Klimaschutz-Ausbildungszentrum für die Jobs der Zukunft

Klimaschutz-Ausbildungszentrum für die Jobs der Zukunft
Klimarelevante Ausbildungsangebote werden im Waldviertel gut angenommen, denn auch österreichweit werden Fachkräfte – etwa im Bereich der Photovoltaik – händeringend gesucht.

Das Ausbildungszentrum des Berufsförderungsinstituts (BFI) für technische Berufe in Sigmundsherberg in Niederösterreich besteht heuer seit 50 Jahren.

Schon lange war daher klar, dass das Gebäude renoviert und modernisiert werden muss.

Chance nutzen

Dieses Projekt wollte man so nachhaltig wie möglich umsetzen, sagt Christian Farthofer, Vorstandsvorsitzender des BFI Niederösterreich. So entschied man sich, die Chance des Umbaus zu nutzen und „ein Ausbildungszentrum für genau solche Facharbeiter der Zukunft“ zu erbauen.

2022 ist der Spatenstich erfolgt, seit Jänner 2024 werden im sogenannten Klimaschutz-Ausbildungszentrum 250 Ausbildungsmöglichkeiten – etwa im Bereich der Photovoltaik – für Jobsuchende sowie Kooperationspartner aus der Wirtschaft angeboten. Der Zu- und Neubau umfasst in Summe 1.300 Quadratmeter, die Kosten von 6,4 Millionen Euro wurde vom AMS NÖ übernommen.

Nachfrage nach klimarelevanter Ausbildung gestiegen

Die Nachfrage nach Arbeitskräften mit klimarelevanter Ausbildung sei, so AMS-NÖ-Chefin Sandra Kern, in den vergangenen fünf Jahren österreichweit um zehn Prozent gestiegen, in NÖ sogar um 36 Prozent. Laut Daten des AMS kommen auf eine freie Stelle in einem klimarelevanten Beruf (Stand Ende Oktober) nur 1,2 Arbeitslose.

Im Zentrum selbst seien aber deshalb keine neuen Berufe entstanden, erklärt Farthofer. „Man bildet weiterhin im Elektro- und Metallbereich aus, nur bekommen die Personen Zusatzqualifikationen, die sie im Klimabereich zu Spezialisten machen.“ In Sigmundsherberg gehen durch die knapp 18 Monate lange Facharbeiterintensivausbildung vor allem Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – „in ihrer Arbeit keinen Platz haben“, wie es Farthofer formuliert. Es seien oft Personen, die keinen Lehrberuf hatten oder diesen nicht mehr ausüben können.

Einer von ihnen ist der als KFZ-Techniker ausgebildete Josef Nimpf. „Ich bin fast abgestürzt“, erzählt er. „Ich habe ein totales Burnout gehabt.“ Lange sei er als Lastwagenfahrer zu unmöglichen Arbeitszeiten tätig gewesen. Nach einem langen Krankenstand und Reha kam er über das AMS nach Sigmundsherberg und kämpfte sich beeindruckend zurück.

„Wir weisen dich ein“

Mit über 50 Jahren sei er unsicher gewesen, ob er die Ausbildung schaffen könne. Vor allem Mathematik sei zu Beginn eine große Herausforderung gewesen. Nach dem ersten Tag sei er nicht sicher gewesen, ob er es schafft, wieder hinzufahren.

„Aber ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe.“ Nimpf hat nun seine Mechatronikerprüfung abgelegt und arbeitet seit September bei den ÖBB, ist etwa für Zugwartungen im Ausland zuständig.

Klimarelevanz
Österreichweit werden jährlich rund 1.500 Vollzeit-Arbeitsplätze im Bereich der Photovoltaik und 1.100 im Bereich der Windkraft durch Impulse in der Wirtschaft rund um die Energiewende gesichert bzw. entstehen neu. Das ergab eine Prognose des Instituts für Höhere Studien, beauftragt vom AMS 

Jobs
Die nachgefragten Berufsprofile reichen von Projektiererinnen über technische Planer, Elektrotechnikerinnen oder Monteure 

Mittlerweile habe man den Kurs auch angepasst, sagt Martin Svoboda, Leiter des Ausbildungszentrums. Nun gibt es auch die Möglichkeit für ein Vorbereitungsmodul, wenn es etwa Schwierigkeiten in einem Fach oder sprachliche Barrieren gibt. So wollte man sicherstellen, dass so wenige wie möglich die Schulungen abbrechen, obwohl es nur ein wenig Unterstützung braucht.

Philip Kernreiter ist nach unterschiedlichen beruflichen Stationen gerade in der Ausbildung zum Elektro- und Gebäudetechniker. Seine Befürchtung sei es gewesen, dass ihm nach der Ausbildung in Sigmundsherberg die praktische Erfahrung fehle. Jene Erfahrung, die Lehrlinge in Betrieben sammeln. In seinen Praxis-Modulen sei er aber in einer tollen Firma gelandet, „wo man bereit war, zu sagen, wir weisen dich ein und unterstützen dich“, schwärmt er.

Lernhotel statt lange Fahrt

Kursteilnehmende, die einen längeren Fahrtweg haben, können am Standort selbst im angeschlossenen „Lernhotel“ übernachten. Zudem wird bei Bedarf Kinderbetreuung im Ort vom BFI organisiert. Es besteht auch die Möglichkeit sozialpädagogischer Betreuung.

Für Marianne Kurz wiederum ist die Ausbildung genau jene, die sie gerne schon direkt nach der Schule gemacht hätte. Die 20-Jährige erzählt, dass sie schon immer im Elektrobereich arbeiten wollte, aber keine Möglichkeit für eine Lehre bekommen habe. Nach einer Schnupperwoche beim BFI war sie begeistert und lernt nun Mechatronik und Automatisierung: „Sachen selbst zu produzieren, fasziniert mich.“

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