächert sein und alle Generationen ansprechen, insbesondere die Jugend“, wie die Stadtgemeinde in einer Aussendung betont. Vorstellbar sind Lesungen, Konzerte, Programmkino, Vorträge, Tanzveranstaltungen und damit eine hohe Funktionsflexibilität der Raumgestaltung. Die Stadt wünscht sich einen Ganzjahresbetrieb.
Denkmalgeschützt
Da sich das Kino in einem sanierungsbedürftigen Zustand befindet, besteht die Möglichkeit, dieses auf eigene Kosten den künftigen Erfordernissen anzupassen. Die Sanierung des Kinos soll laut Stadtgemeinde durch den künftigen Betreiber und Pächter in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und der Stadtgemeinde Klosterneuburg erfolgen.
„Schon 2013 wollten wir es revitalisieren, aber das ist aus verschiedenen Gründen gescheitert“, sagt Pöschl – unter anderem weil nicht klar war, ob das Rathaus selbst renoviert werde.
Die Grundstruktur als Bühnen- und Lichtspieltheater mit Bühnenbereich samt Orchestergraben und den technischen Einrichtungen und Anlagen (Leinwandkonstruktion) soll jedenfalls erhalten werden.
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