In NÖ sprießen die Kindergärten: Steiniger Weg zur Betreuungsgarantie

In NÖ sprießen die Kindergärten: Steiniger Weg zur Betreuungsgarantie
Um für alle Kinder ab zwei Jahren einen fixen Platz zu gewährleisten, investieren Land und Gemeinden 750 Millionen Euro bis 2027.

„Es geht um Wahlfreiheit“, sagt Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP). Bis zum Jahr 2027 soll in Niederösterreich jedes Kind ab zwei Jahren einen Betreuungsplatz erhalten, wenn es die Eltern wünschen. „Schließung der Karenzlücke“, nennt das die Landesregierung. Dazu notwendig sind nicht weniger als 600 neue Kindergartengruppen. Insgesamt 750 Millionen Euro wird es kosten, dieses Ziel zu erreichen – gemeinsam aufgebracht von Land und Gemeinden.

Als „Musterschüler“ tut sich diesbezüglich Wiener Neustadt hervor, wie Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) am Montag nicht ohne Stolz betonte. Gemeinsam mit Teschl-Hofmeister präsentierte er die bisherigen Bemühungen der Stadt um den Ausbau der Kinderbetreuung. Diese sind erheblich, verzeichnet man doch jährlich 400 bis 700 neue Einwohner. Ein Wachstum, das die Infrastruktur ohnehin schon vor gewaltige Anstrengungen stelle, der Bedarf an Betreuungsplätzen für Zweijährige tut da ein Übriges.

Platz für Zweijährige

Dennoch habe man allen 1.444 Wiener Neustädter Kindern ab zweieinhalb Jahren heuer bereits einen Platz garantieren können. Ebenso jenen 66, die im Laufe des Jahres die Altersgrenze erreichen. Nun gehe es darum, bis 2024 auch ausreichend Platz für alle Zweijährigen zu schaffen. Man bitte daher interessierte Familien, sich schon im November dieses Jahres um die Anmeldung zu kümmern.

In NÖ sprießen die Kindergärten: Steiniger Weg zur Betreuungsgarantie

Stadtrat Gruber, Landesrätin Teschl-Hofmeister und Bürgermeister Schneeberger im neuen Dr. Norbert Wittmann Kindergarten Wiener Neustadt

„In 30 Gruppen werden in Wiener Neustadt derzeit 514 Kleinkinder – am Vormittag kostenlos – betreut“, betonte Bildungsstadtrat Philipp Gruber (ÖVP). „Dies bedeutet eine finanzielle Entlastung von rund 300 Euro für die Familien“. Seit 2022 habe man vier neue Kindergärten eröffnet und dafür 8,2 Millionen Euro investiert. Vier weitere seien in Bau und sollen bis September 2024 in Betrieb genommen werden – Investment: weitere 14 Millionen Euro. Zudem befinden sich drei weitere Kindergärten in Planung. Zusammengefasst gebe es 79 Gruppen in 21 Kindergärten in Wiener Neustadt und 19 weitere bis 2024.

Um zu erfahren, was der geplante Ausbau organisatorisch und pädagogisch für die Einrichtungen und das Personal bedeute, so Teschl-Hofmeister, habe man in NÖ in 15 Gemeinden aller Größen 22 Pilotkindergärten gestartet. Dieser Prozess werde wissenschaftlich begleitet. Eine zusätzliche Kraftanstrengung bedeute der Wunsch des Kindergartenpersonals nach kleineren Gruppen, um sich besser um jedes einzelne Kind kümmern zu können. Auch diesen wolle man erfüllen.

Personalbedarf

Die wohl größte Herausforderung sei jedoch die personelle. Das Land hat ein Weiterbildungsprogramm mit bis zu 8.000 Seminarplätzen und 400 Kursangeboten zusammengestellt. „Wir sind auch in Absprache mit dem AMS, den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik und Erwachsenenbildungseinrichtungen“, so Teschl-Hofmeister, „um Quer- und Wiedereinsteigerinnen bestmöglich zu unterstützen.“ Das Interesse sei enorm: seit 1. Jänner habe man bereits 547 neue Elementarpädagoginnen und -pädagogen aufgenommen: „Das sind um 86 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum der Vorjahre.“

Betreuung in Zahlen

  • 99 Prozent der drei- bis fünfjährigen Kinder besuchen laut aktueller Kindertagesheimstatistik in Niederösterreich eine institutionelle Betreuungseinrichtung. Bei den unter Dreijährigen liegt die Betreuungsquote bei 30 Prozent. Vor zehn  Jahren waren es noch  rund 21 Prozent.
  • Bis zur Finalisierung der vom Land NÖ ausgerufenen Betreuungsoffensive im Jahr 2027 geht man von einem Mehrbedarf für Kinder unter drei Jahren von rund 6.000 Plätzen  aus, um eine Betreuungsquote von 40 Prozent in Niederösterreich zu erreichen. 
  • Zurzeit laufen  Bedarfserhebungen in den Gemeinden. Im Endausbau rechnet man seitens des Landes mit rund 600 zusätzlichen Gruppen bis 2027 aufgrund der Aufnahme von Zweijährigen in den Kindergärten und aufgrund der Reduzierung der Gruppengrößen für eine individuellere  Betreuung.
  • Dazu werden auch etwa 600 zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen benötigt. Wurden 2018 im Schnitt noch rund 1,28 Pädagogen pro Kindergartengruppe eingesetzt, so sind es 2023 bereits 1,41 pro Gruppe. 

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