Maria Großbauer: Raus aus der Politik, rein ins Theater

Bislang war Maria Großbauer fast nur aus Society-Berichten oder aus der Politik der breiteren Öffentlichkeit bekannt: als Opernball-Lady und als ÖVP-Nationalratsabgeordnete.
Jetzt wird die 43-jährige Niederösterreicherin beruflich ein für sie komplett neues Terrain betreten. Unter 39 Bewerberinnen und Bewerbern wurde sie nach einem Hearing zur operativen Geschäftsführerin des Stadttheaters Wiener Neustadt ernannt. Der endgültige Zuschlag wurde ihr nun mitgeteilt, diese Woche soll es offiziell werden.
Wie es dazu kam, erzählt sie im KURIER-Gespräch.
Viermal Opernball
Für Schlagzeilen hat Maria Großbauer erstmals im Jahr 2016 gesorgt. Da wurde sie im März von Dominique Meyer, dem damaligen Direktor der Wiener Staatsoper, als neue Organisatorin des Wiener Opernballs vorgestellt.
Dass gerade sie als Nachfolgerin von Desirée Treichl-Stürgkh ausgewählt worden war, hat für sehr viel Gerede über Freunderlwirtschaft gesorgt. Großbauer wies das alles entschieden zurück.

Maria Großbauer und Dominique Meyer beim Opernball 2020
Viermal war sie für den Wiener Opernball zuständig gewesen. Das dürfte auch Sebastian Kurz fasziniert haben. Er holte sie 2017 bei seiner ersten Nationalratswahl in sein ÖVP-Team und gab ihr mit dem 6. Platz auf der Kandidatenliste auch gleich eine aussichtsreiche Position.
Maria Großbauer schaffte 2017 den Einzug ins Parlament, wo sie noch immer als Kultursprecherin des ÖVP-Klubs politisch tätig ist. Zuletzt hatte sie sich vehement dafür eingesetzt, dass das ORF Radio-Symphonieorchester Wien (RSO) nicht Sparplänen zum Opfer fällt.
Zufällig beworben
Die Ausschreibung für die Geschäftsführung des Wiener Neustädter Stadttheaters hatte sie zufällig gesehen – und sich beworben. Sie habe gedacht, das wäre etwas für sie, sagt Großbauer gegenüber dem KURIER. Und es hat sofort geklappt.
Zusätzlich zum Opernball und zur Politik konnte sie noch ihre Erfahrung in der Werbebranche ins Treffen führen. Sie hatte in Wien ihr eigenes Werbeunternehmen gegründet.
"Funk Project"
Im künstlerischen Bereich hatte sie bisher eher nur mit Musik zu tun. Ihr Vater Karl Jeitler war Mitglied der Wiener Philharmoniker, sie selbst studierte Jazz-Saxofon an der Universität für Musik in Wien. Sie hatte damals sogar ihre fünfköpfige Band: „Maria Jeitler Funk Project“.
Das Wiener Neustädter Stadttheater kennt die aus dem Nachbarbezirk (Pottschach) stammende Maria Großbauer bereits seit ihrer Jugend: „Ich war in der Schulzeit mehrmals in dem Theater.“
Dort wird sie noch heuer einsteigen, 2024 soll dann das renovierte Theater (siehe unten) eröffnet werden. Großbauer: „Ich muss den Betrieb dort jetzt von Null in die Höhe bringen.“ Sie werde dafür jedenfalls „all meine Erfahrungen, meine Leidenschaft und Begeisterung für Musik und Theater“ einbringen.
Im Parlament will sie noch bis zur kommenden Wahl bleiben. Großbauer: „Die Funktion der Kultursprecherin lege ich aber zurück.“ Bei der nächsten Nationalratswahl wird sie nicht mehr für die ÖVP antreten.

Unter Kaiser Josef II. wurde in Wiener Neustadt die ehemalige Kirche eines Karmelittinnenklosters zu einem Theater umgebaut und im Jahre 1794 eröffnet. In den Jahren 1977 bis 1979 wurde es renoviert und für über 600 Sitzplätze modernisiert.
Das Stadttheater hatte selbst kein eigenes Ensemble. Vielmehr fanden dort fast ausschließlich Gastspiele statt, ein Schwerpunkt waren immer wieder auch Kabarettvorführungen. Eine Zeit lang diente der Publikumssaal auch als Kino.
Im März 2021 haben schließlich Stadt und Landesregierung entschieden, das Stadttheater noch einmal ordentlich zu restaurieren und den Betrieb neu aufzustellen. Der Betrieb wurde geschlossen und wird 2024, sobald die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sind, neu gestartet.
In Zukunft wird das Stadttheater Teil der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft (NÖKU) sein, die unter er Führung von Paul Gessl für den größten Teil des Kulturbetriebs zuständig ist. Zur NÖKU gehören unter anderem auch das Festival Grafenegg, das Festspielhaus St. Pölten, die Festspiele Reichenau, verschiedene Theater und auch Museen oder auch das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester.
Das Stadttheater Wiener Neustadt wird ein Teil des Landestheaters St. Pölten unter der künstlerischen Führung von Marie Rötzer. Produktionen des Landestheaters werden somit auch in Wiener Neustadt zu sehen sein. Dazu kommen Auftritte des Tonkünstlerorchesters. Wie in der Vergangenheit soll es weiterhin ein eigenes Kabarettprogramm geben.
Neben dem Stadttheater gibt es in Wiener Neustadt mittlerweile auch die Kasematten als Theaterstandort. Dort hat das Ensemble „wortwiege“ unter der Leitung von Anna Maria Krassnigg ihren fixen Platz.
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