Kein Theater: Von der Baustelle zur Prachtbühne in einem Jahr

Kein Theater: Von der Baustelle zur Prachtbühne in einem Jahr
Wiener Neustadt steht auch in finanziell schwierigen Zeiten hinter dem Leuchtturmprojekt Stadttheater. Inflation, Energiepreise und Personalkosten drücken auf das Stadtbudget.

Die Grundmauern und ältesten Gebäudeteile stammen aus dem Jahr 1663. So lange reicht die Geschichte des Wiener Neustädter Stadttheaters zurück.

Aktuell ist das Haus im Herzen der Stadt eine bauliche Ruine. Für knapp elf Millionen Euro wird das geschichtsträchtige Theater so umgebaut, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Stadtbaudirektor Manfred Korzil führte den KURIER über freigelegte Holztramdecken durch den Rohbau und glänzte dabei mit jeder menge geschichtlichem Wissen.

Kein Theater: Von der Baustelle zur Prachtbühne in einem Jahr

Manfred Korzil führte durch die Baustelle

Kirchenschiff

Unter Kaiser Josef II. wurde die ehemalige Kirche eines Karmelittinnenklosters zu einem Theater umgebaut und 1794 eröffnet. Die mühevoll abgebauten Altäre aus dem früheren Kirchenschiff sind heute noch in Wolfpassing zu bewundern, erklärt Korzil die Hintergründe.

➤ Mehr lesen: Bühne frei für ein neues Stadttheater in Wiener Neustadt

Beim fürchterlichen Großbrand in Wiener Neustadt 1834 wurde das Theater fast vollständig zerstört. Es wurde aber rasch wieder aufgebaut, weil man in der schlimmen und trostlosen Zeit den Menschen „Ablenkung und Amüsement“ bieten wollte, so der Stadtbaudirektor.

Platzhirsche kamen zum Zug

Den Zuschlag für den Generalumbau erhielten zwei hiesige Platzhirsche: die „koup architekten“ Peter Übersberger und Othmar Krupa zeichneten bereits für sensible Projekte wie das neue Stadtmuseum im Zuge der Landesausstellung 2019 verantwortlich, ihnen zur Seite steht mit der „SMP ZT GMBH“ ein tief in der Stadt verwurzelter Bauherr.

➤ Mehr lesen: Maria Großbauer: Raus aus der Politik, rein ins Theater

Nachdem das Haus in Zukunft auch große Orchester wie die NÖ Tonkünstler beherbergen wird, war vor allem die Akustikplanung eine der großen Herausforderungen. „Es gab akustisch sehr strenge Vorgaben“, sagt Korzil. Man habe aber Planer gefunden, die auch diese Hürde meisterten. Auch wenn es aktuell nicht so aussieht, soll es pünktlich zum 230-Jahr-Jubiläum im Herbst 2024 ein Bühnenspektakel zur Eröffnung geben.

Kein Theater: Von der Baustelle zur Prachtbühne in einem Jahr

Stadtbudget

Selbst in finanziell herausfordernden Zeiten habe man immer an dem nicht ganz billigen „Leuchtturmprojekt“ festgehalten. Bürgermeister Klaus Schneeberger und Nationalrat Christian Stocker (beide ÖVP) zogen am Freitag Bilanz über die budgetäre Lage der Stadt unter dem Einfluss der hohen Inflation und massiv steigender Ausgaben. Eine Novelle bei der Besoldung der Gemeindebedienstete bedeute für 2024 eine Mehrbelastung von 6,6 Millionen Euro.

 

Kein Theater: Von der Baustelle zur Prachtbühne in einem Jahr

FPÖ-Gemeinderat Philipp Gerstenmayer, SPÖ-Klubsprecher Christian Hoffmann, Bürgermeister Klaus Schneeberger, Erster Vizebürgermeister und Finanzstadtrat  Christian Stocker (beide ÖVP) und der Leiter des Geschäftsbereichs Finanzen Christian Mürkl

Die mittelfristige Finanzplanung sieht auch Abgänge vor: Laut Ein- und Ausgabenrechnung ein Minus von 15,1 Millionen Euro für 2024 und 9,2 Millionen Euro minus für 2025. „Wir konnten aber von 2015 weg deutliche Überschüsse erwirtschaften und Reserven in Form von Rücklagen ansparen“, sagt Stocker.

➤ Mehr lesen: Wiener Neustadts West-Einfahrt wird gesperrt: Angst vor Mega-Stau

Laut dem Finanzstadtrat komme ab 2023 und speziell ab 2024 eine Phase, in der man nach wie vor von einer hohen Inflation ausgehen müsse, jedoch gleichzeitig die Einnahmen nicht adäquat mit den Ausgaben wachsen. "Dies spiegelt sich in allen Bereichen von Sach- und Personalausgaben wider. Vor allem bei den Ausgaben für die Kinderbetreuung, die Gesundheit und für Soziales zeigen sich diese Steigerungen am deutlichsten", schildert Stocker.

Auch die Energiepreise seien auf einem deutlich höheren Niveau als noch bis 2021. Durch die rasche Einigung bei den Finanzausgleichsverhandlungen können einige diese Steigerungen teilweise abgefangen werden, so der Tenor.

Kommentare